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06.12.2016 | Finanzbranche | Nachricht | Online-Artikel

Banken denken wegen Brexit über Standortwechsel nach

verfasst von: Barbara Bocks

2:30 Min. Lesedauer

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Seit dem Brexit gibt es unter mehreren Banken in London Unsicherheit, ob sie vor Ort bleiben oder den Finanzplatz wechseln. Zumindest bei einem Institut scheinen die Pläne bereits konkreter zu werden.

Die Stadt Frankfurt könnte laut eines Medienberichts den ersten großen Fisch an der Angel haben. Die amerikanische Citigroup, eine der laut Finanzstabilitätsrat systemrelevantesten Banken der Welt, denkt laut Medienberichten auf Basis informierter Finanzkreise darüber nach, einen Teil ihrer Angestellten, die mit Aktien und Zinsderivaten handeln, aus London abzuziehen. Die Arbeitsplätze sollen wahrscheinlich in die Mainmetropole Frankfurt wandern, sobald das Austrittsverfahren Großbritanniens aus der EU begonnen wurde. Außerdem soll die Citigroup auch bereits Gespräche mit der deutschen Finanzaufsicht Bafin führen. Die Bank, die in Großbritannien rund 9.000 Mitarbeiter beschäftigt, plane, vor Ende der Verhandlungsphase, die derzeit auf zwei Jahre geschätzt wird, fertige Büros in der gesamten Region zu haben. Auch über eine Verlagerung anderer Teile des Geschäfts der Bank wird offenbar diskutiert. Auch andere Finanzhäuser, etwa Goldman Sachs oder HSBC denken über Standortwechsel innerhalb Europas nach. Entschieden ist jedoch noch nichts. Zudem hat die Schweizer Großbank UBS Anfang Dezember bekanntgegeben, dass sie ihre Vermögensverwaltung für Kontinentaleuropa ab sofort von Frankfurt aus steuern will. In der neu gegründeten UBS Europe SE sind die europäischen Aktivitäten außerhalb des Schweizer Heimatmarkts und Großbritanniens inklusive deutsches Investmentbanking gebündelt.

Finanzstandort Frankfurt soll gestärkt werden

Seit der Brexit-Entscheidung hat unter anderem Volker Bouffier (CDU), hessischer Ministerpräsident, eine Initiative gestartet, um mehr Banken, Fintechs und auch die European Banking Authority (EBA) nach Frankfurt zu locken. Ein Bericht der Helaba Landesbank Hessen-Thüringen Research sieht den Finanzplatz klar als Nummer zwei hinter London. Er könne die "bevorzugte Adresse für Brexit-bedingte Jobverlagerungen werden, die Londoner Institute intern vorbereiten. In ihrem Basiszenario gehen die Helaba-Analysten von guten  Chancen auf mindestens die Hälfte der zur Dispostion stehenden Finanzjobs aus. Unter "sehr vorsichtigen Annahmen" könnten dies über einen Zeitraum von mehreren Jahren insgesamt mindestens 8.000 Mitarbeiter sein. Allzu große Hoffnungen auf viele Banken-Neuzugänge sollte sich der Finanzplatz Frankfurt jedoch laut Ulrich Hoppe, Geschäftsführer der deutsch-britischen Industrie- und Handelskammer, allerdings nicht machen. Hoppe sieht laut einem Medienbericht "einen Trend zu Verlagerung, aber keine Riesenströme", sondern geht eher von Stellenstreichungen in London aus. Auch Paris wirbt mit einer Finanzplatzinitiative um die Londoner Banker.

Mehr Fintech-Investitionen in Deutschland

Bei Fintech-Unternehmen könnte die Entwicklung anders aussehen. Immerhin fließt laut einer aktuellen Studie von KPMG bereits zum zweiten Mal in Folge im dritten Quartal mit knapp 94 Millionen Euro mehr Kapital in Finanztechnologieunternehmen an deutschen Standorten, etwa Berlin, Frankfurt und München, als nach Großbritannien mit 67 Millionen Euro. Wie viele Banken und Fintechs sich tatsächlich nach Frankfurt umorientieren, wird sich wohl erst zeigen, wenn die Austrittsbedingungen für Großbritannien feststehen.

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