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13.12.2016 | Logistik | Schwerpunkt | Online-Artikel

Wenn der Roboter das Weihnachtspaket bringt

verfasst von: Stefan Schlott

3:30 Min. Lesedauer

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Der Boom des Versandhandels fordert die Logistik. Vor allem auf der letzten Meile. Neue Fahrzeugkonzepte und automatisierte Techniken sollen Druck aus den Prozessen nehmen.

Die Auslieferungsdrohne wird eher ein Nischendasein führen, aber fahrende Zustellroboter gehören in wenigen Jahren sowohl in Metropolen als auch in ländlichen Regionen zum Alltag. Das sind Ergebnisse der dritten ZF-Zukunftsstudie, die sich mit dem Thema "Logistik auf der letzten Meile" befasst. Das Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik (IML) hatte dazu in einem 360°-Ansatz Erwartungen der Endkunden, gesetzliche und räumliche Rahmenbedingungen sowie technische Trends und deren Auswirkungen untersucht. So entstand eine Prognose für 2030, die zum jetzigen Zeitpunkt ebenso gewagt wie futuristisch scheint: Bis zu 400 Millionen Zustellungen jährlich sollen 2030 allein in Deutschland durch Transportroboter vorgenommen werden. Die sogenannte letzte Meile betrifft nahezu jeden — Kurierdienste und Transportunternehmen ebenso wie private und gewerbliche Kunden. Dies wird gerade in der Weihnachtszeit deutlich, wenn bis zu acht Millionen Pakete täglich — und damit 240 Prozent mehr als üblich — an ihren Bestimmungsort gebracht werden. Eine punktgenaue Zustelllogistik ist aber auch zu allen anderen Zeiten eine Herausforderung, in Metropolen ebenso wie in Kleinstädten oder auf dem flachen Land. Studienleiter Prof. Dr.-Ing. Uwe Clausen: "Vor dem Hintergrund der zahlreichen Einflussgrößen haben wir Entscheidungs- und Handlungsbedarfe identifiziert." So runden Handlungsempfehlungen an die Politik die Studie ab, wie etwa eine Harmonisierung uneinheitlicher Regelungen bei "Low Emission Zones". An die Logistikwirtschaft gerichtet ist der Appell, die Chancen der Digitalisierung stärker zu nutzen.

Mit den Herausforderungen des Zustellprozesses beschäftigt sich auch Peter Umundum in seinem Kapitel "Paradigmenwechsel auf der letzten Meile" des Fachbuchs "Logistik —eine Industrie, die (sich) bewegt". Seiner Ansicht nach werden von steigenden Paketmengen künftig diejenigen Logistikunternehmen profitieren, die es schaffen, die Kundenconvenience so weit wie möglich sowie dauerhaft zu steigern und somit auch neue Einnahmequellen für die zunehmende operative Komplexität des Zustellprozesses zu generieren. Gleichzeitig warnt der Autor: "Logistiker werden weiterhin von Fall zu Fall für ihren Markt evaluieren müssen, ob sie jedem Trend folgen und jede technische Neuerung bei sich einsetzen. Nur weil etwas als innovativ und zeitgemäß gilt, wird es noch lange nicht von allen Paketempfängern akzeptiert." Auch die Profitabilität des Logistikprozesses müsse gewährleistet bleiben, um Services — die Kunden erwarten — nachhaltig anbieten zu können.

Fahrerlose Kurierflotten als Geschäftsmodell

Welche Rolle die aktuellen Entwicklungen hin zum autonomen Fahren für die Transportwirtschaft haben könnten, ist Thema des Kapitels "Nutzungsszenarien", das Stefanie Baumann und Michael Püschner zum Fachbuch "Smart Mobility" beigesteuert haben. Die beiden zeigen sich zuversichtlich, dass automatisierte Fahrzeugsteuerungen viele Zustellungsprobleme beseitigen könnten, die wir heute kennen: So reduziere sich etwa die Transportzeiten und somit Wartezeiten für den Kunden, und es würden höhere Taktfrequenzen möglich. "Fahrerlose Flotten bieten Kurierdiensten eine kostengünstige Alternative für die kurzfristige Zustellung von Lieferungen auf geringen Distanzen und eröffnen somit neue Geschäftsmodelle für umgebungsgebundene Dienstleistungsunternehmen", so die Autoren. Eine wichtige Unterstützung erfahren diese neuen Geschäftsmodelle demnach durch die Optimierung des Fernverkehrs mit selbstfahrenden Lkw. Die komplette Transportkette werde schneller und effizienter.

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Autonome Fahrzeuge und autonomes Fahren im Bereich des Gütertransportes

Zur Erhöhung von Produktivität, Zuverlässigkeit und Flexibilität der Raumüberwindung nimmt der Automatisierungsgrad der Fahrzeuge sowohl im Bereich der Verkehrsträger als auch im Bereich des innerbetrieblichen Transports kontinuierlich zu. Durch die anwachsende Informationsdichte und Komplexität räumlicher Arbeitsteilung gewinnt die Idee der sich selbststeuernden, dezentralen Einheiten an Bedeutung.

Zahlreiche offene Fragestellungen für die Forschung sieht Heike Flämig, wenn es um die Logistik der Zukunft geht. Im Kapitel "Autonome Fahrzeuge und autonomes Fahren im Bereich des Gütertransportes" des Fachbuchs "Autonomes Fahren" schreibt sie: "Die Zusammenführung der Teilszenarien von einzelnen, autonomen logistischen Prozessen zu einem Szenario einer ganzheitlich autonomen Supply Chain beziehungsweise Lieferkette von der automatisierten Rohstoffgewinnung, über alle Produktions- und Logistikstufen hinweg bis hin zur Belieferung des Endkunden erfordert eine integrierte Betrachtung." In diesem Zusammenhang konzediert sie, dass in den letzten Jahren enorme technische Fortschritte erzielt worden seien. Die Forschungsarbeiten müssten daher vor allem hinsichtlich des (notwendigen) Grads der Automatisierung einzelner logistischer Prozesse sowie der Feststellung von einzel- und gesamtwirtschaftlichen Nutzen und Kosten intensiviert werden.

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2016 | OriginalPaper | Buchkapitel

Nutzungsszenarien I

Quelle:
Smart Mobility

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