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2022 | OriginalPaper | Buchkapitel

Nur wer sich ändert, bleibt sich treu? Die Europapolitik der Regierung Merkel IV

verfasst von : Max Heermann, Dirk Leuffen, Fabian Tigges, Pascal Mounchid

Erschienen in: Das Ende der Merkel-Jahre

Verlag: Springer Fachmedien Wiesbaden

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Zusammenfassung

Das im Jahr 2020 verhandelte und seit 2021 implementierte Pandemie-Wiederaufbauprogramm „Next Generation EU“ bricht mit dem Tabu gemeinschaftlicher europäischer Schuldenhaftung. In diesem Kapitel analysieren wir, ob die deutsche Unterstützung dieses Programms einen programmatischen Wandel in der deutschen Europapolitik darstellt oder aber mit den vorherigen Grundprinzipien Angela Merkels Europapolitik in Einklang zu bringen ist. Die empirische Analyse von Bundestagsdebatten, Wahlprogrammen und Meinungsumfragen baut auf einem Korridor-Modell nationalstaatlicher europapolitischer Präferenzbildung auf, welches institutionalistische und ideelle Faktoren kombiniert. Inhaltsanalysen zeigen, dass sich die Position der Kanzlerin innerhalb des Präferenzkorridors von Bundestag und deutscher Öffentlichkeit bewegte. Ferner erscheinen die Bundesregierung und die pro-europäischen Fraktionen im Bundestag geeint in ihrer Sorge um ein Auseinanderbrechen der EU. Übergeordnete Werte begründen also den situativ begrenzten Richtungsschwenk; dieser stellt somit keinen Bruch mit dem etablierten „konservatorisch-programmatischen“ Ansatz der Kanzlerin dar. Unsere Analyse deckt gleichsam parteipolitische Differenzen zu einer Fiskalunion auf – ein Befund, der Fragen zur weiteren Entwicklung bundesdeutscher Europapolitik aufwirft.

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Fußnoten
1
Plenarprotokolle verfügbar unter https://​www.​bundestag.​de/​protokolle (zuletzt abgerufen am: 20.12.2021).
 
2
In der Plenardebatte am 25. März, die der Abstimmung vorgelagert war, vertraten die Fraktionen im Wesentlichen dieselben Positionen wie in der Debatte vom 25. Februar. Aus Platzgründen verzichten wir im Analyseteil daher darauf, beide Debatten darzustellen.
 
3
Basierend auf ihren Umfragen zeigen Baccaro et al. (2021a, b), dass italienische Befragte eher einem Euro-Austritt Italiens zustimmen, wenn finanzielle Unterstützung der EU an strukturelle Reformen gebunden ist.
 
4
Ähnliche Argumentationsmuster zeigten sich bereits in den Plenardebatten über Rettungsschirme während der Eurozonenkrise 2010–2012. Puntscher Riekmann & Wydra (2013) stellen fest, dass ebenso wie in den COVID-19-Debatten die Parlamentarier ihre Positionen daran festmachten, dass ein Zerfall des Euro das gesamte europäische Projekt in Gefahr bringen würde, während Deutschland enorm von der gemeinsamen europäischen Währung profitiere. So finden sich zwei der drei Argumentationsmuster der COVID-19 Krise – Vorbeugen eines Desintegrationsrisikos und deutsches Eigeninteresse – in den Debatten des deutschen Bundestages während der Eurozonenkrise, die im Unterschied zu den COVID-19-Debatten nicht im Zeichen fiskalischer Solidarität mit Europa standen. So bleibt sich in der COVID-Krise nicht nur die Bundeskanzlerin, sondern auch der Bundestag programmatisch treu.
 
6
Die Daten wurden in der durch den Exzellenzcluster 2035 Politik der Ungleichheit finanzierten Umfrage „COVID-19 und soziale Ungleichheit“ erhoben. Die hier benutzte Frage lautete: „Wie Sie vielleicht wissen, einigten sich die EU-Mitgliedstaaten im Juli 2020 auf einen Pandemiewiederaufbauplan. Dieser sieht – in groben Zügen – vor, dass die Europäische Kommission erstmals, zeitlich befristet und in begrenztem Umfang, an den Finanzmärkten Schulden aufnehmen darf und diese unter bestimmten Voraussetzungen an die Mitgliedstaaten verteilen darf. Die Gelder sollen zielgerichtet für Zukunftstechnologien ausgegeben werden. Unterstützen Sie diese Maßnahme?“.
 
Literatur
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Metadaten
Titel
Nur wer sich ändert, bleibt sich treu? Die Europapolitik der Regierung Merkel IV
verfasst von
Max Heermann
Dirk Leuffen
Fabian Tigges
Pascal Mounchid
Copyright-Jahr
2022
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-38002-1_18

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