Welche Aufgaben erfüllt ein Compliance-Officer? Und ist er als Führungskraft oder als reiner Sachbearbeiter anzusehen?
Mit dieser Frage beschäftigen sich die Springer-Autoren Thomas Schwartz und Nikolaus Seitz in dem Buch „Compliance Officer“. Dabei betonen die Autoren, dass das Thema Compliance in der Literatur zwar inhaltlich mit großer Aufmerksamkeit diskutiert wird. Ob der Compliance-Officer jedoch selbst als Sachbearbeiter oder vielmehr als Führungskraft verstanden werden soll, wurde bisher von den Diskussionen ausgeklammert. Eine Frage, die jedoch entscheidend ist – denn wie soll die Compliance-Struktur aufgebaut werden, wenn das Aufgabenfeld und das Selbstverständnis des Mitarbeiters hier nicht geklärt sind?
Schwartz und Seitz beschreiben, dass allgemein folgende Aufgaben dem Compliance Officer zugewiesen werden:
Formulierung und Kommunikation eines unternehmensweiten Verhaltenskodexes
Organisation der Implementierung des Kodexes
Kontrolle der Einhaltung des Verhaltenskodexes
Dokumentationspflichten
Doch diese Aufgaben allein reichen nicht aus. Die Autoren warnen (Seite 288): „Compliance kann aus ethischer Sicht nicht nur auf die Koordination und Formulierung rechtlicher und organisationaler Regelungsmechanismen beschränkt beziehungsweise eingegrenzt werden. Es genügt gerade nicht, Prozesse zu organisieren, Aufgaben effektiv zu delegieren, deren Umsetzung zu kontrollieren und gerichtsfest zu dokumentieren. Besonders offensichtlich wird dies, wenn man an die Formulierung eines unternehmensweiten Code of Conduct beziehungsweise weiterer ethisch relevanter Kodizes, beispielsweise im Blick auf die Lieferantenkette denkt.“ Denn wie kann der Code of Conduct formuliert werden, wenn zu wenig/keine Kenntnis der Unternehmensorganisation mit möglichen Risikofeldern und der herrschenden Unternehmenskultur vorhanden ist?
Compliance Officer muss Führungsaufgaben übernehmen
Schwarz und Seitz siedeln den Compliance Officer mit seinen Aufgaben eher als Führungskraft an. Schließlich muss er sich mit vielen ethischen und rechtlichen Fragestellungen auseinandersetzen und die Unternehmenskultur aktiv mitgestalten: „Der CompIiance Officer hat in diesem Kontext stets eine Referenzposition inne. Er wird nicht einem binär denkenden Computer entsprechend befragt. Vielmehr wird erwartet, dass er situations- und menschengerecht urteilt und berät. Er hat Handlungssicherheit zu vermitteln. Damit übernimmt er aber Führungsaufgaben, für die er selbst geeignet sein muss.“