Die Urbanisierung ist zu einem elementaren Teil des globalen Wandels geworden. Im Kapitel "Globale Urbanisierung – Markenzeichen des 21. Jahrhunderts" des Springer Fachbuchs "Globale Urbanisierung" wird dieser unter anderem so beschrieben: "Ungefähr im Jahr 2007 kam es dabei zu einem heimlichen Wendepunkt in der Menschheitsgeschichte: Zum ersten Mal lebten mehr Menschen in Städten als auf dem Land. Und wenn die Prognosen der Vereinten Nationen stimmen, so wird bis 2050 das komplette globale Bevölkerungswachstum von 1,8 Milliarden Menschen (von derzeit ca. 7,3 Milliarden auf über 9,1 Milliarden Menschen) von Städten absorbiert werden. Damit soll es im Jahr 2050 über sechs Milliarden Stadtbewohner geben." Die Autoren gehen daher davon aus, dass dies die Entwicklung sein wird, die vom 21. Jahrhundert am deutlichsten in Erinnerung bleiben wird.
Und sie trifft auch für die Europäische Union zu. Laut Bundesministerin Dr. Barbara Hendricks leben schon heute 70 Prozent der europäischen Bevölkerung im Städten – mit ansteigender Tendenz. Um dieser Entwicklung Rechnung zu tragen, hat sie daher mit den anderen für Stadtentwicklung zuständigen Ministerinnen und Ministern den "Pakt von Amsterdam" getroffen. Mit ihm soll den Städten in der Europäischen Union mehr Gewicht und damit Einflussnahme gegeben werden. Er hat das Ziel, die Städte besser in Entscheidungsprozesse einzubinden, um so die städtische Dimension der EU-Politik zu stärken. Hendricks sagt: "Wir brauchen starke, lebendige und nachhaltige Städte. Es gibt vieles, was Europas Städte voneinander lernen können – von Kopenhagen zum Beispiel, wie man den Fahrradverkehr stärkt." Der Pakt von Amsterdam gebe nun einen neuen Rahmen für die Zusammenarbeit vor.
Partnerschaften sind der zentrale methodische Bestandteil
Kern der Städtischen Agenda sollen dabei Partnerschaften sein. Diese sollen eine neue Art der freiwilligen Kooperation zwischen Kommission, Mitgliedstaaten, Regionen und Städten darstellen. In den kommenden drei Jahren sollen in ihnen Aktionspläne erarbeitet werden. Dabei geht es um die Themen
- bessere Rechtssetzung,
- bessere Finanzierung und
- besserer Erfahrungsaustausch.
Die Forderungen sollen dann an die EU-Kommission übergeben werden. In vier Pilotpartnerschaften zu den Themen Städtische Armut, Wohnungspolitik, Integration von Flüchtlingen und Luftreinhaltung soll die neue Methode erprobt werden.
Und unter Umständen wird auf diesem Weg auch bisher erlangtes Wissen zusammengeführt, angepasst, erweitert und neu bewertet, um der am Ende des bereits zu Beginn zitierten Kapitels Forderung zu folgen: "Die neue Geographie der globalen Siedlungslandschaften bedarf neuer Ideen, Datenquellen und Auswertungsverfahren. Erdbeobachtung muss einen substanziellen Beitrag dazu leisten, um globale, gebaute Siedlungslandschaften kennen und verstehen zu lernen. Nur durch eine systematische Reflexion und eine gezielte Erweiterung von erlangtem Wissen, kann gesellschaftlicher Fortschritt Teil des globalen Wandels werden."