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10.04.2019 | Stickstoffoxide | Nachricht | Online-Artikel

Wissenschaftler der Leopoldina sehen Dieselfahrverbote kritisch

verfasst von: Patrick Schäfer

2 Min. Lesedauer

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Wissenschaftler der Leopoldina haben die geltenden Schadstoffgrenzwerte untersucht. Sie halten Fahrverbote wegen erhöhter NOx-Werte nicht für zielführend und fordern eine Konzentration auf die Feinstaubbelastung.​​​​​​​

Anfang des Jahres wurde die Nationale Wissenschaftsakademie Leopoldina von Bundeskanzlerin Merkel zu einer Stellungnahme zu den Grenzwerten der Luftverschmutzung gebeten. Im Zuge der Diskussionen um Stickoxide und Fahrverbote haben die Wissenschaftler ein Gutachten erarbeitet. In diesem heißt es unter anderem, dass eine Verbesserung der Luftqualität nur durch eine ressortübergreifende Strategie zu erreichen sei. Dabei solle der Schwerpunkt aber vor allem auf Feinstaub und weniger auf Stickstoffoxiden liegen. Kleinräumige und kurzfristige Maßnahmen wie Fahrverbote halten die Wissenschaftler für weniger erfolgversprechend.

Die derzeitige Verengung der Debatte auf Stickstoffdioxide sei auch deshalb nicht zielführend, weil Feinstaub als deutlich schädlicher für die Gesundheit der Menschen eingeschätzt wird. Allerdings weisen die Forscher auch darauf hin, dass es keine exakte Grenzziehung zwischen gefährlich und ungefährlich im Sinne eines Schwellenwertes gäbe, unterhalb dessen keine negative Gesundheitseffekte zu erwarten sind.

Problematisch sehen die Wissenschaftler auch die Maßstäbe zur Messung der Schadstoffbelastung. Auch wenn sie genormt und die Aufstellung der Messstationen gesetzlich geregelt ist, können schon kleine Änderungen der Aufstellungsorte, die innerhalb gesetzlicher Spielräume liegen, zu unterschiedlichen Ergebnissen führen. Internationale Vergleiche seien aufgrund unterschiedlicher Gesetzgebungen nicht einfach. In der Stellungnahme wird daher eine Standardisierung von Messtechniken und Aufstellungsbedingungen empfohlen.

Feinstaub-Reduktion ressortübergreifend angehen 

Der Straßenverkehr ist nur eine Quelle für die Entstehung von Feinstaub. Verantwortlich sind auch Verbrennungsprozesse im Zusammenhang mit Energieversorgung und Haushalt, Landwirtschaft und Industrie. Einige dieser Bereiche seien bisher nicht gesetzlich geregelt. Daher empfiehlt die Leopoldina eine übergreifende Strategie zur Luftreinhaltung. Nichtsdestotrotz könne aber eine Reduktion von Treibhausgasen nur mit einer nachhaltigen Verkehrswende erreicht werden. Die Stellungnahme erachtet daher die Entwicklung von weiteren emissionsarmen Formen der Mobilität für notwendig.

Die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina mit Sitz in Halle in Sachsen-Anhalt hat zur Erarbeitung der über 50-seitigen Stellungnahme "Stickstoffoxide und Feinstaub in der Atemluft: Grundlagen und Empfehlungen" eine Arbeitsgruppe eingesetzt, deren 20 Mitglieder aus den Fachgebieten Medizin, Toxikologie, Biologie, Chemie, Epidemiologie, Technik- und Atmosphärenwissenschaften, Statistik, Wirtschafts- und Rechtswissenschaften, Soziologie, Verkehrsforschung und Materialwissenschaften stammen. 

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