Strategische Frühaufklärung in der Touristik

Staunen bringt den Menschen dazu, Fragen zu stellen, um scheinbar Chaotisches zu begreifen³. Die Anschläge vom 11. September 2001 auf das World Trade Centre und das Pentagon brachte die Menschheit in ein solches beklemmendes Erstaunen: Wie konnte so etwas geschehen? Was sind die Hintergründe, die Ursachen, die Begünstiger? Und vor allem: Hätte man einen solchen Terrorakt nicht vorhersehen und damit verhindern können? Gab es nicht vorher schon Anzeichen dafür, daß eine solche Tat Realität werden könnte?⁴ Und wenn ja, wie hätte man rechtzeitig Kenntnis von derartigen Bestrebungen erlangen können?

Der Anteil der Pauschalreisen an insgesamt unternommenen Urlaubsreisen wächst weiterhin an — betrug er 1970 ein knappes Fünftel, waren es 1980 bereits ein Viertel und mittlerweile fast die Hälfte.² Die Leistung ‚Pauschalreise‘³ wird dabei von (Pauschal-)Reiseveranstaltern erbracht. Letztere gilt es zu definieren:

„Ein Reiseveranstalter ist ein Betrieb, der eigene und fremde touristische Leistungen sowie gegebenenfalls Sachleistungen zu einem neuen, eigenständigen Produkt (= Pauschalreise) verbindet und dieses in eigenem Namen, auf eigenes Risiko und auf eigene Rechnung anbietet.“⁴

Der Strategiebegriff entstammt dem Griechischen, wo ‚strategós‘ der Heerführer, Feldherr bedeutet. Entsprechend war strategisches Denken jahrhundertelang explizit nur in der militärischen Kriegsführung verbreitet.³ CLAUSEWITZ und VON MOLTKE betonten bereits die Wesensmerkmale von Strategie als

Bevor der Aufbau eines spezifischen zielgebietsorientierten Strategischen Frühauf-klärungssystems für Reiseveranstalter diskutiert wird, müssen zunächst verschiedene Abgrenzungen vorgenommen werden. Dazu gehört die Bestimmung wesensbildender Merkmale eines ZFAS und — darauf aufbauend — die Wahl eines adäquaten Modellkonzepts, das für die hier verfolgten Zwecke zugrunde gelegt werden kann. Zur Begründung der Fokussierung auf ‚Zielgebietsorientierung‘ werden anschließend Zielgebietsrisiken und -chancen kategorisiert.

Nach Ansicht von Praktikern und Wissenschaftlern ist die strategische Orientierung von Reiseveranstaltern in Deutschland i.d.R. eher mangelhaft ausgeprägt. Es fehlt an umfassenden Konzepten und Methodenwissen, um der Ungewißheit der Zukunft zu begegnen, die durch Diskontinuitäten und Turbulenzen, durch neuartige und anders verlaufende Entwicklungen geprägt ist. Statt dessen erfolgt Planung eher vor einem kurzfristigen Zeithorizont.