2004 | OriginalPaper | Buchkapitel
Über die Aussichtslosigkeit ethnischer Konflikte in Deutschland
verfasst von : Michael Bommes
Erschienen in: Friedens- und Konfliktforschung in Deutschland
Verlag: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Enthalten in: Professional Book Archive
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Migrationen und ihre sozialen Folgen gelten als konfliktverursachender Sachverhalt und entsprechend wird davon ausgegangen, dass auch mit der Geschichte der Zuwanderungen in der Bundesrepublik Deutschland verbundene Konflikte zahlreich und bedeutsam waren und sind. Als eine, wenn nicht die bedeutsamste Konfliktform werden dabei ethnische Konflikte betrachtet. Der Topos Migration ruft daher gleichsam wie von selbst die beiden anderen Topoi auf: Ethnizität und Konflikt (Bade/Bommes, 1996). Dabei ist die Virulenz ethnischer Konflikte nach dem Fall des eisernen Vorhangs durch die Auseinandersetzungen in zahlreichen postsozialistischen Staaten erneut in den Blick gerückt worden. In Deutschland gilt als Dauerbeleg für den Zusammenhang von Ethnizität und Konflikt vor allem das Verhältnis zwischen Deutschen und Türken. Türken sind seit Anfang der 1970er Jahre die größte Immigrantengruppe in Deutschland. Insbesondere hier scheint Ethnizität und ethnischen Abgrenzungs- und Konfliktformen eine hohe Bedeutung zuzukommen. Die Jugendforschung weist seit den 1980er Jahren mit großer Regelmäßigkeit auf die Relevanz ethnischer Konfliktformen sowohl bei deutschen wie bei türkischen Jugendlichen hin (unter anderem Bielefeld u.a., 1982; Bielefeld, 1988; Tertilt, 1996; Heitmeyer, 1987; Heitmeyer u.a., 1992; Heitmeyer/Müller/Schröder, 1997; Eckert/Reis/Wetzstein, 2000). Zudem wird ein enger Zusammenhang zwischen Ethnizität, islamischer Religiosität und Konfliktbereitschaft vermutet. Entsprechend stoßen Erwartungen, dass das scheinbar konfliktreiche Verhältnis zwischen Deutschen und Türken in seinen verschiedenen Facetten der steten politischen Beobachtung, der wissenschaftlichen Erforschung und Beleuchtung sowie der Behandlung in Fortbildungsveranstaltungen für Sozialberufe, der Thematisierung in politischen Bildungsveranstaltungen, der pädagogischen Betreuung oder ähnliches bedarf, auf viel Verständnis und selten auf Irritation.