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20.07.2016 | Unternehmen + Institutionen | Schwerpunkt | Online-Artikel

Warum sich Auto- und Maschinenbauer um die Türkei-Geschäfte sorgen

verfasst von: Christiane Brünglinghaus

3:30 Min. Lesedauer

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Die Türkei ist für Deutschlands Auto- und Maschinenbauer wichtig. Entsprechend bangen sie jetzt um ihre Geschäfte. Was der Putschversuch für die Türkei-Geschäfte bedeutet.

Der Putschversuch in der Türkei in der vergangenen Woche bereitet der Automobilindustrie und dem Maschinenbau Sorgen. Die deutsche Industrie blickt verunsichert auf die wirtschaftliche Lage in der Türkei und sieht ihre künftigen Geschäfte in Gefahr. Dabei galt die Türkei bislang als großer Zukunftsmarkt für deutsche Firmen. 

"Die Türkei ist für die deutsche Automobilindustrie ein wichtiger Handelspartner und ein wichtiges Produktionsland. Es kommt nun entscheidend darauf an, dass dieses Land wieder zur politischen Stabilität zurückfindet und damit Planbarkeit für die Unternehmen gegeben ist. Dies gilt auch für die Rechtsstaatlichkeit", sagt ein Sprecher des Verbands der Automobilindustrie (VDA).

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Türkischer Pkw-Markt wächst

Für die Autohersteller ist die Türkei seit Jahren ein wichtiger Wachstumsmarkt. Nach VDA-Angaben ist der türkische Pkw-Markt 2015 um 24 Prozent auf 725.600 Neuwagen gewachsen. Damit habe er sich gegenüber dem Jahr 2007 mehr als verdoppelt. Die deutschen Pkw-Exporte in die Türkei sind laut VDA 2015 um 31 Prozent auf 178.200 Einheiten gestiegen. In den ersten fünf Monaten des laufenden Jahres habe es ein Plus von 6 Prozent auf 80.100 Neuwagen gegeben, die in die Türkei exportiert wurden.

Eine wichtige Rolle spielen die deutschen Hersteller. Der Marktanteil der deutschen Konzernmarken betrug laut VDA 2015 knapp 45 Prozent. Insgesamt habe der automobile Exportwert (Pkw, Nutzfahrzeuge, Motoren, Teile, Anhänger und Aufbauten, Gebrauchtfahrzeuge) im Jahr 2015 ein Volumen von 7,0 Milliarden Euro (+29 Prozent) umfasst, der Importwert sei um 16 Prozent auf 3,0 Milliarden Euro gestiegen.

Dass die Türkei ein beliebter Investitions-Standort für deutsche Unternehmen, zeigt zum Beispiel Daimler. Daimlers Tochter Mercedes-Benz Türk produziert beispielsweise in Hosdere bei Istanbul seit 1995 Omnibusse. Zur derzeitigen Lage in der Türkei äußert sich Daimler zurückhaltend. Das Unternehmen geht aber davon aus, dass die Ereignisse in der Türkei "keine Auswirkung auf die Produktion von Daimler Trucks und Buses" habe, wie ein Daimler-Sprecher erklärt.

Türkei hat wichtige Drehscheibenfunktion

Auch für den deutschen Maschinenbau ist die Türkei ein interessanter Markt. Welche Folgen die politische Lage in dem Land jedoch für die Branche haben wird, ist schwer abzuschätzen. "Zum jetzigen Zeitpunkt sind keine Auswirkungen für deutsche Maschinenbauer in der Türkei absehbar. Politisch unruhige Zeiten sind grundsätzlich kein gutes Umfeld für Investitionen. Potenzielle Investitionen in der Türkei werden sicherlich besonders kritisch geprüft werden“, erklärt ein Sprecher des Verbands Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA). Die Türkei sei für den deutschen Maschinenbau ein interessanter Markt, in den nahezu die gesamte Bandbreite an Technologien geliefert werde. Zudem habe die Türkei wegen ihrer geografischen Lage eine wichtige Drehscheibenfunktion in die Nachbarregionen.

Die Türkei belegt nach VDMA-Angaben aktuell (Januar bis April 2016) Platz 12 bei den Ausfuhrländern für den deutschen Maschinenaußenhandel. Die Ausfuhren beliefen sich von Januar bis April auf 1,3 Milliarden Euro (+8,2 Prozent). Im Gesamtjahr 2015 lagen die deutschen Maschinenexporte in die Türkei bei 3,8 Milliarden Euro (+8,5 Prozent).

Schon in den vergangenen Jahren wurde der türkischen Wirtschaft immer wieder hohes Wachstumspotenzial prophezeit, gehört die Türkei doch zu den sogenannten Next-11-Ländern. Diesen Schwellenländern wird ein ähnlicher wirtschaftlicher Aufschwung vorausgesagt wie den vier BRIC-Staaten. "Die meisten der 'Next-11'-Länder zeichnen sich durch einen wachsenden Bedarf an technologisch innovativen Investitionsgütern aus. Insbesondere die Absatzchancen für Werkzeugmaschinen steigen, aber auch für Produkte und Leistungen aus dem Bereich Infrastruktur, Chemie und Pharma, der Energietechnik und des Automobilbaus", schreibt Springer-Autor Hatto Brenner im Kapitel Export-Märkte der Zukunft - Internationale Trends erkennen aus dem Buch Internationales Business Development. Von den Next-11-Ländern, zu denen unter anderem Indonesien, Iran, Südkorea und Vietnam gehören, zeichnen sich laut Brenner vor allem die Türkei und Mexiko durch eine gute Performance aus. Vor allem die Perspektive eines EU-Beitritts der Türkei hatte der Wirtschaft in der Vergangenheit Impulse gegeben. Der gescheiterte Staatscoup macht die Lage nun unsicher. Wie sich die politischen Unruhen auswirken und inwieweit sich Reformen und das wirtschaftliche Wachstum verzögern werden, bleibt abzuwarten. 

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