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29.04.2024 | Verwaltungsmanagement | Kommentar | Online-Artikel

Wirksamer führen als die Regierung

verfasst von: Barbara Liebermeister

4 Min. Lesedauer

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„Die sind primär mit sich selbst beschäftigt.“ Dieses Gefühl haben aktuell viele Menschen bezogen auf die Bundesregierung. Also kehren sie ihr den Rücken zu. Dasselbe Schicksal droht auch anderswo, etwa der öffentlichen Verwaltung.

In unsicheren Zeiten sehnen sich viele Menschen nach einer „starken Führung“ – einer Führung, die ihnen Halt und Orientierung gibt, so dass sie trotz aller Widrigkeiten die Zuversicht nicht verlieren. Dieses Gefühl kann ein Führungsteam Menschen nur vermitteln, wenn es sich bei seinem Handeln erkennbar von einer gemeinsamen Vision leiten lässt und sich dabei auf einen gemeinsamen Wertekanon stützt.

Diesen Teamspirit vermissen aktuell viele Bundesbürgerinnen und -bürger bei unserer Regierung. Stattdessen werden sie permanent Zeugen von Streitigkeiten in der Ampel-Koalition. Und kaum ist ein Zwist scheinbar beigelegt, folgt der nächste. Dabei entsteht Vertrauen in die Führung nur, wenn ein Top-Team auch wirklich als Team agiert, wenn also bei seinen Angehörigen trotz aller Meinungsunterschiede eine wechselseitige Wertschätzung und das Bestreben, gemeinsam die Herausforderungen zu meistern, zu spüren ist. Ein solcher Teamspirit ist auch anderswo wichtig, etwa in der öffentlichen Verwaltung oder in Unternehmen. Und zwar unabhängig davon, wie stark die Fetzen fliegen, wenn das Top-Team hinter verschlossenen Türen tagt. Zum Beispiel, weil die Meinungen bei wichtigen strategischen Fragen auseinandergehen.

Sich auf die gemeinsamen Werte und Ziele besinnen

Das Top-Team sollte sich bei Konflikten immer wieder darauf besinnen, was seine gemeinsamen Werte und Ziele sind, und nach außen stets als Einheit agieren. Ein solcher Zusammenhalt fehlt derzeit unserer politischen Führung. Und das hat Konsequenzen. Die Umfragewerte von Olaf Scholz & Co. sind immer weiter in den Keller gesunken, während die AfD erstarkte. Und zunehmend wird darüber debattiert: Wie lange hat die Koalition noch Bestand? Keine idealen Voraussetzungen, um eine Zeitenwende zu vollziehen!

Studien belegen: Menschen werden von einer positiven Haltung angezogen. Deshalb wird es, wenn Konflikte, die auch zu emotionalen Verletzungen führen, und Versuche, sich auf Kosten anderer zu profilieren, die Atmosphäre vergiften, für ein Führungsteam extrem schwierig, Menschen zu inspirieren und als Mitstreitende zu gewinnen.

Nur Solidarität und Zuversicht führen zu Engagement

Zeigt ein Führungsteam kein solidarisches Verhalten, kann es ein solches Verhalten auch nicht von anderen erwarten, egal, ob es sich dabei um Bürgerinnen und Bürger oder Mitarbeitende handelt. Und strahlt es nicht die Zuversicht aus „Wir erreichen unser Ziel, wenn …“, dann sollte es auch nicht erwarten, dass Bürgerinnen und Bürger beziehungsweise Beschäftigte zur Schaufel greifen, um die nötigen Veränderungen zu vollziehen.

Hinzu kommt: Haben die Betroffenen das Gefühl „Unsere Führung ist primär mit sich beschäftigt“, dann entsteht bei ihnen fast automatisch das Gefühl, die da oben nehmen unsere Bedürfnisse nicht mehr wahr. Dies gilt unabhängig davon, wie oft die Verantwortlichen abends zum Beispiel als Politikerinnen und Politiker in Talkshows sitzen, um den Bürgerinnen und Bürgern ihre Entscheidungen und Handlungen zu erläutern.

Fehlende Autonomie produziert unnötige Widerstände

Führungsteams, in denen das Treffen von Entscheidungen – auch weil das nötige wechselseitige Vertrauen fehlt – schwierig ist, neigen zum Durchregieren. Das heißt, es wird weitgehend nur noch mit Vorgaben regiert beziehungsweise geführt.

Das erzeugt bei Menschen, denen ihre persönliche Autonomie wichtig ist, das Gefühl: Hilfe, meine Freiheit und Selbstbestimmung sind bedroht. Also reagieren sie mit Widerstand. Dieses Phänomen, das Psychologinnen und Psychologen als Reaktanz bezeichnen, war außer in der Corona-Zeit auch in der Debatte um den Einbau von Wärmepumpen zu beobachten. Bei ihr hatten nicht wenige Bürgerinnen und Bürger das Gefühl: „Die Politik mischt sich zu stark in unser Leben ein und beschränkt unsere Freiheit.“ Also rebellierten sie mehr oder minder offen.

Qualität der Führung entscheidet

Generell gilt: Wie veränderungsbereit Menschen sind, hängt weitgehend von der Qualität ihrer Führung ab. Haben sie das Gefühl, dass ihre Bedürfnisse wahr- und ernstgenommen werden und in Entscheidungen einfließen, entwickeln sie auch Vertrauen in ihre Führung sowie deren Vorhaben.

Entsprechend wichtig ist also ein Führungsstil, der

  • den Dialog mit den Betroffenen sucht,
  • sich erkennbar an gemeinsamen Werten orientiert,
  • die Mitarbeitenden beziehungsweise Menschen zu Beteiligten macht und
  • sie beim Erwerb neuer Kompetenzen und Einüben neuer Verhaltensweisen unterstützt.

Denn nur mit einem solchen Führungsstil können die Herausforderungen unserer Zeit wirklich gemeistert werden. Die Betroffenen spüren „Wir sitzen alle im selben Boot“. Und das Gefühl, ein Team beziehungsweise eine Schicksalsgemeinschaft zu sein, mobilisiert ungemein.

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