1990 | OriginalPaper | Buchkapitel
Weitere Zeugnisse der schweren Jugendkrise Nietzsches und das Problem der Sexualität. Männliche Sexualität als Skandal und narzißtische Kränkung
verfasst von : Jørgen Kjaer
Erschienen in: Friedrich Nietzsche
Verlag: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Enthalten in: Professional Book Archive
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Die vielen überlieferten Dokumente aus Nietzsches Leben in Schulpforta bezeugen, daß die Jugendkrise Nietzsches sehr qualvoll war und daß sie, wie üblich bei jungen Menschen, zu tiefgreifenden Änderungen seiner Persönlichkeit und seiner Lebensanschauung führte. In vieler Hinsicht sind Nietzsches Reaktionen und Verhaltensweise typisch für junge Männer aus gut bürgerlichen Häusern des 19. Jahrhunderts, nur fehlt das entscheidende Moment der Revolte gegen die Eltern. Gegen den Vater revoltieren kann er ja aus guten Gründen nicht. Gegen die Mutter zu revoltieren, ist generell schwieriger, hat einen vollständig anderen Sinn und ein ganz anderes Ergebnis als die Revolte gegen die väterliche Autorität. Dazu folgende generelle Überlegungen:Die Revoke gegen den Vater dient der psychischen Lösung von den Eltern und der Entwicklung der männlichen Autonomie und Geschlechtsidentität. Wo der Vater fehlt und kein Ersatz sich anbietet, ist die Bewältigung dieser Aufgaben von vornherein erschwert. Besonders schwierig ist die Situation solcher Jungen, die von alleinstehenden, leidenden, an die Empathie der Söhne appellierenden Müttern erzogen werden, ohne wesentlichen Kontakt mit anderen primären Bezugspersonen, weil sie mit besonders starken emotionellen Banden an den mütterlichen Elternteil gebunden sind1).