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2018 | OriginalPaper | Buchkapitel

Wie Bürokratie ‚behindert‘ macht

Verwaltete Subjekte im Hilfesystem

verfasst von : Hendrik Trescher

Erschienen in: Verwaltete Biografien

Verlag: Springer Fachmedien Wiesbaden

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Zusammenfassung

Im Mittelpunkt des Beitrags steht die Frage nach dem Zusammenhang zwischen Bürokratie und Behinderung. Zugrunde gelegt wird dabei ein Behinderungsverständnis, das Behinderung nicht – entlang einer primär medizinischen Lesart – als quasi-natürliches, krankheitsähnliches Wesensmerkmal fasst, sondern als das Produkt diskursiver Praxen, die auf unterschiedlichen Ebenen wirkmächtig werden und im Endeffekt dazu führen, dass sich Behinderung (als Prozess) an Subjekten vollzieht. Entlang dieses Verständnisses soll demonstriert werden, wie umfassend das Leben von Menschen, die von der Statuszuschreibung ‚Behinderung‘ betroffen sind, durch bürokratische Strukturen durchzogen ist und mit welchen Auswirkungen diese ‚bürokratische Überformung des Lebens‘ einhergeht. Anhand verschiedener Beispiele wird der Frage nachgegangen, inwiefern Behinderung als das Produkt bürokratischer Steuerung verstanden werden kann bzw. inwiefern die zunehmende Bürokratisierung der Behindertenhilfe dazu führt, dass Behinderung selbst reproduziert wird. Konkreter Bezug wird dabei auf die Ergebnisse unterschiedlicher Studien genommen, die – trotz ursprünglich anderweitiger analytischer Schwerpunkte – immer wieder auf die bürokratische Überformung von Behinderung bzw. Menschen mit Behinderung gestoßen sind. Abschließend wird diskutiert, inwiefern den Würdeverletzungen, die mit der bürokratischen Überformung des Subjekts einhergehen, durch ein ‚Risiko des Nichtwissens‘ entgegengewirkt werden kann.

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Fußnoten
1
Im Rahmen dieser Studie werden drei strukturell kontrastive integrative Kindertagesstätten hinsichtlich ihrer strukturellen Gegebenheiten, den Selbstverständnissen der Mitarbeiter*innen sowie der Interaktionen zwischen allen am Kitaalltag beteiligten Personen untersucht. Methodisch wird hierbei mit einem sequenzanalytisch-rekonstruktiven Forschungssetting gearbeitet.
 
2
Der objektive Sinn meint das tatsächlich Vorhandene bzw. Dargestellte (vgl. Mead 2000, S. 117 ff.), darauf aufbauend wird (interpretativ) einer Handlung oder Aussage ein Sinn ‚verliehen‘ (vgl. Weber 1976, S. 8), dies ist dann der subjektive Sinn.
 
3
Bezogen wird sich hierbei auf die oevermannsche Unterscheidung zwischen ‚spezifischen‘ und ‚diffusen‘ Sozialbeziehungen: „Diffus sind solche Beziehungen, in denen derjenige, der ein Thema vermeiden oder nicht behandeln will, jeweils die Beweislast trägt, was voraussetzt, dass im Normalfall kein mögliches Thema ausgespart bleibt. Das entspricht genau einer Beziehung zwischen ganzen Menschen. In spezifischen Sozialbeziehungen hingegen trägt derjenige die Beweislast, der ein neues, in der Spezifikation den Rollendefinitionen nicht enthaltenes Thema hinzufügen möchte. Das setzt voraus, dass zuvor ein Bereich beziehungsrelevanter Themen konventionell spezifiziert wurde. Dem entspricht genau die Logik von rollenförmigen Sozialbeziehungen, in denen durch institutionalisierte Normen, per Vertrag letztlich, in Rollendefinitionen festgelegt worden ist, was in diesen Beziehungen thematisch ist“ (Oevermann 2002, S. 40).
 
5
Beispielhaft verwiesen sei in diesem Zusammenhang etwa auf das Angebotsheft „Blick:Punkt“, das durch einen lokalen Träger geführt wird. Dieses ist online abrufbar unter: https://​www.​pw-ffm.​de/​index.​php?​cat=​Dateien&​file=​Anmeldeformular_​2017.​pdf (Praunheimer Werkstätten GmbH 2017).
 
Literatur
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Metadaten
Titel
Wie Bürokratie ‚behindert‘ macht
verfasst von
Hendrik Trescher
Copyright-Jahr
2018
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-20522-5_9

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