2017 | OriginalPaper | Buchkapitel
Zerstört das Internet die ethischen Grundsätze unseres Miteinanders? – „Soziale Medienkompetenz“ muss und will gelernt sein
verfasst von : Prof. Dr. Andrea Hüttmann
Erschienen in: Face-to-Interface
Verlag: Springer Fachmedien Wiesbaden
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Die omnipräsente Unversöhnlichkeit der Medien-Enthusiasten und -„Verteufler“ zeigt, wie sehr die modernen Kommunikationsmittel – allen voran das Smartphone – die Gesellschaft polarisieren. Dass nicht jedermann mit der Verzahnung Realität – Virtualität umgehen kann, zeigen nicht nur absurde Geschichten rund um die Nutzung der App Pokémon Go!. Auch die Abgründe des menschlichen Miteinanders, die sich im Falle unzähliger missglückter Kommunikations-Situationen im Netz zeigen, sprechen für sich. Sind die Kassandra-Rufe vom Verfall der Kommunikationskultur berechtigt? Professor Andrea Hüttmann bejaht diese Frage in ihrem Beitrag und erarbeitet diverse Hintergründe, die dies erklären: So muss die virtuelle Kommunikation z.B. mit einem wesentlich geringeren Anteil an Zeichen auskommen als die reale und erhöht damit den Spielraum der willkürlichen Interpretation durch den Empfänger. Die kultivierte Konfliktlösung bedarf vor allem des Faktors Zeit und passt damit so gar nicht in die Netz-Kommunikation, da deren Vorteil ja gerade die Übermittlungs- und Reaktionsgeschwindigkeit ist. Hinzu kommt, dass die körperliche Abwesenheit des Kommunikationspartners, die Möglichkeit des anonymen Auftretens sowie die „crowd“-Kommunikation das Absinken in Spott, Hetze und Häme offensichtlich leichter machen. Professor Hüttmann spricht sich daher für das Einführen eines Schul-Hauptfaches „Soziale Medienkompetenz“ aus. In diesem sollen Schüler lernen, Konflikte konstruktiv von Angesicht zu Angesicht zu lösen und Medien sinnvoll zu nutzen, anstatt sich von ihnen auf krumme Bahnen lenken zu lassen. Denn, so Andrea Hüttmann: „Wie viel aufmerksamer würden Schüler […] lernen, wären ihre Seelen und Gedanken nicht ununterbrochen mit den Folgen sozialer Entgleisungen und Unannehmlichkeiten beschäftigt?“