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2017 | OriginalPaper | Buchkapitel

Zur Abzinsung langfristiger Zahlungsverpflichtungen im handelsrechtlichen Abschluss

verfasst von : Prof. Dr. Dr. h.c. Wolfgang Ballwieser

Erschienen in: Langfristige Perspektiven und Nachhaltigkeit in der Rechnungslegung

Verlag: Springer Fachmedien Wiesbaden

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Zusammenfassung

Langfristige Zahlungsverpflichtungen sind in der Bilanz mit ihren abgezinsten Erfüllungsbeträgen anzusetzen. Hierbei stellt die Ermittlung des marktüblichen Diskontierungszinses ein Problem dar, weil dieser am Bilanzstichtag nur für einen Zeitraum von ca. 30 Jahren zu bestimmen ist. Der Beitrag widmet sich diesem Problem, indem er zuerst die unterschiedlichen Regelungen von UGB, deutschem HGB und IFRS vergleicht, um sie dann an der Bestimmung langfristiger Zinsen zu spiegeln, wie sie für die Unternehmensbewertung nach KFS/BW1 und IDW S 1 und für Solvency II von der Europäischen Versicherungsaufsicht EIOPA vorgegeben wird. Die letztgenannten Vorgaben modellieren den risikolosen Zins über den mit Marktdaten belegbaren Zeitraum hinaus auf höchst unterschiedliche Weise und könnten de lege ferenda grundsätzlich auch für die Bilanzierung in Frage kommen. Alle Regelungen für die Bilanz, die Unternehmensbewertung und die Versicherungsaufsicht stellen Konventionen dar, deren Vorteilhaftigkeit nur schwierig zu bestimmen ist. Der Gesetzgeber oder Regulierer wird insofern von seiner Wertungsnotwendigkeit nicht befreit. Dass hierbei lobbyistische Einflussnahme versucht wird und erfolgsträchtig sein kann, ist nicht zu verhindern. Nur eine möglichst umfangreiche und transparente Debatte darüber, zu der die Fachwissenschaft mitaufgerufen ist, kann Einordnungen des Ergebnisses erlauben.

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Fußnoten
1
Nach einem Pressebericht (FAZ vom 3. Januar 2017, S. 21) ist von RWE rd. 6,8 Mrd. € an die Stiftung abzuführen, von Eon rd. 10 Mrd. €.
 
2
Zum 31.12.2014 hatten die erwähnten vier Konzerne sowie die Stadtwerke München Kernenergierückstellungen in Höhe von rd. 38,3 Mrd. € ausgewiesen. Die Beträge umfassten auch Auszahlungen für Zwischen‐ und Endlagerung. Mit Ausnahme der nach HGB bilanzierenden Stadtwerke München lagen dem Ausweis die IFRS zugrunde. Vgl. Warth & Klein Grant Thornton (2015), S. 5. „Die EVU verwenden dabei in ihrer Rechnungslegung unterschiedliche Zinssätze zwischen 4,0 und 4,8 %, was im gewichteten Durchschnitt einem Zinssatz von 4,58 % entspricht. Diese Zinssätze basieren auf durchschnittlichen Renditen langfristiger deutscher Staatsanleihen der letzten sieben (HGB) bzw. 15 bis 22 Jahre.“ Warth & Klein Grant Thornton (2015), S. 9 (im Original z. T. hervorgehoben).
 
3
„Die Ewigkeitsaufgaben des Steinkohlenbergbaus der RAG Aktiengesellschaft (auch ‚Ewigkeitslasten‘ genannt), die die RAG‐Stiftung ab 2019 finanziert, sind Maßnahmen der Wasserhaltung, die auch nach Beendigung der Steinkohlenförderung dauerhaft fortbestehen. Um die Ewigkeitsaufgaben ab 2019 finanzieren zu können, legt die RAG‐Stiftung ihr Vermögen sicher und rentabel an. Ab dem Jahr 2019 muss sie jährlich geschätzte rund 220 Mio. Euro ausgeben, um die Ewigkeitsaufgaben zu finanzieren. NICHT zu den Ewigkeitsaufgaben gehören Bergschäden.“ http://​www.​rag-stiftung.​de/​ewigkeitsaufgabe​n/​. Zugegriffen: 05. Januar 2017.
 
4
„Der GDV plädiert (…) nachdrücklich dafür, Solvency II erst einmal wirken zu lassen. Dies gilt insbesondere für den im Regelwerk festgelegten langfristigen risikofreien Zinssatz (Ultimate Forward Rate – UFR). Eine kurzfristige Änderung der Berechnungsmethodik würde alle Erkenntnisse aus den bisherigen Auswirkungsstudien hinfällig machen und die darauf basierenden politischen Entscheidungen untergraben. Kernelemente von Solvency II will die Europäische Kommission bis 2018 evaluieren. Bei diesem Zeitplan muss es bleiben.“ GDV (2016, S. 12).
 
5
Zur Realzinsberechnung der „Dimson‐Marsh‐Staunton Global returns“ heißt es: „This database provides real returns, which are not equivalent to real interest rates sought by the Delegated Regulation. This is a private source of data subject to licence and hence the appropriateness of the data for deriving real rate averages could not be checked“ (EIOPA 2016a, S. 24).
 
Literatur
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Metadaten
Titel
Zur Abzinsung langfristiger Zahlungsverpflichtungen im handelsrechtlichen Abschluss
verfasst von
Prof. Dr. Dr. h.c. Wolfgang Ballwieser
Copyright-Jahr
2017
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-14877-5_8