Zur habituellen Dimension von Demokratisierungsproblemen am Beispiel Ägypten nach dem Arabischen Frühling

Über die konzeptuelle Erfassung dieses Ereignis gibt es in der Forschung keine Einigkeit. Dazu wurden verschiedene Begriffe wie arabische Revolte, Arabellion, Aufstand und Revolution verwendet (Osiewicz 2015, S. 29 f.). In diesem Aufsatz bezeichne ich dieses Ereignis eher als einen Aufstand.

Das Lied „Gesegnet seien ihre Hände“, auf Arabisch „Teslam El Ayadi“ repräsentiert genau diese nationalistische und antidemokratische Euphorie gegenüber Militär und as-Sisi. Es war eines der beliebtesten Lieder nach dem Staatsstreich und während der Präsidentschaftskandidatur von as-Sisi. Dieses Lied war as-Sisi und der Armee gewidmet. Der wiederkehrende Satz des Liedes lautet: „Mögen diese Hände sicher sein, möge das Militär meines Landes sicher sein.“ Hier die Übersetzung von dem ersten Teil dieses Liedes: „Das ist der Held, der sein Leben opferte, der den Namen meines Landes trug und sich für ihn opferte. Derjenige, der unser Land schützt, möge sicher sein. Derjenige, der unsere Ehre schützt, möge sicher sein. Diejenigen, auf die Ägypten immer stolz ist, sie als seine Söhne zu nennen (…) Das ist der, der gesagt hat, während er unsere Wunden gesehen hat: ‚Es ist die Zeit zu kämpfen, ich werde unser Glück zurückbringen‘, und er hielt seine Waffe an seiner Brust. Er sagte Ägypten, ‚Es ist egal, ob ich lebe oder sterbe‘ und er akzeptierte nie zu vergeben und zu vergessen. (…) Millionen dankbare Worte von uns allen für die Armee, von dem Wehrpflichtigen bis zum General, für diejenigen, die eine hundertprozentige innere Stärke bewiesen haben, für diejenigen, die die Roadmap für uns entworfen haben, von mir an sie das einfachste Geschenk: Salute zu dem mutigsten Mann. (…) Derjenige, der sagte: ‚Ich muss die Rechte von meinem Land zurückbringen, ohne zu zögern‘, er sagte auch: ‚Ich werde ins Feuer gehen, durchstehen und schwören bei Gott, ich werde nicht einmal ausruhen. Deine Liebe, mein Landsmann, soll auf den Schultern getragen werden.‘“

Beispielsweise lässt sich Volker Perthes, einer der bekanntesten politischen Analysten in Deutschland für die Region und der Direktor der einflussreichen Stiftung Wissenschaft und Politik in Berlin, von diesen Selbstbezeichnungen täuschen. Er schreibt kurz nach dem Aufstand im Jahr 2011: „Sie können als Liberale gelten, stehen autoritären Tendenzen, großen Ideologien und einer Vermischung von Religion und Politik zumindest skeptisch gegenüber und orientieren sich an den Staats- und Verfassungsmodellen etablierter liberaler Demokratien. Diverse Parteineugründungen mit unterschiedlichen Ausrichtungen von links bis rechts lassen sich dieser Kategorie zurechnen.“ (Perthes 2013, S. 80)