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Erschienen in: Zeitschrift für Arbeitswissenschaft 1/2021

Open Access 09.04.2021 | Buchbesprechung

Annegret Bolte, Judith Neumer (Hrsg.): Lernen in der Arbeit. Erfahrungswissen und lernförderliche Arbeitsgestaltung bei wissensintensiven Berufen

Augsburg/München, Rainer Hampp Verlag, 2021 (print und e-book)

verfasst von: Winfried Hacker

Erschienen in: Zeitschrift für Arbeitswissenschaft | Ausgabe 1/2021

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Elf Einzeldarstellungen von elf Autoren/innen berichten aus zwei geförderten Verbundvorhaben, ergänzt durch eine Einführung und ein Fazit von F. Böhle. Aus soziologischer Sicht wird ein Bestandteil der beruflichen Leistungsvoraussetzungen, – der Kenntnisse, Erfahrungen, Fertigkeiten, Fähigkeiten und Motivationen – nämlich das Erfahrungswissen, behandelt.
Die Einführung skizziert die vorliegenden Darstellungen der lernförderlichen Arbeitsgestaltung sowie neuere Fragestellungen bei wissensintensiven Berufen, als deren Prototypen der Betriebsmittelbau in der Metall- und die Projektarbeit in der Elektroindustrie dienen.
Das Vorgehen bei den zu Grunde liegenden Untersuchungen wird als partizipative Fallstudienforschung mittels verschiedener Befragungstechniken beschrieben. Für das als leistungsbedeutsam herausgearbeitete, zum Teil implizite (unbewusste) Erfahrungswissen sowie für die intuitiven Denkvorgänge (des „Systems 1“ im Sinne Kahneman 2011), die gleichfalls schlecht zu erfragen sind, wäre für praktisch interessierte Leser eine Darstellung geeigneter Erfassungsverfahren hilfreich.
Als Basiskonzept der Darstellungen dient das des subjektivierenden – im Unterschied zum objektivierenden – Arbeitshandelns und darauf fußend das Konzept des Erfahrungswissens und erfahrungsgestützten Arbeitens, das u. a. bei Projektarbeit wichtig sei.
Eingehend erörtert wird erfahrungsbasiertes Kontextwissen, womit „Wissen und Können in Bezug auf Arbeitsumgebung und Anwendung …“ (S. 65) bezeichnet ist, das am Beispiel dessen, was Jungingenieure/innen „jenseits des Studiums“ im arbeitsintegrierten Lernen erwerben müssen, behandelt wird. Der an praktischer Umsetzung interessierte Leser dürfte an Erläuterungen zum Ermitteln dieser zu erwerbenden Erfahrungsinhalte durch die Lernenden bzw. ihre Unterstützer interessiert sein, z. B. an Methoden der prospektiven Anforderungsanalyse bei den wissensintensiven Berufen.
Wichtige Überlegen betreffen Grenzen der vernetzten digitalen Technisierung, deren Bewältigung Erfahrungswissen sowohl über das Funktionieren dieser Technik, als auch über die Wege ihrer Beherrschung und erforderlichenfalls Korrektur durch erfahrungsbasiertes Kontextwissen benötigt.
Überzeugend dargestellt wird, dass – um Arbeit lernförderlich zu machen – der eigene Arbeitsprozess zum Lernanlass und zur Lerngelegenheit werden müsse. Dazu sei eine Neubestimmung des bisherigen Konzepts der lernförderlichen Arbeitsgestaltung und didaktischer sowie organisatorischer Aufwand erforderlich. Für die untersuchte qualifizierte und selbstverantwortliche Arbeit werden Erweiterungen der bekannten Kriterien der lernförderlichen Gestaltung vorgeschlagen, die möglicherweise mehr einer engen Interpretation der bisherigen Darstellungen geschuldet sind, als dass sie eine Erweiterung darstellen.
Anschaulich wird gezeigt, dass das erforderliche Erfahrungswissen Informationen über Zusammenhänge entlang der Wertschöpfungskette und in der Organisation einschließt. Dieses „Kontextwissen“ kann auf mehreren Lehr‑/Lernwegen (u. a. Workshops, Rollenspiele, Simulationen, Lernpatenschaften, Job Rotation, personalen Netzwerken) erworben werden, die für verschiedene Aufgabenbereiche mit ihren Voraussetzungen dargestellt sind. Für didaktisch und lernpsychologisch interessierte Leser wären möglicherweise methodische Vertiefungen zum Bewusstmachen des Ergänzungsbedarfs beim Arbeitenden sowie zur anschließenden erneuten psychischen Automatisierung des Gelernten hilfreich. Im resümierenden Ausblick sind thesenhaft die Perspektiven künftiger lernförderlicher Arbeitsgestaltung und (Weiter‑)Bildung benannt. Dabei wird insbesondere die Erforderlichkeit von Erfahrungswissen hinausgehend über Kenntnisse, Fertigkeiten und Fähigkeiten betont, wird lernförderliche Arbeitsgestaltung auch für mental anspruchsvolle Arbeit gefordert und wird das Verbinden von institutionalisiertem Lernen mit – auch informellem – Lernen beim Arbeiten als unerlässlicher Bestandteil moderner Bildungspolitik gekennzeichnet.
Eine empfehlenswerte Lektüre für Verantwortliche in Arbeits- und Organisationsgestaltung sowie beruflicher Bildung.
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Literatur
Zurück zum Zitat Kahneman D (2011) Schnelles Denken, langsames Denken, 4. Aufl. Siedler, München Kahneman D (2011) Schnelles Denken, langsames Denken, 4. Aufl. Siedler, München
Metadaten
Titel
Annegret Bolte, Judith Neumer (Hrsg.): Lernen in der Arbeit. Erfahrungswissen und lernförderliche Arbeitsgestaltung bei wissensintensiven Berufen
Augsburg/München, Rainer Hampp Verlag, 2021 (print und e-book)
verfasst von
Winfried Hacker
Publikationsdatum
09.04.2021
Verlag
Springer Berlin Heidelberg
Erschienen in
Zeitschrift für Arbeitswissenschaft / Ausgabe 1/2021
Print ISSN: 0340-2444
Elektronische ISSN: 2366-4681
DOI
https://doi.org/10.1007/s41449-021-00244-z

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