2002 | OriginalPaper | Buchkapitel
Armut
verfasst von : Walter Hanesch
Erschienen in: Handwörterbuch zur politischen Kultur der Bundesrepublik Deutschland
Verlag: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Enthalten in: Professional Book Archive
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Die wissenschaftliche und politische Beschäftigung mit dem Problem der Armut (A.) ist durch Konjunkturen gekennzeichnet. Sie spiegelt den jeweiligen historischen Stand der ökonomischen und sozialen Lebensbedingungen der Bevölkerung wieder. So war zwar in den ersten Jahren nach dem 2. Weltkrieg die A. der Bevölkerung ein vielbeachtetes Problem in Westdeutschland, mit der Überwindung der unmittelbaren Nachkriegsnot ebbte das Interesse aber rasch wieder ab. Zwischen Ende der 50er und Mitte der 70er Jahren war in der sozialwissenschaftlichen und sozialpolitischen Debatte A. kein Thema. Vorherrschend war die Überzeugung, daß durch die „immerwährende ökonomische Prosperität“(Lutz) in Verbindung mit einem Ausbau des „Sozialstaatsmodells Deutschland“eine dauerhafte Überwindung materieller Not gelungen sei. Erst im Verlauf der 70er Jahre erwachte erneut das Interesse an der A. Ausgehend von der Auseinandersetzung mit der Randgruppenproblematik entstanden erste theoretische und empirische Studien, im Rahmen derer unterschiedliche Dimensionen von Unterversorgung und Benachteiligung thematisiert wurden, ergänzt durch Studien zur A. im Sinne von Sozialhilfebedürftigkeit. Größere wissenschaftliche und politische Resonanz fand erst die politische Kampfschrift von Geißler (1974) zur „Neuen Sozialen Frage“, in der die Entstehung von A. nichtorganisierter gesellschaftlicher Gruppen aus der Lösung der „alten Sozialen Frage“— insbesondere aus dem Wirken von Sozialstaat und → Gewerkschaften — hergeleitet wurde.