Die Wohnhochhäuser Bosco Verticale in Mailand wurden in der Frankfurter Paulskirche mit dem Internationalen Hochhauspreis 2014 (IHP) ausgezeichnet. Die Jury überzeugte vor allem die Form der Bepflanzung. Diese sei Pionierarbeit und könne als Prototyp für die Städte von morgen gelten.
Die beiden im Park „Porta Nuova“ gelegenen Wohntürme „Bosco Verticale“ – übersetzt: senkrechte Wälder – sind Teil eines Revitalisierungsprojekts der Stadt Mailand, dem Programm „Metro-bosco“. In dem Projekt geht es um eine Verdichtung des Stadtgebiets unter umweltverträglichen Bedingungen.
Die beiden vom Architekturbüro Boeri Studio entworfenen Hochhäuser basieren auf einfachen rechteckigen Grundrissen und sind mit 19 (Turm D) beziehungsweise 27 (Turm E) Stockwerken unterschiedlich hoch. Die um einen zentralen Gebäudekern mit Aufzügen und Treppenhaus angeordneten Stockwerksplatten kragen unregelmäßig über die Fassaden hinaus. Dort bilden sie Terrassen, die mit Pflanzen und Bäumen bestückt sind.
Ein Hektar Wald an der Fassade
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So ist jede der 113 unterschiedlich großen Wohnungen mit mindestens einer Terrasse ausgestattet. Insgesamt 480 große und mittelgroße Bäume wachsen so an der Fassade, sowie 300 kleinere Bäume, die mit 11.000 Bodendeckerpflanzen und 5000 Sträuchern durchmischt sind. Zusammen entspricht dies einem Hektar Wald an jeweils einem der Häuser.
Die Pflanzen wurden dabei speziell für ihre jeweilige Position an der Fassade ausgewählt. Ihre Pflege wie auch ein ausgefeiltes Bewässerungssystem sind Teil des Gesamtkonzepts, das zusammen mit Botanikern entwickelt wurde.
Sonnen- und Lärmschutz, eine vielfältigere Fauna
Die Bepflanzung der Fassaden hat nicht nur ästhetischen Charakter. Sie führt auch zur Absorbierung von Staub und Kohlendioxid sowie zur Produktion von Sauerstoff. Die Begrünung trägt somit zu einem angenehmen Mikroklima bei. Doch nicht nur das: Sie dient zugleich als Sonnen- und Lärmschutz. Und die Bepflanzung bereichert die Fauna, was zur größeren Biodiversität in der Stadt beiträgt.
Allerdings waren mit der Bepflanzung auch einige Herausforderungen verbunden, die über die Bewässerung hinausgehen. So mussten beispielsweise die Fragen beantwortet werden: Wie hält ein neun Meter hoher Baum in 100 Metern Höhe einem Sturm stand und wie garantiert man die Sicherheit von Bewohnern und Passanten vor eventuell abstürzenden Bäumen?
Herausragendes Hochhaus unter 800 Bewerbern
Aus über 800 Hochhäusern, die innerhalb der letzten zwei Jahre weltweit fertiggestellt wurden, hat das Deutsche Architekturmuseum (DAM) in einem ersten Schritt 26 herausragende Gebäude aus 17 Ländern nominiert. Eine internationale Expertenjury aus Architekten, Tragwerksplanern und Immobilienspezialisten wählte schließlich daraus fünf Finalisten. Kriterium ist, dass die Gebäude Nachhaltigkeit, äußere Form und innere Raumqualitäten wie auch soziale Aspekte zu einem vorbildlichen Entwurf verbinden – die Gebäude müssen zudem mindestens 100 Meter hoch sein.
Vier weitere Ehrungen
Während der Preisverleihung wurden zudem noch vier weitere Finalisten geehrt: Das 151,3 Meter hohe Hochhaus „De Rotterdam“ in Rotterdam von Office for Metropolitan Architecture (OMA), die beiden Hochhäuser „One Central Park“ in Sydney – der eine Turm ist 64, 5 Meter, der andere 116 Meter hoch – von Ateliers Jean Nouvel, das 105 Meter hohe „Renaissance Barcelona Fira Hotel“ in Barcelona, ebenfalls von Ateliers Jean Nouvel aus Paris, und der im chinesischen Chengdu gebaute „Sliced Porosity Block“ von Steven Holl Architects aus New York.