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1995 | Buch

Beiträge zur angewandten Mikroökonomik

Jochen Schumann zum 65. Geburtstag

herausgegeben von: Professor Dr. Gustav Dieckheuer

Verlag: Springer Berlin Heidelberg

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Über dieses Buch

Die in diesem Buch zusammengefaßten Beiträge geben einen Eindruck von der mikroökonomischen Fundierung der Volkswirtschaftslehre. Sie zeigen an ausgesuchten Beispielen auf, wie die Mikroökonomik Eingang in unterschiedliche ökonomische Anwendungsbereiche gefunden hat. Im Hinblick auf einen speziellen Untersuchungsgegenstand werden jeweils neuere Entwicklungen in einem bestimmten volkswirtschaftlichen Teilgebiet verdeutlicht, auf der Grundlage dieser Entwicklungen wichtige Einzelaspekte vertieft behandelt und dabei in methodischer Hinsicht inbesondere der mikroökonomische Ansatz herausgearbeitet.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter

Staatswirtschaft und Institutionen

Frontmatter
Mikroökonomische Grundlagen der Staatswirtschaft
Zusammenfassung
Als „Staaten“ bezeichnet man Machtmonopole, die in der Regel in unterschiedliche Zwangsverbände gegliedert sind, deren Herrschaft im Normalfall von den Bürgern als legitim betrachtet wird und deren Volk so zahlreich ist, daß — anders als in einer Kleingruppe — formelle Regeln des Zusammenlebens und vor allem eine klare Definition von Eigentumsrechten erforderlich sind. Kraft internationaler Übereinkunft können Staaten zeitlich unlimitierte Verträge schließen, während der räumliche Zuständigkeitsbereich begrenzt ist. In sachlicher Hinsicht gibt es keine vergleichbaren Grenzen. Teile der staatlichen Zwangsverbände — die Gebietskörperschaften — verfügen vielmehr über eine prinzipielle Allzuständigkeit. Aus ökonomischer Sicht muß deshalb geprüft werden, welche Aufgaben der Staat in einer wohlorganisierten Marktwirtschaft übernehmen sollte, und es kann zwischen legitimen und tatsächlichen Staatstätigkeiten unterschieden werden.
Heinz Grossekettler
Die Welt der Institutionen
Zusammenfassung
Institutionen umgeben uns in vielfältiger Weise. Einige wirtschaftlich geprägte Institutionen sind uns als Ökonomen unmittelbar bewußt, wie beispielsweise der Markt. Andere hingegen erschließen sich erst bei einem genaueren Hinsehen. Die Ehe zum Beispiel ist als eine langfristig angelegte Kooperation zweier Partner eine Institution, die sich nicht sofort als solche zu erkennen gibt; auch sie ist einer wirtschaftlichen Analyse zugänglich.
Holger Bonus, Raimund Weiland
Gewinndefinition und Besteuerung - Das Konzept der gewinneutralen Abschreibung -
Zusammenfassung
Nach dem Konzept der Reinvermögenszugangstheorie ist der Gewinn einer Unternehmung definiert als Differenz zwischen dem Wert des Kapitals am Ende einer Periode und dem Wert des Kapitals am Anfang einer Periode.
Ingolf Metze

Mikroökonomische Aspekte offener Volkswirtschaften

Frontmatter
Theorie der strategischen Handelspolitik - Ein Beitrag zu den New International Economics -
Zusammenfassung
In der reinen (realen) Außenwirtschaftstheorie werden u.a. die Wirkungen handelspolitischer Maßnahmen staatlicher Institutionen auf das Ausmaß der internationalen Güterströme untersucht; einen wichtigen Beitrag dazu leistet die Theorie optimaler Zölle. Traditionell wird dabei die Annahme vollkommener Konkurrenz auf allen Märkten beibehalten, um so die Zollwirkungen methodisch rein vorstellen zu können.
Manfred Borchert
Intertemporaler Zahlungsbilanzausgleich und Weltzinsniveau
Zusammenfassung
Zur Erklärung von Zahlungsbilanzungleichgewichten im Sinne unausgeglichener Leistungsbilanzen sind prinzipiell zwei verschiedene Wege denkbar. Die makroökonomisch orientierte monetäre Außenwirtschaftstheorie setzt an den direkten Bestimmungsgründen für den internationalen Güter- und Kapitalverkehr an, indem die Export- und Importmengen meist in Abhängigkeit vom in- und ausländischen Einkommen sowie vom realen Wechselkurs erklärt werden, während der internationale Kapitalverkehr hauptsächlich als Funktion internationaler Zinsdifferentiale gesehen-wird. Die intertemporale Zahlungsbilanztheorie beschreitet einen anderen Weg. Sie ist mikroökonomisch und realwirtschaftlich orientiert und sieht in Leistungsbilanzsalden keine „Ungleichgewichte“, sondern das Ergebnis einzelwirtschaftlicher Optimierungskalküle im Periodenverbund. Hierzu werden explizit die nutzenmaximierenden Ersparnis- und Investitionsentscheidungen repräsentativer Wirtschaftssubjekte modelliert, woraus sich über die erweiterte IS-Identität der Außenbeitrag der Volkswirtschaft ableiten läßt. Entscheidend ist, daß einzelne Perioden nicht isoliert betrachtet werden, sondern immer als Teil eines mehrere Perioden umfassenden Planungszeitraums in Erscheinung treten. Intertemporaler Zahlungsbilanzausgleich bedeutet dann, daß am Ende des Planungszeitraums die Nettoauslandsposition gegenüber dem Ausland glattgestellt sein muß. Mit diesem Gleichgewichtsbegriff ist aber der Aufbau zwischenzeitlicher internationaler Forderungs- oder Verbindlichkeitspositionen nicht nur kompatibel, sondern im Sinne einer weltwohlfahrtsoptimalen Kapitalallokation in den meisten Fällen sogar zwingend erforderlich.
Gustav Dieckheuer, Stefan Kooths

Mikroökonomische Fundierung der Makroökonomik

Frontmatter
Mikroökonomische Fundierung keynesianischer Makroökonomik
Zusammenfassung
Als Krönung der mikroökonomischen Theorie wird vielfach die Allgemeine Gleichgewichtstheorie angesehen, in der in einem mikroökonomischen, totalanalytischen Modell die Funktionweise einer Marktwirtschaft aufgezeigt wird und in der aus wenigen Annahmen über Nutzen- und Gewinnmaximierungsverhalten der Wirtschaftssubjekte Eigenschaften dieses Gleichgewichts (etwa die Paretooptimalität) abgeleitet werden. Derartige Modelle sind zwar formal elegant, es fehlen in ihnen aber wichtige Aspekte der Realität wie z.B. das der (Massen-) Arbeitslosigkeit. Zur Beschreibung solcher Phänomene dienen andere, nämlich makroökonomische Modelle, z.B. das Keynessche Modell.
Ulrich Meyer
Die Einführung der Ungleichgewichtstheorie in die Umweltökonomik
Zusammenfassung
Die umweltökonomische Diskussion befaßt sich schwerpunktmäßig mit der Entwicklung und Auswahl geeigneter Instrumente zur Internalisierung externer Effekte bei der Nutzung von Umweltgütern, also mit der Schaffung möglichst funktionierender Umweltmärkte unter Beachtung ökologischer Ziele. Ein nach neoklassischen Spielregeln1 perfekt „funktionierender“ Markt stellt vollständige Markträumung zu jedem Zeitpunkt durch vollständige Information der Wirtschaftssubjekte über vergangene, gegenwärtige, künftige Ereignisse und deren korrekte Auswertung in Verbindung mit vollständig flexiblen Preisen sicher2; methodisch wird zur Feststellung der markträumenden Lösung der Marginalismus eingesetzt. Üblicherweise wird der mittels geeigneten Instrumenteinsatzes schließlich idealerweise neoklassisch funktionierende Umweltmarkt in ein Umfeld weiterer neoklassischer Märkte eingebettet, so daß zusätzliche Eingriffe in ein solches Marktsystem nicht notwendig sind.
Michael Jürgen König, Rainer Thoss

Gerechtigkeit und Strategie des Tausches

Frontmatter
Tauschgerechtigkeit Zwei Erklärungsansätze im Vergleich
Zusammenfassung
Arbeitsteilung und Tausch fördern den Wohlstand einer Gesellschaft. Mittels der Arbeitsteilung werden die unterschiedlichen Fähigkeiten ihrer einzelnen Mitglieder zum Vorteil aller genutzt. Der marktwirtschaftliche Austausch von Gütern und Leistungen ist dann die notwendige Ergänzung der Arbeitsteilung, weil sich ja die Bedürfnisse der Menschen nach Gütern von ihren Fähigkeiten, diese zu produzieren, unterscheiden. Wenn es in der Arbeitsteilung darum geht, die Vorteile der Spezialisierung bei gegebenen unterschiedlichen Fähigkeiten produktiv zu nutzen, so handelt es sich im Austauschprozeß darum, die arbeitsteilig erstellte Produktion den Bedürfnissen entsprechend aufzuteilen.
Ernst Helmstädter
Zur strategischen Analyse von Verhandlungssituationen - Die nichtkooperative Theorie der Verhandlungen -
Zusammenfassung
Von Verhandlungen oder Verhandeln spricht man, wenn mehrere Akteure etwas verabreden, dem mehr als eine Partei zustimmen muß und das in für die beteiligten Parteien unterschiedlich vorteilhafter Weise ausgestaltet werden kann. Typische Verhandlungssituationen im Bereich der MikroÖkonomie sind Verkaufsverhandlungen, in denen man die Konditionen wie Qualität des Produkts, Art und Weise der Bereitstellung und vor allem die Verkaufspreise spezifiziert, aber auch Verhandlungen zur Kartellbildung (vgl. zum Beispiel GÜTH und PELEG, 1993), um den Wettbewerb zu „regulieren“, d.h. in der Regel zu beschränken. Gemäß dieser sehr allgemein gehaltenen Definition werden auf nahezu allen Märkten die Marktergebnisse „ausgehandelt“. Allenfalls in Börsen oder ähnlich organisierten Märkten wird nicht mehr verhandelt, sondern einseitig und anonym über Tauschwünsche und Tauschakte entschieden, die mittels einer neutralen Instanz (Auktionator) koordiniert werden.
Werner Güth

Spezielle Anwendungen der mikroökonomischen Theorie

Frontmatter
Mikroökonomische Hysteresis im Angebot und in der Nachfrage
Zusammenfassung
Der aus der Physik stammende Begriff der “Hysteresis” beschreibt anhaltende Effekte bzw. zurückbleibende Wirkungen einer vergangenen, nur temporär aufgetretenen Ursache.1 Obwohl schon vor mehreren Jahrzehnten in den ökonomischen Sprachgebrauch eingeführt,2 wurde die Bedeutung des Phänomens der Hysteresis in der Ökonomie erst in jüngster Zeit voll erkannt und vornehmlich in zwei Teilbereichen diskutiert, in der Theorie des Arbeitsmarktes und in der Außenwirtschaftstheorie. In beiden Bereichen gaben empirische Beobachtungen gesamtwirtschaftlicher Phänomene den Anstoß für die analytische Aufbereitung der Hysteresis. So läßt sich auf dem Arbeitsmarkt beoabachten, daß eine durch einen exogenen Schock, z.B. durch eine Reallohnerhöhung oder durch eine Konjunkturkrise, verursachte höhere Arbeitslosenquote nicht wieder auf das Ausgangsniveau zurückgeht, obwohl der Schock überwunden wird.3 Als Folge ergibt sich eine persistierende Arbeitslosigkeit, so wie sie vor allem in Europa zu einem grundlegenden Problem der Arbeitsmarkt- und Beschäftigungspolitik geworden ist. Als Beispiel kann nicht zuletzt die Entwicklung auf dem westdeutschen Arbeitsmarkt dienen. Hier bewegte sich die Arbeitslosenquote von 1965 bis einschließlich 1973 im Bereich um etwa 1%. Im Laufe einer Konjunkturkrise, die vor allem eine Folge des ersten Ölpreisschocks war, erhöhte sie sich in den beiden Jahren 1974 und 1975 auf über 4% und verharrte bis einschließlich 1980 ungefähr auf diesem Niveau, obwohl die Konjunkturkrise ab 1976 allmählich überwunden wurde. Ein weiterer merklicher Anstieg der Arbeitslosenquote auf nunmehr über 8% trat im Zuge der weltweiten Konjunktur- und Strukturkrise zwischen 1980 und 1983 ein; diese Krise war ihrerseits zum Teil eine Folgewirkung des zweiten Ölpreisschocks zu Beginn der 80er Jahre. Nach 1983 ging die Arbeitslosenquote zwar wieder leicht zurück, aber trotz Bewältigung der Krisenursachen und der konjunkturell günstigen Entwicklung zwischen 1983 und 1991 blieb sie mit 6 bis 7% weit über dem Niveau im vorangegangenen Zyklus. Der Konjunktureinbruch im Jahr 1992, der nicht zuletzt durch einen relativ starken Anstieg der Reallöhne verursacht wurde, erhöhte die Arbeitslosenquote erneut auf über 8%; und trotz der Lohnzurückhaltung und der konjunkturellen Verbesserung ab 1994 zeichnet sich zur Zeit kein nennenswerter Rückgang der Arbeitslosigkeit ab.
Gustav Dieckheuer, Matthias Göcke
Finanzinnovationen
Zusammenfassung
Der Wandel auf den nationalen wie internationalen Finanzmärkten hat sich seit der zweiten Hälfte der 70er Jahre beschleunigt. Eine starke Ausweitung der Bestands- und Transaktionsvolumina ging dabei einher mit einer Vielzahl sog. Finanzinnovationen. Ihren Ursprung hatten diese Neuerungen häufig in den USA [Laske (1988), S. 42]. Unter einer Innovation versteht man allgemein die Einführung eines neuen Produkts oder die Erzeugung eines bereits existierenden Produkts auf eine neue Art [Gowland (1991), S. 79].1 In einem weiten Sinne umfaßt der Begriff Finanzinnovation neben neuen Finanzprodukten auch Finanzprozeß-sowie Finanzmarktinnovationen, also Änderungen der Ablauf- und Aufbauorganisation des Finanzsystems [z. B. Silber (1983), Eilenberger (1991)].
Jan Franke-Viebach
Verkehrstheorie und Verkehrspolitik seit den Verkehrsänderungsgesetzen 1961
Zusammenfassung
Wer — wie ich — Ende der 60er Jahre über die seinerzeitige Marktordnung im Verkehr nachgedacht hat und zu dem Ergebnis gelangte, sie sei unnötig restriktiv, der hatte zwar die Hoffnung, mit seinem Beitrag die Verkehrspolitik zur Eröffnung zusätzlicher Spielräume für den Wettbewerb veranlassen zu können. Keiner hat jedoch das, was heute verkehrspolitische Realität ist oder sich als künftige Realität abzeichnet, auch nur als Forderung artikuliert, geschweige denn an die Realisierbarkeit geglaubt.1
Hans-Jürgen Ewers
Metadaten
Titel
Beiträge zur angewandten Mikroökonomik
herausgegeben von
Professor Dr. Gustav Dieckheuer
Copyright-Jahr
1995
Verlag
Springer Berlin Heidelberg
Electronic ISBN
978-3-642-79509-1
Print ISBN
978-3-642-79510-7
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-642-79509-1