1998 | OriginalPaper | Buchkapitel
Denunziation
verfasst von : Hans-Gerd Jaschke
Erschienen in: Wörterbuch der Mikropolitik
Verlag: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Enthalten in: Professional Book Archive
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Der Denunziant hat schlechte Karten — im alltäglichen Leben, in der Literatur und in der Arbeitswelt. Schon in den Anfangsjahren der Bürokratisierung bezeichnet das von E.F.L. Hoffmann 1849 in Leipzig herausgegebene „Vollständige politische Taschenwörterbuch“ den „Denunciant“ als „Angeber, Ankläger, Hinterbringer, schlechter Kerl“ und empfiehlt dem Leser auch unter dem Stichwort „Angeber“ nachzusehen. Dieser wird definiert als „eine Person, welche bei Vorgesetzten und Behörden von Andern Nachtheiliges hinterbringt. Es ist dies die gemeinste und verächtlichste Menschenklasse, die jeder Redliche verabscheut“. Auch heute noch, fast 150 Jahre nach dieser Definition, ist sie aktuell. Denunziation könnte man einen Vorgang nennen, bei dem innerorganisatorisch durch das Mitteilen belastender Informationen ein Mitarbeiter in schwere Legitimationszwänge gerät und der Denunziant sich davon einen persönlichen Vorteil erhofft.