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17.04.2024 | Elektrofahrzeuge | Gastbeitrag | Online-Artikel

Wie steht es um die E-Auto-Förderung in Europa?

verfasst von: Dr. Christian Milan

6 Min. Lesedauer

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Die hohen Kaufpreise für E-Autos schrecken die Kunden ab. Welche Förderprogramme es in Deutschland und Europa gibt, erklärt Dr. Christian Milan, Geschäftsführer der M3E GmbH.

Elektrofahrzeuge haben in der Gesamtbetrachtung eine bessere Klimabilanz als Benziner oder Diesel und sind daher ein wichtiger Baustein der Verkehrs- und Energiewende. Aus diesem Grund wird die Anschaffung von E-Fahrzeugen in vielen Ländern gefördert. In Deutschland ist die Förderlandschaft jedoch sehr dynamisch und regelmäßigen Schwankungen unterworfen. Dies stellt aus unserer Sicht, mit Blick auf unsere Beratungspraxis, das grundsätzliche Problem der deutschen Förderlandschaft dar: Es gibt keinerlei Klarheit und Sicherheit zu den Förderprogrammen bzw. Förderaufrufen. Das politische Hin und Her, kurzfristige Änderungen, das Nichteinhalten von Absprachen oder Ankündigungen – all dies führt bei den Bürgern und bei der Wirtschaft zu Verunsicherung und stärkt die Kritiker der Elektromobilität.

Zwar sind E-Autos bereits heute vielfach günstiger als vergleichbare Verbrennermodelle, wenn die späteren Unterhalts- und Betriebskosten in die Rechnung einfließen. Der höhere Kaufpreis schreckt jedoch noch viele potenzielle Käufer ab. Die Incentivierung stellt ein hilfreiches Instrument dar, bestehende Unsicherheiten in Bezug auf neue Technologien zu mindern. Fördermittel gleichen den aktuell noch bestehenden Wettbewerbsnachteil gegenüber den konventionellen Verbrennerfahrzeugen aus und gestalten den Umstieg auf die nachhaltigere Antriebstechnologie attraktiver, bis eine Kostenparität gegeben ist.

Unklarheit und Unentschlossenheit wirken sich auf den Markt aus

Die aktuelle Unklarheit und politische Unentschlossenheit hat jedoch Signalwirkung – und Auswirkungen auf den Markt: Experten gehen davon aus, dass das von der Bundesregierung gesetzte Ziel von 15 Millionen E-Autos auf deutschen Straßen bis 2030 deutlich verfehlt wird. 10 bis 12 Millionen E-Autos erscheinen realistisch. Und auch bis dahin ist noch ein langer Weg zu gehen: Laut Kraftfahrt-Bundesamt lag der Bestand an rein batteriebetriebenen Pkw in Deutschland am 1. Januar 2024 bei 1.408.681 Fahrzeugen.

Ähnliches gilt für die Ladeinfrastruktur (LIS): Bis 2030 sollen nach dem Willen der Politik eine Million öffentliche Ladepunkte die Energieversorgung des wachsenden E-Auto-Bestands sichern. Bei aktuell rund 110.000 öffentlichen Ladepunkten, eingeschränkten Förderungen und einem stagnierenden Ausbautempo geht allerdings kaum jemand davon aus, dass diese Zahl erreicht wird. Das Thema ist umfangreich, daher konzentrieren wir uns in diesem Artikel auf die Förderung von E-Fahrzeugen.

Förderung von E-Pkw in Deutschland

Nach dem Auslaufen des Umweltbonus gibt es jenseits steuerlicher Vergünstigungen kaum noch Fördermöglichkeiten für die Beschaffung von E-Pkw. Aktuell existieren auf Bundesebene nur drei aktive Förderprogramme, die sich an gewerbliche oder kommunale Akteure richten:

  • "Betriebliches Mobilitätsmanagement – Breitenförderung" (bis 31.03.2024)
  • "Förderrichtlinie Elektromobilität" (aktuell nicht offen)
  • "Sozial & Mobil" (nur für soziale Einrichtungen und gemeinnützige Organisationen; aktuell nicht offen)

Wie die Klammern bereits andeuten, gibt es für zwei der drei Förderprogramme aktuell keinen Förderaufruf. Förderprogramme sind meist in verschiedene, zeitlich begrenzte Förderaufrufe aufgeteilt, in denen eine Antragstellung möglich ist. Die neuen Förderaufrufe werden in der Regel nur wenige Wochen oder Tage im Voraus angekündigt und das Zeitfenster zur Beantragung ist meist nicht groß. Unternehmen stehen somit vor der Herausforderung, dass sie die Inanspruchnahme einer Förderung beim Kauf von E-Fahrzeugen nicht oder nur schwer planen können. Die Folge ist, dass viele Elektromobilitätsprojekte verschoben werden. Eine Lösung dieses Problems sind Fördermittel-Alerts, wie sie beispielsweise das Beratungsunternehmen M3E anbietet.

Auf Landes- und kommunaler Ebene sind für E-Pkw aktuell nur Förderungen für E-Taxis verfügbar. Es gibt vereinzelt auch Förderprogramme von Stadtwerken, bei denen die Subventionen aber meistens aus Stromguthaben in maximal dreistelliger Höhe bestehen.

Ein weiterer Förderanreiz ist die THG-Quote, die jedes Jahr beantragt werden kann und bis mindestens 2030 bestehen wird. Allerdings ist der THG-Quotenmarkt Anfang 2023 stark eingebrochen, sodass die THG-Prämien aktuell sehr niedrig sind – für E-Pkw bewegt sich die Höhe aktuell im zweistelligen Bereich. Die extreme Volatilität der THG-Quote in der Vergangenheit und die unsichere Perspektive stellt ein weiteres Problem dar. Diese Unberechenbarkeit macht wirtschaftliche Betrachtungen über mehrere Jahre für Unternehmen sehr schwierig.

Förderungen für E-Nutzfahrzeuge in Deutschland

Auch bei der Förderung von E-Nutzfahrzeugen herrscht große Unklarheit bezüglich Budgets und Laufzeiten. Das zentrale bundesweite Förderinstrument für den Güterverkehr, KsNI, wurde abgeschafft. Das Wegbrechen dieses wichtigen Förderanreizes vor dem Hintergrund der steigenden Belastungen durch die erhöhte Lkw-Maut sorgte für laute Kritik aus zahlreichen Branchen der Wirtschaft.  

Theoretisch ist die Förderung leichter Elektronutzfahrzeuge über das Programm "Sozial & Mobil" möglich, praktisch ist diese Tür für Unternehmen derzeit aber verschlossen, da es keinen aktiven Förderaufruf gibt und es unklar ist, wann der nächste kommt. Auf Landesebene können Unternehmen noch vereinzelt Förderungen für die Anschaffung von E-Nutzfahrzeugen beantragen, entsprechende Programme existieren in Berlin, Baden-Württemberg und Hessen. Kommunen können zudem in Nordrhein-Westfalen Zuschüsse bei der Beschaffung von E-Nutzfahrzeugen erhalten.

Schließlich gibt es auch für E-Nutzfahrzeuge die Möglichkeit, THG-Prämien zu erhalten, aber der bereits angemerkte negative Trend macht die Summen überschaubar: Je nach Fahrzeugklasse stehen 2024 für E-Nutzfahrzeuge zwischen 100 und 1.500 Euro Prämie zur Verfügung.

Nicht zu vernachlässigen: die nicht-monetären Anreize

Zum gesamten Förderbild für die Elektromobilität gehören nicht nur die Geldbeträge, auch wenn diese zweifellos die besten Argumente für genau kalkulierende Unternehmen und Privatpersonen darstellen. Auch steuerliche und nicht-monetäre Anreize tragen zur Attraktivität von Fahrzeugen mit batterieelektrischen Antrieben bei. Dazu zählen:

  • Befreiung von der Kfz-Steuer
  • geringere Dienstwagenbesteuerung
  • freie Fahrt Umweltzonen
  • häufig Ausnahmeregelungen bei Durchfahrtsbeschränkungen
  • kostenloses Parken für E-Autos in Städten (wird immer häufiger abgeschafft)
  • Mitnutzung von Busspuren
  • Befreiung von der Lkw-Maut bis 2025.

Die Förderung von E-Fahrzeugen im internationalen Vergleich

Von den skandinavischen Ländern abgesehen, ist der Marktanteil von E-Autos in allen Staaten der EU weiterhin relativ niedrig. In den vergangenen Monaten bewegte sich der Anteil von reinen Stromern an den Pkw-Zulassungen in der EU nach Angaben des europäischen Fahrzeugherstellerverbands ACEA zwischen 10 und 20 %. Im Nutzfahrzeugbereich liegt der Marktanteil noch niedriger: Bei Transportern lag der Anteil elektrisch aufladbarer Fahrzeuge 2023 bei rund 7 % und bei E-Lkw bei 1,5 %. Allein E-Busse lagen mit rund 15 % bereits im zweistelligen Bereich.

Im Gegensatz zu Deutschland haben die meisten Industrieländer ihre nationalen Förderprogramme für E-Fahrzeuge auch in 2024 fortgesetzt, darunter Frankreich, Spanien, Italien sowie die Niederlande und Österreich. Unter den führenden E-Mobilitätsmärkten hat nur China die E-Fahrzeugförderung eingestellt.

Förderung in Europa

Frankreich

Bonus écologique: bis zu 4.000 Euro für E-Pkw und bis zu 5.000 Euro für leichte E-Nutzfahrzeuge (Laufzeit: mindestens bis 31.12.2024)

Spanien

MOVES III: bis zu 4.500 Euro für E-Pkw und bis zu 7.000 Euro für leichte E-Nutzfahrzeuge (Laufzeit: bis 31.07.2024)

Italien

Ecobonus: 3.000 Euro für E-Pkw und bis zu 12.000 Euro für leichte E-Nutzfahrzeuge (Laufzeit: bis 31.12.2024 oder bis zur Budgetausschöpfung)

Niederlande

SEPP: 2.950 Euro für E-Pkw (Laufzeit: bis 27.12.2024 oder bis zur Budgetausschöpfung)

SEBA: bis zu 5.000 Euro für leichte E-Nutzfahrzeuge (öffnet wieder im März 2024)

Österreich

E-Mobilitätsoffensive: 1.000 Euro für E-Pkw und bis zu 4.000 Euro für leichte E-Nutzfahrzeuge (Laufzeit: bis 31.03.2025 oder bis zur Budgetausschöpfung)

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