Solarthermische Anlagen wie hier zur Warmwassererwärmung sind heutzutage Standard im Neubau. Als Heizungsunterstützung könnten sie bis zu 50 Prozent an fossiler Wärmeenergie sparen.
Frank Urbansky
Der Raumwärmebedarf einer Immobilie kann sowohl mit fossilen als auch erneuerbaren Brennstoffen abgedeckt werden. Wirtschaftlich sinnvoll ist insbesondere bei Bestandsbauten ein Mix aus beiden. Denn die Energiewende im Heizungskeller hinkt hinterher. "Mit 1.413 TWh wird über die Hälfte des gesamten deutschen Endenergiebedarfs (2.517 TWh) im Wärmesektor benötigt. Davon nehmen Raumheizung und Warmwasser in den Haushalten mit knapp 615 TWh den größten Anteil ein. Diese Zahlen machen deutlich, welche großen, hauptsächlich fossilen Energiemengen (derzeit 90 %) für Wärmeversorgung benötigt werden und in welchem Umfang fossile Quellen künftig zu substituieren sind" beschreiben die Springer Autoren Elke Bruns, Matthias Futterlieb, Dörte Ohlhorst und Bernd Wenzel den aktuellen Zustand in ihrem Buchkapitel "Erneuerbare Energien in Wärmenetzen – eine realistische Perspektive?" auf Seite 268.
Deswegen rückt der Ersatz von erneuerbaren Energieträgern im Wärmemarkt immer mehr in den Focus der Politik. Mit Beginn des Jahres 2016 starteten umfangreiche Förderprogramme wie das Marktanreizprogramm (MAP) und das Anreizprogramm Energieeffizienz (APEE), die das Heizen mit erneuerbaren Energien in einem noch nie gekannten Umfang fördern. Die Technologien dafür, insbesondere die Solarthermie, sind bereits lange marktreif.
Nicht mehr als 50 Prozent Deckungsgrad
Ihr Deckungsgrad, also der Anteil, mit dem sie den gesamten Wärmebedarf oder die Warmwasserbereitung abdecken, sollte idealerweise 50 Prozent betragen. Ansonsten besteht die Gefahr, dass im Sommer die überschüssig produzierte Wärme nicht abgeführt werden kann. Dies gilt insbesondere für Anlagen, die nur der Warmwasserbereitung dienen. Hier reichen 1 bis 1,3 Quadratmeter Kollektorfläche. Bei Anlagen zur Heizungsunterstützung muss die Kollektorfläche das zwei- bis zweieinhalbfache betragen. Das empfiehlt der Bundesindustrieverband der Deutschen Heizungsindustrie (BDH).
Aber auch Biomassekessel, die meist mit Brennstoffen aus Holz wie Pellets oder Holzbriketts beschickt werden, lassen sich in den Heizungskreislauf einer vorhandenen fossilen Heizung einbinden.
Alle Hybridheizungen genannten Kombinationen bedingen immer einen Speicher. Diese Pufferspeicher halten das erwärmte Wasser sowohl aus der fossilen Quelle, etwa einem Brennwertkessel auf Gas- oder Ölbasis, und aus der erneuerbaren Quelle. Für deren Auslegung gilt: Bei der Warmwasserbereitung geht man von 60 bis 80 Liter Pufferspeicher für jede im Haushalt wohnende Person aus. Bei Anlagen zur Heizungsunterstützung sind 50 Liter je im Haushalt lebende Person zu veranschlagen und bei solarthermischen Anlagen nochmals 50 Liter je Quadratmeter Kollektorfläche.
Auch erneuerbarer Strom kann heizen
Doch nicht nur die rein thermische Lösung bietet sich an, sondern auch die strombasierte. Diese ergibt insbesondere dann Sinn, wenn das Haus bereits mit einem stromgetriebenen Wärmeerzeuger, etwa einer Wärmepumpe, versorgt wird. Eine PV-Anlage kann hier einen Teil des Pumpenstroms abdecken. Der Überschuss kann entweder ins Netz eingespeist werden, auch wenn sich das aufgrund der zurückgefahrenen Vergütung nach Erneuerbaren-Energien-Gesetz (EEG) immer weniger lohnt, oder aber direkt als Haushaltsstrom dienen. Dies wiederum bedingt einen Stromspeicher, der aber sowieso für die regelmäßige Versorgung der Wärmepumpe nötig wäre.
Optimal wäre auch hier eine Abdeckung um die 50 Prozent. Höhere Deckungsgrade sind derzeit nach dem Stand der Technik wirtschaftlich nur schwer zu erzielen. Letztlich gilt, dass immer das kombiniert werden sollte, was sich auch gemeinsam speichern und verbrauchen lässt.
"Die thermische Gebäudesanierung ... kann wesentlich zur Bedarfsminderung und damit zur Umstellung auf regenerative Vollversorgung beitragen", beschreibt Springer Autor Günther Brauner die Potenziale des Heizungsmixes hin zu regenerativen Energien in seinem Buchkapitel "Energieeffizienz in der Endanwendung".