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05.09.2016 | Fahrerassistenz | Schwerpunkt | Online-Artikel

Assistenzsysteme: Der Fahrer muss konzentriert bleiben

verfasst von: Stefan Schlott

3 Min. Lesedauer

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Teilautomatisierte Fahrzeuge sollen den Fahrer entlasten. Doch die permanente Überwachung der technischen Systeme führt für den Menschen zu neuen Herausforderungen und Limitierungen.

Aus der Perspektive der Mensch-Maschine-Interaktion und der gegenwärtigen Forschungslage stellt das teilautomatisierte Fahren eine besondere Herausforderung für den Fahrer dar. Denn die Technik übernimmt dabei zwar die Längs- und Querführung in spezifischen Situationen und Zeitbereichen. Der Fahrer muss das System jedoch zwingend überwachen, um innerhalb von Sekunden als Rückfallebene für das System zu dienen und somit zur unmittelbaren Übernahme der Fahrzeugführung bereit sein. Damit werden die Aufgaben eines aktiven Fahrers und Reglers durch eine Überwachungstätigkeit abgelöst, was gleichzeitig auch immer eine höhere Komplexität und Anforderung an den Menschen stellt. Auf diesen Zusammenhang weist Ina Othersen in ihrem Fachbuch Vom Fahrer zum Denker und Teilzeitlenker hin. 

Empfehlung der Redaktion

2016 | Buch

Vom Fahrer zum Denker und Teilzeitlenker

Einflussfaktoren und Gestaltungsmerkmale nutzerorientierter Interaktionskonzepte für die Überwachungsaufgabe des Fahrers im teilautomatisierten Modus

Ina Othersen identifiziert potenzielle Vorteile und Einschränkungen für die teilautomatisierte Fahrt und gestaltet ein nutzerorientiertes Interaktionskonzept. Mit der Übernahme der Quer- und Längsführung durch die teilautomatisierte Funktion …

So stieß die Autorin bei der Auswertung verschiedener Quellen und Studien darauf, dass im Rahmen eines teilautomatisierten Systems im Fahrzeug potenzielle Schwierigkeiten bei einer permanenten Überwachung über eine längere Zeit auftreten können. Die Rede ist von langsameren und stärkeren Reaktionen sowie einer Veränderung der Aufmerksamkeit. Derlei potenzielle Risiken, so die Autorin, seien den möglichen Vorteilen einer Teilautomation gegenüberzustellen. Dies gelte besonders bei Staufolgefahrten. Der Grund liegt auch in einem Lernprozess, der erst begonnen hat. Anders als Berufspiloten, die daran gewöhnt sind, das technische System Luftfahrzeug zu überwachen und nur bestimmte Manöver manuell zu fliegen, ist der Autofahrer bislang fast ausschließlich aktiv mit der Fahrzeugführung befasst. Die neue Rolle als Teilzeitlenker will gelernt sein. Denn der Grenzwert der Überwachungsleistung, bei der die Aufmerksamkeit des Menschen abfällt, liegt nach Angaben von Othersen bei circa 15 min. "Dieser Wert liegt damit unterhalb der in anderen Untersuchungen gefundenen Bereiche von 40 bis 45 min in der hochautomatisierten Fahrt sowie unterhalb der ersten Tendenzen einer Vigilanzminderung nach 20 min in der teilautomatisierten Fahrt", so die Autorin.

Spezielle Trainings sollen an teilautomatisierte Systeme gewöhnen

Um den Lernprozess zu begleiten, empfiehlt die Autorin spezielle Trainings, die bereits bei der Fahrschülerausbildung beginnen könnten und bei dem der Fahrer die möglichen Systemgrenzen in einem sicheren Umfeld erleben kann, "um diese frühzeitig in das mentale Modell abzuspeichern und eine wichtige Expertise aufzubauen". Schließlich gelte es, Verwechslung mit einer höher liegenden Automationsstufe zu vermeiden. Der Bereich von möglichen Interaktionseffekten mit einer gleichzeitig verfügbaren Hochautomation sei jedoch ein noch unbeantwortetes Forschungsfeld.

Hilfe soll aber auch vom Fahrzeug selbst kommen. "Aufgrund der steigenden und besonderen Herausforderung für den Fahrer sind dabei einfache Anzeigen, wie sie im Serienkontext zu finden sind, möglicherweise nicht mehr ausreichend", schreibt die Autorin. Zielführend soll stattdessen ein unterstützendes und neuartiges Human-Machine-Interface (HMI)-Konzept entwickelt werden, um die Nutzung einer komplexen Teilautomation optimal zu begleiten. Um die Überwachungsleistung eines Fahrers zu verbessern, werden in der automobilen Forschung darüber hinaus verschiedene Interaktionskonzepte zur Reaktivierung des Fahrers diskutiert. Selbst gelegentliche Fehlalarme durch das System zählen in diesem Zusammenhang zu den Ideen.

Viel Forschungsbedarf für die Zukunft

Für die Zukunft hat die Autorin zahlreiche Fragestellungen für weitere Forschungsprojekte identifiziert. So hätten Pilotstudien ergeben, dass die technisch vorgegebene Rückfallebene eines teilautomatisierten Systems, bei dem der Fahrer circa 1 s Zeit hat, um die Kontrolle zu übernehmen, zu kurz sei. Othersen: "Es gilt in einem zweiten Schritt, diese Zeitdauer auch unter Einbeziehung von Lernkurven und Langzeiteffekten in weiteren Untersuchungen zu eruieren und auf Basis der menschlichen Leistungsfähigkeit zu beurteilen."

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