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2018 | Buch

Filmmusik

Ein alternatives Kompendium

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Über dieses Buch

Dieser Band nimmt eine komplementäre Akzentsetzung zu den in jüngster Zeit erschienenen Büchern zur Filmmusik vor und rückt insbesondere auch bislang weniger beachtete Aspekte der Filmmusik wie die Tradition der Ouvertüre oder die Rolle der Stimme in den Fokus. Einige Autoren verschränken gezielt Perspektiven aus Wissenschaft und Praxis, indem sie z. B. Produktionsbedingungen und Kompositionsprozesse erläutern.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter
Technische Verfahren in der Filmmusik
Zusammenfassung
Der Beitrag widmet sich dem Arbeitsprozess eines Filmkomponisten sowie den Methoden, durch die Musik und Bild miteinander synchronisiert werden (click tracks, streamers und punches). Er behandelt u. a. die besonderen Anforderungen, die an den Komponisten während der Pre- und Post-Production gestellt werden, die Zusammenarbeit mit dem Regisseur, der Gebrauch von Mock-Ups und Temp Tracks, die Beziehung zwischen Komponist und Orchestrator und das Modell Teamkomposition, das nach wie vor besonders in Hollywood verbreitet ist. Abschließend widmet sich der Beitrag Kompositionsprinzipien von Filmmusik am Beispiel modularer Strukturen.
Tom Schneller
Akteure und Einflussfaktoren bei der Realisierung von Filmmusik
Beobachtungen zur aktuellen Arbeitspraxis
Zusammenfassung
„Kunst herzustellen und zu vertreiben, ist anstrengend – da kann es nicht schaden, leidenschaftlich zu sein. Ich habe Malerei studiert, warum bin ich trotzdem Filmemacher geworden? Weil ich enttäuscht war, dass Bilder keinen Soundtrack haben“ (Peitz 2015, S. 22), sagt der Regisseur Peter Greenaway und unterstreicht damit die enorme Bedeutung der Musik und der weiteren Elemente der Tonspur für das emotional unvergessliche filmische Erzählen. Die Arbeit an einem Film und an dessen Filmmusik ist nicht nur geprägt durch die vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen den Regisseuren und den Filmkomponisten – da sind auch Produzenten, Verleiher, Auftraggeber, eine Gruppe von meinungsstarken Entscheidungsträgern, die finanzielle Mittel investiert haben und unterschiedliche Wünsche mit dem Filmprojekt verbinden. Filmmusik entsteht also im Umfeld von künstlerischen wie auch wirtschaftlichen Erwartungen, Rahmenbedingungen und Grenzen. Im Folgenden geht es um die verschiedenen Akteure und Einflüsse, die direkt oder indirekt auf den Entstehungsprozess der Musikgestaltung für einen Film einwirken.
Hansjörg Kohli
Filmmusik und die multimedialen Künste des 19. Jahrhunderts
Zusammenfassung
Der Beitrag entwickelt eine Archäologie der Filmmusik. Bewegtes Bild und Musik stehen im 19. Jahrhundert vielfach in einem analogen Bezug zueinander, der wesentlich von spezifischen Aufführungsdispositionen geprägt ist. Die frühe Zeit des Films bis ca. 1930 (die so genannte Stummfilmzeit) ist aufführungsästhetisch im 19. Jahrhundert begründet, in dem bewegte Bilder seit um 1800 (Panoramen, Dioramen, Tableaux vivants oder projizierte Bilder) in aller Regel nur mit Musik präsentiert wurden. Ausgehend von allgemeinen Voraussetzungen wie der Vorstellung von dem, was ein Bild sei, der Idee von unsichtbarer Musik sowie dem Konzept des Gesamtkunstwerks rekurriert der Beitrag auf die Hauptpraktiken des Umgangs mit der Musik bzw. der Vertonung der Bilder mit Inzidenzien, mit kompilierter und komponierter Musik. Abschließend wird mit Blick auf Beethoven, Wagner und Liszt auf die größere Dimension des Themas verwiesen, das zeigt, dass bildliche Konzeptionen von Musik im 19. Jahrhundert weit verbreitet waren.
Anno Mungen
Zur Rekonstruktion von Stummfilm-Musik: Quellen, Probleme, Möglichkeiten
Zusammenfassung
Der Beitrag besteht aus drei Teilen. Im ersten Teil werden einige grundlegende historisch-methodische Fragen heutiger Rekonstruktionen von Stummfilmmusik erörtert, die die Artefakte ebenso betreffen wie die mit ihren Aufführungen einhergehenden Praktiken. Der zweite Teil stellt die wichtigsten zeitgenössischen Materialien der musikalischen Filmbegleitung vor: Inzidenzmusik (Kinotheken), Verzeichnisse und Kataloge, Cue sheets und Handbücher. Im letzten Abschnitt werden schließlich am Beispiel zahlreicher rekonstruierter und neu komponierter Musiken zu Georges Méliès’s Voyage dans la lune (1902) die unterschiedlichen Ansätze und Methoden aktueller Begleitung von Stummfilmen im Hinblick auf ihre historischen und rezeptionsästhetischen Implikationen beleuchtet.
Martin M. Marks
Musik und Zwischentitel im Stummfilm
Eine Annäherung
Zusammenfassung
Im ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts wurde es üblich, Stummfilme mit kommentierenden und illustrierenden Texttafeln zu ergänzen, den sogenannten Zwischentiteln. Bald wurden Zwischentitel eines der auffälligsten Merkmale von Stummfilmen. Trotzdem existiert bisher nur wenig Forschungsliteratur, die sich mit ihrer Bedeutung und ihrem Verhältnis zum Bild befasst; vollkommen ignoriert wurde bisher das Zusammenspiel von Zwischentiteln und der begleitenden Filmmusik. Dieser Beitrag stellt einen ersten Versuch dar, verschiedene Arten des Zusammenspiels der beiden Elemente (Musik und Text) exemplarisch zu beschreiben und zu klassifizieren.
Ole Pflüger
Die Filmmusikouvertüre
Zusammenfassung
Die Verwendung einer Ouvertüre im Film ist als Erbschaft des Schauspiels und der Oper zu verstehen. Ihre Funktion besteht darin, das Aufführungsereignis zu eröffnen, die Aufmerksamkeit des Publikums zu sammeln und auf die Handlung vorzubereiten. Allerdings realisierte sie sich formal und dramaturgisch im Lauf der Geschichte der Filmmusik auf sehr unterschiedliche Weise: zuerst als musikalischer Beginn des mehrteiligen Programms der Vorstellung im Kinosaal (also jenseits der eigentlichen Begleitmusik zum Film), nach der Durchsetzung des Tonfilms als Musik zum Firmenlogo und zu den Haupttiteln (eine bis heute gültige Standarderöffnung), als eigenständige Musiknummer vor dem Filmbeginn (eine Besonderheit des Hollywood-Monumentalfilms der 1940er- bis -60er-Jahre) und schließlich noch in minimierter Weise im zeitgenössischen Blockbuster, der das „Cold Opening“ bevorzugt.
Christoph Henzel
Was uns die Töne erzählen: Narratologie und Filmmusik
Zusammenfassung
Der Artikel widmet sich erzähltheoretischen Perspektiven auf Musik im Film, die in der Forschung der letzten 30 Jahre eine große, aber unsystematische Rolle gespielt haben. Um einen systematischeren Zugang zu gewinnen, fragt der Artikel zuerst, was es überhaupt heißt, eine Geschichte zu erzählen, arbeitet dann sechs Spezifika des Geschichtenerzählens im Film heraus (das Verhältnis von Narration und Monstration; impersonale Erzählung; externe Fokalisierung als Grundeinstellung; die Illusion von Unmittelbarkeit; das Verhältnis von Kontinuität und Diskontinuität; das Mehrkanalige des Mediums) und untersucht dann in der Hauptsache, welche Rollen Musik im Rahmen dieser sechs Eigenarten filmischen Erzählens spielen kann.
Guido Heldt
Besonderheiten der Musik von US-Fernsehserien
Ein Überblick über die geschichtliche Entwicklung und die spezifischen Funktionen
Zusammenfassung
Fiktionale TV-Serien sind natürliche Verwandte des Spielfilms und werden in der Forschung gegenüber dem ‚großen Bruder‘ ‚Film‘ dennoch oft vernachlässigt. Auch und gerade im Bereich der Fernsehmusik gilt diese Beobachtung; zwar gibt es eine Reihe von Einzelanalysen, jedoch mangelt es an historischen und typologischen Aufarbeitungen des komplexen Gegenstandes. Der Artikel unternimmt einen ersten Versuch, sich diesem Desiderat zu widmen, und begleitet jahrzehnteweise schlaglichtartig besonders relevante TV-Serien in einem historischen Überblick, bevor eine knappe erste Typologie der Fernsehmusik entworfen wird. Als Beispiel fungieren die fernsehhistorisch relativ gut erschlossenen US-Serien, wobei keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit besteht, sondern eher kursorisch ein analytischer Blick auf die Funktionsweisen der TV-Serien-Musik geworfen werden soll.
Tarek Krohn, Willem Strank
Psychologie der Filmmusik
Zusammenfassung
Von einer ‚Psychologie der Filmmusik‘, also übergeordneten wissenschaftlichen Erkenntnissen zur Wirkung von Filmmusik, kann bisher kaum gesprochen werden, obwohl einige theoretische Modelle und eine Vielzahl an empirischen Studien vorliegen. Dies hat vor allem mit dem bisher häufig fehlenden Austausch verschiedener Wissenschaftsdisziplinen zu tun, aber auch damit, dass Forschungen oft ohne Rückgriff auf vorliegende Ergebnisse geschahen und dass es vielfach ein einem gemeinsamen Kanon an Fachbegriffen mangelt. Der vorliegende Beitrag gibt einen umfassenden Überblick über theoretische Modelle und neuere Forschungen in Bezug auf filmmusikalische Wirkungen.
Claudia Bullerjahn
Filmstimme
Zusammenfassung
Um die menschliche Stimme zu analysieren, haben Linguisten und Philologen, Philosophen, Physiologen und Ärzte, Psychologen und Psychoanalytiker, Theaterhistoriker, Gesangslehrer und Sprecherzieher ihre eigenen Definitionen und Beschreibungsmodelle entwickelt. Die Filmhistoriker konnten sich dem Thema zwar nicht entziehen, doch mussten sie oft ihre Begriffe der Musikwissenschaft oder der Aufnahmetechnik entlehnen. Die Zahl der Autoren, die sich den Filmstimmen widmen, ist auf wenige Namen begrenzt: Rick Altman, Michel Chion, Kaja Silverman, Barbara Flückiger. Diese relative ‚Stummheit‘ lässt sich teilweise dadurch erklären, dass die Stimme im Film ein visuelles Klangobjekt ist, d. h. sie hat nicht nur eine akustische Dimension, sondern ist vom Bild und Körperbild nicht zu trennen, auch wenn zunächst galt, die Stimme durch das Gesprochene zum Hauptträger der Bedeutung im Film zu machen und von anderen Klangphänomenen zu isolieren. Diese Praktiken bezeichnete Michel Chion als Vocozentrismus (Chion 1999, S. 5). Heute ist die Stimme als Teil des komplexen Sounddesigns von anderen Tonkomponenten nicht zu trennen. Gleichzeitig wird sie mitunter vom Bild derart absorbiert, dass dieses oft als Zu- oder Ersatz der Stimme agiert, wie in den Filmen von Jean-Luc Godard und David Lynch. Auch wenn die Filmstimme eine technische Konstruktion ist, ist sie nicht aus den metaphorischen Zuschreibungen zu lösen, die in anderen Bereichen und Medien – Mythen, Literatur, Opernmusik – formiert wurden.
Oksana Bulgakowa
Sound Design
Zusammenfassung
Was ist Sound Design? – Man sieht es nicht, man hört es nicht, man riecht es nicht, aber man nimmt es wahr, man erkennt es.
Sound Design ist ein Konstrukt, das sich nicht nur aus dem Zusammenspiel der Tonebenen eines Filmes wie Sprache, Atmo, Geräusche und Musik ergibt, sondern auch in Beziehung zum Bild, dessen Rhythmus und dessen Narration steht. Ja selbst zu den Seherhörern im Kinoraum steht es in einem Verhältnis.
Jean Martin, Frieder Butzmann
Flüchtigkeit und Kontingenz
Die audiovisuelle Gestaltung digitaler Spiele in Relation zum Film
Zusammenfassung
Dieser Beitrag diskutiert die häufig anzutreffende Parallelisierung von Filmen und digitalen Spielen. Dass entsprechende intermediale Vergleiche vor dem Hintergrund gegenwärtiger Produktions- und Rezeptionsgepflogenheiten sinnvoll sein können, soll nicht prinzipiell in Abrede gestellt werden. Tatsächlich gilt es zu zeigen, wie bislang weitgehend beglaubigte Abgrenzungskriterien – allen voran das Moment der entweder mangelnden oder konstitutiven Nutzeraktivität – brüchig werden, wenn man sekundäre Praktiken des Umgangs mit Filmen und Videospielen ins Auge fasst. Unter besonderer Berücksichtigung audiotechnischer Sachverhalte wird zudem die These entfaltet, dass den Game Engines neuerer Videospiele nach und nach Eigenschaften eingeschrieben worden sind, welche die Verklammerung von Bild- und Tonfolgen strukturell in die Nähe der musikalischen Stummfilmbegleitung rücken, um der Variabilität individueller Spielverläufe Rechnung zu tragen.
Marcus Erbe
Musik, Soundscapes und Soundmix in afrikanischen Filmen
Zusammenfassung
In diesem Beitrag möchte ich mich den Sounds afrikanischer Filme widmen, um zu zeigen, welche Soundscapes es gibt und was sie bedeuten können. Wie setzen afrikanische Filmemacher Musik und Sound in ihren Filmen ein? Wie hat sich der Sound über die Jahrzehnte wie die Filme selbst verändert? Und wird der Sound einer postulierten afrikanischen Oralität gerecht? Da es unmöglich ist, der Diversität afrikanischen Filmschaffens und ihrer Soundtracks in irgendeiner Weise gerecht zu werden, werde ich mich auf wenige Filmbeispiele afrikanischer Filmemacher unterschiedlicher Herkunft und unterschiedlicher Prägungen und OEuvres beschränken und versuchen, für verschiedene Strömungen und Epochen des afrikanischen Kinos aufzuzeigen, wie Sound produziert aber auch rezipiert wird. Insbesondere will ich zeigen, wie diese Soundscapes die Lebenswirklichkeiten in Afrika hörbar machen.
Claudia Böhme
Filmmusik jenseits des Films: Konzerte, Tonträger, musikalische Sozialisation
Zusammenfassung
Bildeten Filme und ihre entsprechenden Kompositionen über viele Jahrzehnte hinweg eine untrennbare Einheit, so ist Filmmusik verstärkt auch ohne die Bilder zu erleben. Nicht nur die Not leidende Musikindustrie und einige Hörfunkstationen haben Filmmusik als einen Wachstumsmarkt erkannt, auch Orchester und Ensembles wenden sich inzwischen regelmäßig der Filmmusik zu und widmen ihr inzwischen ganze Abende. Waren Werke des filmmusikalischen Repertoires noch vor zehn, fünfzehn Jahren vornehmlich Faschings- und Silvesterkonzerten vorbehalten, so stehen Filmmusikvorführungen und Live-to-Projection-Konzerte wie selbstverständlich in den Spielplänen. Auch Education-Programme (und allgemein die Musikpädagogik / -vermittlung) erkennen Filmmusik als festen Bestandteil der Hörerfahrung von jungen Menschen und halten die entsprechenden Angebote bereit.
Ulrich Wünschel
Filmmusik-Recherche im Internet
Zusammenfassung
Im Internet gibt es zahlreiche Linklisten zum Thema Film, aber keine Übersicht speziell zum Thema Filmmusik. Der Artikel bietet einen Überblick über Recherchemöglichkeiten, die das Internet bereitstellt. Die zusammengestellten Angebote sind anhand der Frage „Was suche ich?“ sortiert nach 1. allgemeinen Informationen (Datenbanken, Listen, Portale, Online-Lexika), 2. Quellen (Filmmaterial, Notenmaterial, Plakate, Text-Dokumente, Technik), 3. Reproduktionen (Filme, Noten, Musikaufnahmen), 4. wissenschaftlicher Sekundärliteratur (Bibliothekskataloge, wissenschaftliche Plattformen, Websites, Blogs) und 5. Austausch (Organisationen, Verbände, Gesellschaften, Soziale Netzwerke, Diskussionsgruppen). Neben den Links zu Online-Ressourcen sind zahlreiche Archive in Deutschland, Europa und den USA aufgeführt, in denen sich Materialien zum Thema Filmmusik befinden.
Irene Kletschke
Backmatter
Metadaten
Titel
Filmmusik
herausgegeben von
Prof. Dr. Frank Hentschel
Peter Moormann
Copyright-Jahr
2018
Electronic ISBN
978-3-658-11237-0
Print ISBN
978-3-658-11236-3
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-11237-0