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2023 | OriginalPaper | Buchkapitel

Hatespeech, aber normal?

Empirische Evidenz von Hatespeech im Bundestagwahlkampf 2021 auf Facebook

verfasst von : Liriam Sponholz, Anna-Maria Meuth, Mirjam Weiberg-Salzmann

Erschienen in: Digitale Wahlkämpfe

Verlag: Springer Fachmedien Wiesbaden

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Zusammenfassung

Diese Studie analysiert die Nutzung von Hatespeech auf Facebook im Bundestagswahlkampf 2021 und deren mögliche Normalisierung. Hatespeech – als herabsetzende Kommunikation aufgrund eines Identitätsfaktors wie Religion, Ethnizität, Nationalität, Rasse, Hautfarbe, Herkunft, Gender oder sexuelle Orientierung verstanden – ist eine digitale Gefahr für die Demokratie, die sich im Zuge von Ereignissen wie nationaler Wahlen verdichtet. Die niedrigschwelligen, normativen Ansprüche der Social Media begünstigen sowohl die Entstehung als auch die Beobachtung von Normalisierungsprozessen in der öffentlichen Kommunikation. Um Normalisierung in der Facebook-Kommunikation von Parteien und Politiker*innen zu beobachten, wurden alle Posts aus den Facebookseiten der im Wahlkampf konkurrierenden politischen Parteien, Spitzenpolitiker*innen und Kandidat*innen inhaltsanalytisch untersucht, die in den letzten vier Wochen des Wahlkampfs dort veröffentlicht wurden. Die Ergebnisse zeigen, dass Hatespeech in der Facebook-Kommunikation der Parteien und Politiker*innen vorkam, der Umfang und die Bedeutung aber stark variierten. Deutlich wird auch, dass Hatespeech nicht „normal“ wurde, sich aber durchaus Mechanismen der Normalisierung beobachten lassen. Hatespeech trifft vorrangig bestimmte Gruppen wie Migrant*innen und nimmt insbesondere bei rechtspopulistischen Parteien wie der AfD den größten Raum ein.

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Fußnoten
1
Der Begriff „Rechte“ wird in diesem Aufsatz als Pendant zu Far Right verwendet, d. h. ein politisches Spektrum, das sowohl den Rechtspopulismus als auch den Rechtsextremismus einbezieht. Rechtsextremismus bezieht sich auf eine Untergruppe in der Far Right, die die Demokratie im Grundsatz ablehnt. Mit Rechtspopulismus wird die Strömung innerhalb der Far Right bezeichnet, die die Essenz der Demokratie akzeptiert, aber grundlegende Elemente einer liberalen Demokratie ablehnt, wie Minderheitenrechte oder die Gewaltenteilung. Teile von konservativen Politiken werden entsprechend dieser Aufteilung nicht der Far Right, sondern dem Mainstream Right zugerechnet (Mudde 2019, S. 7)
 
2
Das klassische Beispiel für Demütigung ist die Beschimpfung. Bei Drohungen handelt es sich wiederum um eine Handlungsankündigung, die dazu dient, weitere Handlungen zu fordern oder sie zu unterbinden (Havryliv 2009). Bei Anstiftung geht es um den Aufruf zur Handlung. Dies umfasst nicht allein Aufrufe zur Gewalt, sondern auch solche zur Verachtung, Ausgrenzung oder Diskriminierung (cf. CERD 2013).
 
3
Bei Anstiftung muss a) der Identitätsfaktor mit einem unerwünschten Zustand verbunden werden; b) ein unmittelbarer Handlungsbedarf muss kommuniziert werden, der sich c) auf die Menschen bezieht, die diesen Identitätsfaktor aufweisen. Konkret formuliert, um Hatespeech zu konfigurieren reicht es z.B. nicht aus, dass eine Regulierung von Migration gefordert wird. Vielmehr muss diese Forderung z.B. damit begründet werden, dass Migrant*innen kriminell seien.
 
Literatur
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Metadaten
Titel
Hatespeech, aber normal?
verfasst von
Liriam Sponholz
Anna-Maria Meuth
Mirjam Weiberg-Salzmann
Copyright-Jahr
2023
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-39008-2_12