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15.02.2017 | Ingenieurbau | Schwerpunkt | Online-Artikel

Neubau eines Schlingrippengewölbes

verfasst von: Christoph Berger

2:30 Min. Lesedauer

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Für die Kapelle des Dresdner Residenzschlosses wurde ein Schlingrippengewölbe nach historischen Grundsätzen und Techniken entworfen und unter Berücksichtigung der heutigen baustatischen Anforderungen realisiert.

Grundlage dafür war eine Dissertation über figurierte Gewölbe. So setzte sich der Kunsthistoriker Stefan Bürger in seiner Dissertation, seit 2014 ist er Professor am Institut für Kunstgeschichte an der Julius-Maximilians-Universität in Würzburg, mit der spätgotischen Wölbkunst zwischen 1400 und 1600 auseinander. Darin hat er sich auch mit jenen spätmittelalterlichen Baumethoden auseinandergesetzt, die auf lange Zeit verlorenem Wissen, aber im Prinzip auf recht einfachen Regeln und Arbeitsschritten fußen.

Empfehlung der Redaktion

2009 | OriginalPaper | Buchkapitel

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Mit seiner Arbeit als Grundlage wurde 2010 damit begonnen, den Wiederaufbau der Kapelle des Dresdener Residenzschlosses umzusetzen. 2013 wurden die Arbeiten abgeschlossen.

Anfangs schien der Wiederaufbau nicht umsetzbar

Errichtet wurde die Schlosskapelle von Kurfürst Moritz (1521–1553). Im 18. Jahrhundert wurde sie wegen damaliger Bedeutungslosigkeit wieder abgerissen. Allerdings gab es bereits seit den 1980er-Jahren den Plan eines Wiederaufbaus. Damals schien der Neubau des kompliziert erscheinenden spätmittelalterlichen Schlingrippengewölbes jedoch noch nicht umsetzbar.

Gewölbe sind laut dem Kapitel "Fachbegriffe Natursteine" des Springer-Fachbuchs "Sanierung von Natursteinen" krummflächige Deckenabschlüsse, deren Fugen auf den Mittelpunkt der Wölbung ausgerichtet sind. Sie werden nach ihrem Material – beispielsweise Holz, Naturstein oder Beton - sowie nach ihrer Form unterschieden: zum Beispiel Tonnen-, Grat- oder Rippengewölbe.

Dabei können die quer gerichtete Horizontalkräfte und Gewölbeschübe, beschrieben im Kapitel "Typen" des Springer-Fachbuchs "Baukonstruktion – vom Prinzip zum Detail", bei Einzelgewölben oder Flanken von Gewölbereihungen unter anderem durch ein geneigtes Strebewerk aus Bögen aufgenommen werden. Diese Lösung würde sich insbesondere für Gurtgewölbe oder für die Kreuzrippengewölbe des gotischen Kirchenbaus eignen, schreibt der Autor. Und im Kapitel "Raum" des Springer-Fachbuchs "Grundlagen der Architektur-Wahrnehmung" heißt es: „Die technischen Mittel dazu, Spitzbogen, Strebebogen und Rippengewölbe, sind keine Erfindung der Gotik; in dieser Epoche wurden diese Elemente aber verbessert, vereint und in den Dienst einer Idee gestellt."

Mit Ingenieurbaupreis ausgezeichnet

Die Realisierung des Schlingrippengewölbes der Dresdener Schlosskapelle wurde nun mit dem "Ulrich Finsterwalder Ingenieurbaupreis / Auszeichnung Ingenieurbaupreis 2017" gewürdigt. Er geht namentlich an das Büro Kröning und Schröter / Ingenieurpartnerschaft Tragwerksplanung in Dresden, doch als ehemaliger Berater der Firma ist Stefan Bürger im Kreis der Preisträger mit dabei.

Vonseiten der Jury heißt es zum Schlingrippengewölbe: "Die Realisierung … wurde mit großer Liebe zur Konstruktion und zum Detail verwirklicht. Das Resultat überzeugt in seiner konstruktiven Umsetzung und seiner Ästhetik. Die Wiedererrichtung der Schlosskapelle in ihrer annährend originalen Form trägt wesentlich zum nachhaltigen Erhalt des historischen Gedächtnisses der Stadt Dresden bei. Die mutige Entscheidung des Bauherrn zur Realisierung dieses anspruchsvollen und nicht unbedingt kostenoptimierten Entwurfs wird von der Jury gewürdigt."

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Die Hintergründe zu diesem Inhalt

2016 | OriginalPaper | Buchkapitel

Fachbegriffe Natursteine

Quelle:
Sanierung von Natursteinen

2015 | OriginalPaper | Buchkapitel

Raum

Quelle:
Grundlagen der Architektur-Wahrnehmung

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