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2020 | OriginalPaper | Buchkapitel

Kapitel 13: Die Bedeutung von Staatsangehörigkeit und Aufenthaltsort

verfasst von : Desirée C. Schmitt

Erschienen in: Familienzusammenführung und Rechtsschutz in Deutschland und den USA

Verlag: Springer Berlin Heidelberg

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Zusammenfassung

Wenn das Recht, nach dem die Mitglieder einer Gemeinschaft ausgesucht werden, Ausdruck der derzeitigen und künftigen Werte dieser Gemeinschaft ist, offenbaren die U.S.-amerikanischen Einwanderungsvorschriften den Schutz der nationalen Sicherheit als höchsten Wert. Spätestens seit den Anschlägen vom 11. September 2001 steht das Einwanderungsrecht ganz im Lichte der Terrorbekämpfung. Damit wurden auch die „Travel Bans“ begründet, obwohl die Feindseligkeit gegenüber und die Diskriminierung von muslimischen Einreisenden nicht übersehen werden kann. Mit einem „Muslim Ban“ warb der jetzige Präsident Donald Trump bereits im Wahlkampf 2016. Eine Parallele kann zum Wahlkampf zur Bundestagswahl 2017 – der von der sogenannten „Flüchtlingskrise“ geprägt war – gezogen werden, in dem vor allem die „Alternative für Deutschland“ mit restriktivster Immigrationspolitik und offener Ausländerfeindlichkeit warb. Die neuen Gesetze der jetzigen Großen Koalition, ausgearbeitet und beworben durch Bundesinnenminister Horst Seehofer, sprechen eine ähnliche Sprache: Abschottung, nationale Sicherheit, Begrenzung des Nachzugs und „Schutz“ vor einem gesellschaftlichen oder kulturellen Wandel. Diese Entwicklungen auf beiden Seiten des Atlantiks werfen die Frage auf, ob und wie Einwanderungsrecht gerecht ausgestaltet werden kann, mithin die Interessen der Einwanderungswilligen und etwaiger Stammberechtigter, der Ziel-Gesellschaft und des Ziel-Staates in einen angemessenen Ausgleich gebracht werden können.

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Fußnoten
1
Legomsky/Rodríguez, Immigr. & Ref. Law & Pol., Preface, S. v, vi.
 
2
Vgl. auch DeLanda, A New Philosophy of Society, S. 45 f.: das Recht als Sprache einer Nation.
 
3
Vgl. zur umstrittenen Leitkultur die Aussagen des vorherigen Bundesinnenministers Thomas de Maizière, Leitkultur für Deutschland, 30.04.2017, Zeitonline, https://​www.​zeit.​de/​politik/​deutschland/​2017-04/​thomas-demaiziere-innenminister-leitkultur/​seite-2 (22.12.2019).
 
4
Kant, Zum ewigen Frieden, Dritter Definitivartikel, S. 358 ff. Hierzu auch Benhabib, Die Rechte der Anderen, S. 36 ff.; Fritzsch, ZAR 2010, S. 14, 18. Der Schutz vor dem „Untergang“ des Besuchers spiegelt sich heute vor allem im Flüchtlings- und Asylrecht wider, Stichwort: Non-Refoulement.
 
5
Hobbes, Leviathan, Kap. XVIII, Punkt VI; Fritzsch, ZAR 2010, S. 14, 18 f.
 
6
So interpretiert durch Fritzsch, ZAR 2010, S. 14, 19 und Caldwell, Reflections on the Revolution in Europe, S. 23 ff., 43 ff. Diese Annahmen beruhen (zumindest auch) auf dem Umstand, dass die Theorien auf der Idee eines Gesellschaftsvertrags aufbauen, nach dem zwischen In- und Ausländer unterschieden wird.
 
7
Doehring, Völkerrecht, Rn. 856; Stein/v. Buttlar/Kotzur, Völkerrecht, § 34, Rn. 578.
 
8
1971 schrieb Roger Nett einen Aufsatz mit dem Titel „The Civil Right We Are Not Ready For: The Right of Free Movement of People on the Face of the Earth“, Ethics 1971, S. 212 ff. Er ist der Ansicht, dass dieses Recht ein erforderliches Menschenrecht ist, jedoch Gesellschaft und Politik noch nicht bereit dafür sind. Knapp 50 Jahre später gilt wohl nichts anderes. Auch Dienelt ist der Ansicht, dass es keine „kosmopolitische Freizügigkeit“ gibt, in: Bergmann/ders., AuslR, § 1 AufenthG, Rn. 4.
 
9
Abwandlung des berühmten Zitats von Augustinus von Hippo: „Was ist also die Zeit? Wenn mich niemand darüber fragt, so weiß ich es; wenn ich es aber jemandem auf seine Frage erklären möchte, so weiß ich es nicht.“; Konfessionen, Buch 11, Kap. XIV, Punkt 17, ca. 400 n. Chr., abrufbar unter: https://​www.​aphorismen.​de/​zitat/​3012 (22.12.2019).
 
10
Grzeszick, in: Maunz/Dürig, GG, 51. EL, 12/2007, Art. 20, VI, Rn. 63; vgl. Radbruch, SJZ 1946, S. 105 ff. und die Radbruch’sche Formel.
 
11
S. zu den Gerechtigkeitstheoretikern nur: Aristoteles, Politik; Hobbes, Leviathan; Locke, Two Treatises of Government; Rousseau, Der Gesellschaftsvertrag; Kant, Zum ewigen Frieden; Rawls, A Theory of Justice; Dworkin, Philosophy & Public Affairs, 1981, Teil 1, S. 185–246, Teil 2, S. 283–345; Nozick, Anarchy, State and Utopia; Habermas, Faktizität und Geltung; Sandel, Democracy’s Discontent; Sen, Ökonomie für den Menschen. Eine schöne Auseinandersetzung mit dem Thema Gerechtigkeit und den verschiedenen Theoretikern erfolgt durch die Lektüre von Sandel (Hrsg.), Justice.
 
12
Benhabib, Die Rechte der Anderen, S. 51 ff.
 
13
Benhabib, Die Rechte der Anderen, S. 14.
 
14
Benhabib, Die Rechte der Anderen, S. 15 f.
 
15
Daher bleibt auch das Spannungsverhältnis zur demokratischen Selbstregierung außen vor.
 
16
S. nur Cabell v. Chavez-Salido, 454 U.S. 432, 439 f. (1982). Hiergegen: Aleinikoff, Const, Comm. 1990, S. 9 ff.; Legomsky, Sup. Ct. Rev. 1984, S. 255, 269 f.; Schuck, Colum. L. Rev. 1984, S. 1 ff.; hierzu auch Johnson, Inter-Am. L. Rev. 1996, S. 263 ff.; Legomsky/Rodríguez, Immigr. & Ref. Law & Pol., S. 167; abweichendes Votum des Richters Douglas in Harisiades v. Shaughnessy, 342 U.S. 580, 601 (1952).
 
17
S. nur Knauff v. Shaughnessy, 338 U.S. 537, 544 (1950).
 
18
Martin, U. Pitts. L. Rev. 1983, S. 165, 191 f.
 
19
Kelly, Vill. L. Rev. 1996, S. 725, 742 ff. m. w. N.
 
20
Martin, U. Pitts. L. Rev. 1983, S. 165, 191 f.
 
21
Dieser Frage geht Dana Schmalz am Max-Planck-Institut zur Erforschung multireligiöser und multiethnischer Gesellschaften nach, https://​www.​mmg.​mpg.​de/​257213/​distant-claimants (22.12.2019). Ein besonderer Dank gilt an dieser Stelle ihren Anregungen. Im Fluchtkontext geht der Begriff auf Hannah Arendt zurück; s. hierzu interessanterweise auch Richter Pinto Albuquerque in seinem zustimmenden Votum in EGMR (GC), App. No. 27765/09, Hirsi Jamaa a.o. v. Italy.
 
22
Martin, U. Pitts. L. Rev. 1983, S. 165, 191 ff.
 
23
Martin, U. Pitts. L. Rev. 1983, S. 165, 191 f., 204, 208 ff.; im Grundsatz auch Aleinikoff, U. Pitts. L. Rev. 1983, S. 237, 242.
 
24
Martin, U. Pitts. L. Rev. 1983, S. 165, 193; s. hierzu auch Aleinikoff, U. Pitts. L. Rev. 1983, S. 237, 240 f.
 
25
Martin, U. Pitts. L. Rev. 1983, S. 165, 193.
 
26
Aleinikoff, U. Pitts. L. Rev. 1983, S. 237, 244.
 
27
Aleinikoff, U. Pitts. L. Rev. 1983, S. 237, 240 ff.
 
28
Aleinikoff, U. Pitts. L. Rev. 1983, S. 237, 244.
 
29
S. zur Kritik am Mitgliedschaftsmodell: Aleinikoff, U. Pitts. L. Rev. 1983, S. 237, 240 ff.
 
30
Aleinikoff, U. Pitts. L. Rev. 1983, S. 237, 245.
 
31
Martin, U. Pitts. L. Rev. 1983, S. 165, 230 ff.
 
32
Martin, U. Pitts. L. Rev. 1983, S. 165, 208 ff.; Aleinikoff, U. Pitts. L. Rev. 1983, S. 237, 245.
 
33
Aleinikoff, U. Pitts. L. Rev. 1983, S. 237, 245.
 
34
Aleinikoff, U. Pitts. L. Rev. 1983, S. 237, 245.
 
35
Martin, U. Pitts. L. Rev. 1983, S. 165, 216 f.
 
36
Martin, U. Pitts. L. Rev. 1983, S. 165, 216.
 
37
Martin, U. Pitts. L. Rev. 1983, S. 165, 217.
 
38
Martin, U. Pitts. L. Rev. 1983, S. 165, 210 ff.; Aleinikoff, U. Pitts. L. Rev. 1983, S. 237, 245. Nach Martin sind LPRs grundsätzlich wie Staatsangehörige zu behandeln, mit Ausnahme von politischen Entscheidungen, die die Mitgliedschaft selbst betreffen, ibid., S. 210 f. Hierunter fallen beispielsweise Wahlrechte oder die im Vergleich zum Staatsangehörigen mögliche Ausweisungsentscheidung gegenüber einem LPR.
 
39
Aleinikoff, U. Pitts. L. Rev. 1983, S. 237, 245 ff.
 
40
Martin, U. Pitts. L. Rev. 1983, S. 165, 230 ff.
 
41
Aleinikoff, U. Pitts. L. Rev. 1983, S. 237, 245 ff.; Martin, U. Pitts. L. Rev. 1983, S. 165, 232 f.
 
42
Martin, U. Pitts. L. Rev. 1983, S. 165, 216.
 
43
Martin, U. Pitts. L. Rev. 1983, S. 165, 216: „The excludable alien is not a constitutional stranger, but he is not quite intimate family, either.“; s. hierzu auch Vlastos, Justice and Equality, in: Pojman/Westmoreland, Equality: Selected Readings, S. 120, 130 ff.
 
44
Martin, U. Pitts. L. Rev. 1983, S. 165, 218.
 
45
Martin, U. Pitts. L. Rev. 1983, S. 165, 218.
 
46
Aleinikoff, U. Pitts. L. Rev. 1983, S. 237, 246 f.
 
47
Aleinikoff, U. Pitts. L. Rev. 1983, S. 237, 246.
 
48
Neuman, Yale L. J. 1991, S. 909, 981 ff.
 
49
S. hierzu nur die in Fn. 11 genannten Vertreter. Hierzu auch Martin, U. Pitts. L. Rev. 1983, S. 165, 193 f.
 
50
Neuman, Yale L. J. 1991, S. 909, 923 ff., 977 f.
 
51
Neuman, Yale L. J. 1991, S. 909, 977 f.
 
52
Neuman, Yale L. J. 1991, S. 909, 977 f.
 
53
Neuman, Yale L. J. 1991, S. 909, 982 ff.
 
54
Kelly, Vill. L. Rev. 1996, S. 725, 771 ff. Kelly bevorzugt jedoch das Gemeinschaftsband gegenüber dem Mitgliedschaftsmodell, ibid., Fn. 240.
 
55
Kelly, Vill. L. Rev. 1996, S. 725, 772.
 
56
Kelly, Vill. L. Rev. 1996, S. 725, 772 ff.
 
57
Kelly, Vill. L. Rev. 1996, S. 725, 775 f.
 
58
Kelly, Vill. L. Rev. 1996, S. 725, 776 ff. Gegen die anderslautende Rechtsprechung des U.S. Supreme Court wird angeführt, dass hierdurch Verfassungsrechte erst nach einer vorgeschalteten Prüfung der Mitgliedschaft Anwendung fänden; Motomura, Am. J. Comp. L. 1995, S. 511, 517. Gerade aber wenn die Verfassungsrechte der Mitglieder bzw. derjenigen, mit dem stärksten Gemeinschaftsband – U.S.-Staatsangehörige und LPRs – betroffen sind, dürfe kein absoluter und unüberprüfbarer Entscheidungsspielraum des Staates bestehen; Kelly, Vill. L. Rev. 1996, S. 725, 779.
 
59
Kelly, Vill. L. Rev. 1996, S. 725, 780 f.
 
60
Kelly, Vill. L. Rev. 1996, S. 725, 780 f.
 
61
Kelly, Vill. L. Rev. 1996, S. 725, 782 f.
 
62
Kelly geht nur äußerst knapp auf den verfassungsrechtlichen Schutz ein. Dabei zitiert sie Urteile, die zwar den Schutz der Familie und der Ehe und auch der Privatsphäre thematisieren, nicht jedoch explizit den Schutz der Familieneinheit und des gemeinsamen Zusammenlebens, Vill. L. Rev. 1996, S. 725, 729 f.
 
63
Zusammenfassend Kelly, Vill. L. Rev. 1996, S. 725, 769 f.
 
64
So auch Richter Marshall in seinem abweichenden Votum in Jean v. Nelson, 472 U.S. 846, 876 f. (1985). Auch für Henry M. Hart ist entscheidend, dass die Due Process-Rechte nicht für unanwendbar erklärt werden, sondern bei genereller Anwendbarkeit der Umfang der Rechte variiert. So kommt es seiner Ansicht nach darauf an, ob der Ausländer zum ersten Mal in die USA einreist oder ein wiederkehrender LPR ist, ob er ein Visum besitzt oder illegal eingereist ist oder erst einzureisen versucht, ob, wenn er im Besitz eines Visums ist, dieses für einen temporären oder dauerhaften Aufenthalt ausgestellt wurde; Hart, Harv. L. Rev. 1953, S. 1362, 1392 ff.
 
65
So auch Martin, U. Pitts. L. Rev. 1983, S. 165, 208, 229; Aleinikoff, U. Pitts. L. Rev. 1983, S. 237, 247. Auch manche Urteile des U.S. Supreme Court zeigen, dass die Plenary Power Doctrine ausgehebelt wird, je stärker der Grad der Mitgliedschaft bzw. des Gemeinschaftsbandes ist; vgl. nur Afroyim v. Rusk, 387 U.S. 253, 261 (1967) (Ausbürgerung eines U.S.-Staatsangehörigen); Landon v. Plasencia, 459 U.S. 21, 32 (1982) (Wiedereinreise eines LPR); Kelly, Vill. L. Rev. 1996, S. 725, 751 ff. Gleiches gilt für die amerikanische Verfassung, die nur Staatsangehörigen politische Rechte anvertraut; vgl. Art. I Section 2 Clause 2, Art. I Section 3 Clause 2, Art. II Section 1 Clause 5, 15., 19., 24. und 26. Zusatzartikel zur U.S.-Verfassung.
 
66
S. oben, Teil II, Kap. 5, B. I. 3. b), c).
 
67
Abgesehen von den Mandel-Kriterien wird sie etwa verwendet, um zu bestimmen, ob eine Familienzusammenführung möglich ist: Eine Ehe muss bona fide geschlossen worden sein, d.h. nicht zum Zwecke des Ehegattennachzugs; die Beziehung zwischen Vater und nichtehelichem Kind muss ebenfalls bona fide sein, um eine Zusammenführung zu ermöglichen (8 C.F.R. § 204.2(a)(1)(iii)(B); § 204.2(f)(2)(iii); Matter of Pineda, 20 I. & N. Dec. 70 (BIA 1989)). Auch bei der Vergabe eines Visums für einen Verlobten eines U.S.-Staatsangehörigen zum Zwecke der Eheschließung in den USA (sogenanntes K-Visum) wird der Begriff verwendet, um die Intention der Eheschließung zu erfassen: Es muss eine gutgläubige (bona fide) Absicht der Eheschließung bestehen, 8 U.S.C. § 1184(d); Menezes v. INS, 601 F.2d 1028 (9th Cir. 1979).
 
68
Unter den Begriff des immediate relative fallen nur die nahen Verwandten eines U.S.-amerikanischen Staatsangehörigen, wie der Ehegatte, das ledige minderjährige Kind und die Eltern, 8 U.S.C. § 1151(b)(2)(A)(i), § 1101(b)(1). Hier hat der U.S. Supreme Court jedoch bewusst nicht auf diesen Begriff rekurriert, um Beziehungen zu LPRs und weitere familiäre Verhältnisse miteinzubeziehen. Auch verwies das Gericht nicht auf die umfassenden Regularien zur Arbeitsmigration; s. hierzu nur 8 U.S.C. § 1153(b).
 
69
Hawaii v. Trump, 263 F. Supp. 3d 1049, 1057 ff. (D. Haw. 2017). Zudem urteilte das Gericht, dass die Beziehung eines anerkannten Flüchtlings zu einer Flüchtlingshilfsorganisation in den USA ausreiche, um die zweite Kategorie, die bona fide-Beziehung zu einer Einrichtung, zu erfüllen, ibid., S. 25 ff. Durch eine Anordnung des U.S. Supreme Court wurde diese Entscheidung zwar ausgesetzt, U.S. Supreme Court Order, Trump v. Hawaii, 19.07.2017, abrufbar unter: https://​www.​supremecourt.​gov/​orders/​courtorders/​ 071917zr_​o7jp.​pdf (22.12.2019). Dennoch hat das Bezirksgericht in Hawaii, bestätigt durch den Ninth Circuit Court (Hawaii v. Trump, Opinion No. 1:17-cv-00050-DKW-KSC (9th Cir. 2017)), die einstweilige Anordnung des U.S. Supreme Court insgesamt deutlich aufgeweicht.
 
70
Martin, U. Pitts. L. Rev. 1983, S. 165, 216.
 
71
BVerfG, 1 BvR 459/52, Investitionshilfe, juris Rn. 29: „Das Menschenbild des Grundgesetzes ist nicht das eines isolierten souveränen Individuums; das Grundgesetz hat vielmehr die Spannung Individuum – Gemeinschaft im Sinne der Gemeinschaftsbezogenheit und Gemeinschaftsgebundenheit der Person entschieden, ohne dabei deren Eigenwert anzutasten. Das ergibt sich insbesondere aus einer Gesamtsicht der Art. 1, 2, 12, 14, 15, 19 und 20 GG. Dies heißt aber: der Einzelne muß sich diejenigen Schranken seiner Handlungsfreiheit gefallen lassen, die der Gesetzgeber zur Pflege und Förderung des sozialen Zusammenlebens in den Grenzen des bei dem gegebenen Sachverhalt allgemein Zumutbaren zieht, vorausgesetzt, daß dabei die Eigenständigkeit der Person gewahrt bleibt.
 
72
Weisselberg, U. Pa. L. Rev. 1995, S. 933, 1004 f.
 
73
Noll/Vedsted-Hansen gehen der Abgrenzung des Demos nach, in: Alston/Bustelo/Heenan, The EU and Human Rights, S. 359, 361 ff.
 
74
BVerfG, 2 BvR 1226/83, Familiennachzug, juris Rn. 95: „Der mangelnde Kontakt eines Ausländers mit dem Hoheitsgebiet der Bundesrepublik Deutschland hat aber jedenfalls dann nicht die Unanwendbarkeit des Art. 6 GG zur Folge, wenn der Betroffene mit einer anderen Person, die ihrerseits Gebietskontakt mit der Bundesrepublik Deutschland bereits hergestellt hat, in Ehe und Familie, mithin in verfassungsrechtlich geschützter Weise verbunden ist.“; s. dazu unten, Teil IV, Kap. 14 A.
 
75
Aus diesem Grund könnte Isensees These der grundrechtlichen Statusverfestigung hier angeführt werden, VVDStRL 1974, S. 61 ff. Diese wird auch „Zweistufentheorie“ genannt (Kanein, NVwZ 1982, 180, 181). Hiernach sind Einreise und Erstaufenthalt nicht durch das Grundgesetz abgesichert. Erst danach unterliegt der Ausländer als Gebietszugehöriger uneingeschränkt der Verfassung. Diese These muss vor dem Hintergrund von Isensees Schwellentheorie gesehen werden. Sie geht davon aus, dass eine durch die Gebietszulassung begründete territoriale Hoheitsgewalt Voraussetzung dafür ist, dass sich der Ausländer auf den Grundrechtsschutz berufen kann, ibid., S. 50, 63, 65. Diese Theorie ist jedoch abzulehnen, vgl. die Ausführungen in Teil III, Kap. 10, B. II. 2. c), dortige Fn. 148. Daher ist auch die These der grundrechtlichen Statusverfestigung abzulehnen.
 
76
So greifen Privilegierungen, wenn der Nachzugswillige die Staatsangehörigkeit eines der in § 41 AufenthV genannten Staaten besitzt, z. B. im Hinblick auf das Spracherfordernis. Dies ist besonders kritisch zu sehen, da die Norm rein auf die wirtschaftlichen Interessen der Bundesrepublik rekurriert und hiernach manche Staatsangehörige bevorzugt.
 
77
S. stellvertretend EGMR, App. No. 54273/00, Boultif v. Switzerland, Rn. 48.
 
78
EGMR, App. No. 52178/10, Samsonnikov v. Estonia, Rn. 81 zu Art. 8 EMRK: „The Court reiterates that, as Article 8 protects the right to establish and develop relationships with other human beings and the outside world and can sometimes embrace aspects of an individual’s social identity, it must be accepted that the totality of social ties between settled migrants such as the applicant and the community in which they are living constitutes part of the concept of ‚private life‘ within the meaning of Article 8 […].
 
79
Isensee, in: HdBStR, Bd. V, 2. Auflage, § 115, Rn. 107.
 
80
Shuibhne, in: Barnard/Odudu, The Outer Limits of European Union Law, S. 167, 168. Zu den integrationstheoretischen Implikationen, Nettesheim, JZ 2012, S. 1030, 1035 ff.
 
81
Hierzu Everling, ZfVR 1992, S. 241, 254; von Bogdandy, Supranationaler Föderalismus, S. 30 ff.; vgl. auch Kluth, ZAR 2006, S. 1, 3.
 
82
Kluth, ZAR 2006, S. 1, 5.
 
83
Benhabib, Die Rechte der Anderen, S. 34, vgl. hierzu ihre Ausführungen auf S. 145 ff.
 
84
So Balibar, Lettre international Nr. 50 (2000), S. 52 („neue Apartheid in Europa“), in Bezug auf die unterschiedliche Gewährleistung von Menschenrechtsschutz je nach Staatsangehörigkeit.
 
85
Im Ergebnis auch Benhabib, Die Rechte der Anderen, S. 207 f.
 
86
Sachs, in: Stern, StaatsR IV/1, § 102, S. 791. Art. 3 Abs. 3 GG (Abstammung, Rasse, Heimat oder Herkunft) ist laut der Rspr. nicht einschlägig, BVerfG, 2 BvR 227/64, juris Rn. 40; 1 BvR 111/74, juris Rn. 70 ff.; ausdrücklich BVerwG, 7 C 180.63; s. auch Osterloh/Nußberger, in: Sachs, GG, Art. 3, Rn. 297; a.A. Zuleeg, DÖV 1973, S. 361, 363 f. (Herkunft).
 
87
Zuleeg, DÖV 1973, S. 361, 362 (von Art. 3 Abs. 3 GG ausgehend): „Benachteiligungen nach dem Grundgesetz sind von diesem Grundsatz allerdings nicht betroffen.
 
88
Sachs, in: Stern, StaatsR IV/1, § 102, S. 791.
 
89
Sachs, in: Stern, StaatsR IV/1, § 102, S. 791.
 
90
EKMR, App. No. 7729/76, Agee v. UK, S. 176: „His status as an alien would in itself provide objective and reasonable justification for his being subject to different treatment in the field of immigration law to persons holding United Kingdom citizenship.“ S. auch Palm-Risse, Der völkerrechtliche Schutz von Ehe und Familie, S. 302 f.
 
91
EGMR, App. No. 9214/80, Abdulaziz a.o. v. UK, Rn. 88.
 
92
EKMR, App. No. 9285/81, X, Y and Z v. UK.
 
93
EKMR, App. No. 9088/80, X v. UK; App. No. 9285/81, X., Y. and Z. v. UK; Wildhaber, IK-EMRK, Art. 8, Rn. 441 f.
 
94
EGMR, App. No. 12313/86, Moustaquim v. Belgium, Rn. 49: „special legal order“.
 
95
Boeles et al., European Migration Law, S. 238 f. Hierzu oben, Teil II, Kap. 5, B. III. 6.
 
96
So im Fall Kiyutin v. Russia, in dem der EGMR entschied, dass die russische Migrationspolitik, die HIV-positive Ehegatten von der Familienzusammenführung ausschloss, eine Diskriminierung aufgrund des Gesundheitsstatus darstellt (App. No. 2700/10); ebenso App. No. 31039/11, Novruk a.o. v. Russia; vgl. auch EGMR (GC), App. No. 38590/10, Biao v. Denmark, Rn. 138; s. auch Boeles et al., European Migration Law, S. 239.
 
Metadaten
Titel
Kapitel 13: Die Bedeutung von Staatsangehörigkeit und Aufenthaltsort
verfasst von
Desirée C. Schmitt
Copyright-Jahr
2020
Verlag
Springer Berlin Heidelberg
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-662-61498-3_13

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