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10.10.2022 | Lieferkettenmanagement | Infografik | Online-Artikel

Lieferkettenprobleme treffen zwei Drittel der Firmen

verfasst von: Andrea Amerland

3:30 Min. Lesedauer

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Auch 2021 war wieder ein Jahr gestörter Lieferketten. Die Mehrheit der Betriebe, die Vorleistungen bezogen, verzeichneten Engpässe, so eine Studie. In welchen Branchen es besonders hakte, wie Unternehmen gegengesteuert haben und was sie für 2022 daraus lernen können.

Wer aktuell ein neues Fahrrad erwerben möchte, stößt auf ähnliche Probleme wie beim Autokauf. Die Wartezeiten, bis das Wunschmodell verfügbar ist, sind lang. Aktuell dauert es bei E-Bikes mitunter bis Sommer 2023. Aber auch andere Waren vom Kühlschrank bis zum Elektroherd sind je nach Hersteller derzeit nicht einfach im Laden zu finden und müssen bestellt werden - Lieferdatum teilweise ungewiss.

2021 störte Corona Lieferketten

Schuld daran sind der Ukraine-Krieg und der Containerstau in der Nordsee. Und natürlich die Corona-Pandemie. Letztere hat bereits 2021 zu massiven Störungen der Lieferketten geführt und rund 70 Prozent der Firmen, die Vorleistungen bezogen, Versorgungsengpässe beschert. Dies geht aus der Befragung "Betriebe in der Covid-19-Krise" hervor, für die monatlich etwa 2.000 Unernehmen zum Umgang mit der Corona-Krise Rede und Antwort stehen. Zwischen dem 1. und 14. Dezember 2021 wurden nur die Betriebe befragt, die zuvor angegeben hatten, dass sie Vorleistungen oder Zwischenprodukte beziehen.

Als Hauptauslöser für die Lieferschwierigkeiten im Jahr 2021 nennen die Befragten ganz klar die Pandemie. Besonders betroffen waren der Groß- und Einzelhandel (79 Prozent) sowie die Baubranche (77 Prozent) und das Verarbeitende Gewerbe (76 Prozent). Besser sah es im Bereich Verkehr und Logistik (43 Prozent) aus.

Engpässe nach Firmengröße und Branche

Aber nicht nur der Wirtschaftszweig spielte bei Versorgungsproblemen eine Rolle, sondern auch die Betriebsgröße. So funktionierte bei 80 Prozent der Großbetriebe mit 250 oder mehr Beschäftigten die Supply Chain nicht mehr reibungslos, während dies bei Firmen mit weniger als zehn Beschäftigten nur bei 67 Prozent der Fall war. 90 Prozent der Betroffenen machte dabei die eingeschränkte Verfügbarkeit zu schaffen, 55 Prozent litten unter logistischen Problemen. Für 22 Prozent waren veränderte Regularien eine Erschwernis, für 17 Prozent der Brexit.

Negative Konsequenzen hatten die Probleme beim Bezug von Vorleistungen oder Zwischenprodukten bei 87 Prozent der Betroffenen. Im Verarbeitenden Gewerbe sowie im Groß- und Einzelhandel (jeweils 40 Prozent) sorgten die Ausfälle oder Verzögerungen für ein gesunkenes Geschäftsvolumen. 

Wie Betriebe auf Lieferprobleme reagieren

Um die Probleme abzufedern, erweiterten etwa 65 Prozent ihr Zulieferernetzwerk, rund 50 Prozent der Firmen erhöhte ihre Preise, um die entstandenen Mehrkosten auszugleichen, und 20 Prozent stellten weniger Mitarbeiter ein. 14 Prozent der Unternehmen retteten sich durch Kurzarbeit, während fünf Prozent Personal entließen, um etwa dauerhafte Produktionsausfälle zu kompensieren.

Insgesamt zeigte sich, dass der Auf- und Abbau von Lagerbeständen, wichtiger wurde. Es sei davon auszugehen, dass Just-in-Time-Produktion zurückgefahren und stattdessen Lagerhaltungskosten hingenommen wurden. Jeder dritte Betrieb fuhr zudem die Produktion herunter.

Quelle: IAB-Betriebsbefragung "Betriebe in der Covid-19-Krise"

Auch 2022 große Supply-Chain-Risiken

Auch wenn die Studie eine Rückschau auf das Jahr 2021 ist, sehen die Studienautoren Michael Moritz, Duncan Roth, Jens Stegmaier und Ignat Stepanok darin ein Zwischenfazit, wie Unternehmen bisher mit Lieferengpässen umgegangen sind und dies auch in Zukunft tun können. Denn angesichts der weiterhin andauernden Pandemie und des Kriegs in der Ukraine werden die Belastungen auf diesem Gebiet fortbestehen oder sogar zunehmen. 

Laut Befragung haben knapp zwei Drittel der Betriebe auch für 2022 mit Lieferschwierigkeiten gerechnet. Aber es ist davon auszugehen, dass die tatsächliche Betroffenheit in diesem Jahr nach Branchen anders aussehen wird. Auch könnten Unternehmen aufgrund der Pandemie in Asien und in China stärker betroffen sein, so die Einschätzung der Studienautoren.

"Vorstellbar ist jedoch, dass bei noch länger andauernden Lieferengpässen auch die Belastungen für die Betriebe steigen und es verstärkt zu personellen Anpassungen kommt", heißt im Fazit der Studie. So zeige sich bereits jetzt, dass Betriebe mit Supply-Chain-Störungen infolge des Ukraine-Kriegs häufiger Personalmaßnahmen ergreifen, die Preise erhöhen und die Produktion gesenkt haben als andere Firmen.

Unabhängig davon braucht es allerdings langfristige Maßnahmen, um Lieferketten resilienter zu machen. Unternehmensstrategien allein seinen aber kein Ersatz für eine gezielte Außenwirtschaftspolitik, warnt das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) vor dem Hintergrund der Energieversorgung im Ukraine-Krieg in einem aktuellen Gastbeitrag. 

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