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25.10.2012 | Bankenaufsicht | Schwerpunkt | Online-Artikel

Es ist nicht alles Gold, was glänzt - Kontroverse um deutsche Goldreserven

verfasst von: Barbara Bocks

3 Min. Lesedauer

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Die Deutsche Bundesbank verfügt laut Bilanz zum Stichtag Ende 2011 über Goldreserven in Höhe von 3.396 Tonnen, die laut Angaben der Bundesbank einen aktuellen Marktwert von 144 Milliarden Euro besitzen, aber ist das überhaupt der korrekte Wert?

Mit einem Gewicht von 3.396 Tonnen hält nur Amerika einen noch größeren Vorrat an Gold vor als die Bundesrepublik, so die FTD. Nach Angaben der Bundesbank lagert der Großteil der deutschen Goldvorräte bei der US-Zentralbank Federal Reserve (Fed). Kleinere Bestände würden von den Notenbanken Großbritanniens und Frankreichs verwahrt.

Bundesrechnungshof contra Deutsche Bundesbank

Seit Jahren habe niemand kontrolliert, ob die Goldbestände weiterhin an ihrem Platz seien, berichtet die FTD. So hat der Bundesrechnungshof in dieser Woche im Haushaltsausschuss eine Bestandsaufnahme der im Ausland verwahrten deutschen Reserven gefordert: „Angesichts des hohen Werts der bei ausländischen Notenbanken gelagerten Goldbestände und der Tatsache, dass diese noch nie aufgenommen wurden, hält es der Bundesrechnungshof daher handelsrechtlich für erforderlich, auch die bei ausländischen Notenbanken verwahrten Goldbestände in regelmäßigen Zeitabständen mittels geeigneter Stichprobenverfahren körperlich aufzunehmen", heißt es in dem der Deutschen Presse-Agentur vorliegenden Bericht.

Zur Lagerung im Ausland verweist die Bundesbank in einer Pressemitteilung auf folgenden Grund: „Damit die Goldbestände ihre Funktion als Währungsreserven erfüllen können, müssten sie im Bedarfsfall ohne logistische Einschränkungen in gängige Reservewährung eingetauscht werden können.“ Zudem entspreche der vom Bundesrechnungshof gewünschte Prüfumfang nicht den Usancen zwischen Notenbanken. Die seit vielen Jahren angewandte Buchinventur und die ergänzenden Bestätigungen der Verwahrstellen sind gesetzeskonform und würden den Grundsätzen ordnungsmäßiger Buchführung gerecht. „Die Vorgehensweise wird durch alle bisherigen Jahresabschlussprüfer bestätigt, die ausnahmslos ein uneingeschränktes Testat erteilt haben, das jedes Jahr im Geschäftsbericht der Bundesbank veröffentlicht wird“, so die Bundesbank weiter.

In seinem Bericht kritisiert der Rechnungshof außerdem, dass die Bundesbank nicht über ein dokumentiertes Lagerstellenkonzept verfüge, um über die Lagerplätze und Verlagerungen zu entscheiden. Die Bundesbank habe zugesagt, ein solches Konzept zeitnah zu erarbeiten, so die Süddeutsche Zeitung weiter. Zudem wolle die Bundesbank nach Angaben des Rechnungshofs in den kommenden drei Jahren jeweils 50 Tonnen des bei der Federal Reserve lagernden Goldes nach Deutschland überführen, um es zu prüfen, wie die FTD berichtete.

„Wert der Goldreserven sind Peanuts im Vergleich zu den Garantien zum ESM“

Wolfgang Münchau, Kolumnist der Financial Times, äußert in seinem Blog bei Spiegel Online deutliche Kritik an dem Sinnhaftigkeit der Initiative des Bundesgerichtshofs und argumentiert, dass der Wert der Goldreserven im Vergleich zu den Summen des Europäischen Stabilitätsmechanismus (ESM) verschwindend gering erscheint. „Der deutsche Goldbestand ... Angesichts der Größe der deutschen Volkswirtschaft, die jedes Jahr das Zwanzigfache dieser Summe erwirtschaftet, ist die Forderung nach einer Inventur des Goldbestandes eher eine Art Beschäftigungstherapie für gelangweilte Notenbanker als ein Akt makroökonomischer Stabilisierung. Die Summen, um die es hier geht, sind Peanuts im Gegensatz zu den offiziellen Garantien für den Rettungsfonds ESM und die deutschen Forderungen gegenüber der Europäischen Zentralbank (EZB) im Zahlungssystem Target2.“ Handelsblatt-Online-Chefredakteur Oliver Stock stimmte ihm hierbei zu und bekräftigte im „Handelsblatt in 99 Sekunden“: „Unser Gold ist eher ein gefühlter Schatz, das Leben ginge auch ohne ihn weiter.“

Quellen: Deutsche Bundesbank, FTD, Handelsblatt Online, Spiegel Online, Süddeutsche Zeitung

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