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15.01.2024 | Mobilitätskonzepte | Im Fokus | Online-Artikel

Das sind die fünf Carsharing-Trends 2024

verfasst von: Christiane Köllner

5:30 Min. Lesedauer

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Carsharing gilt als Säule eines modernen Verkehrssystems. Das Auto-Teilen soll Mobilität nachhaltiger, effizienter und kundenfreundlicher machen. Das sind die fünf Trends, die die Carsharing-Branche 2024 antreiben. 

Staus, Lärm und Emissionen: Viele Städte in Deutschland leiden unter einer gewaltigen Verkehrsüberlastung. Eine Lösung, die Folgen dieser Verkehrsproblematik in den Griff zu bekommen, ist Carsharing. Das Auto-Teilen gilt als Hebel auf dem Weg zu einem intelligenten Mobilitätsmix in Städten als auch im angrenzenden Umland. Es "ermöglicht Menschen den Umstieg auf einen umweltfreundlichen und nachhaltigen Mobilitätsmix und befreit sie von dem Auto als 'Quasi-Standard' für ihre Fortbewegung", wie die Springer-Autoren Martin Trillig und Reinhard Becker im Buchkapitel Carsharing als Baustein einer Smart Region Strategie erläutern. Zusammen mit dem Ausbau des Bus- und Bahnverkehrs sowie der Fahrrad-Infrastruktur kann Carsharing die Nutzung der Pkw effizienter machen oder einen kompletten Verzicht auf das eigene Auto ermöglichen. Damit soll Mobilität nicht nur flexibler und umweltfreundlicher, sondern auch die Lebensqualität der Menschen erhöht werden. 

Insgesamt stehen die Deutschen dem Sharing sehr positiv gegenüber: 84 % der Deutschen sehen Sharing-Angebote als umweltfreundliche Alternative zu bestehenden Mobilitätsangeboten, wie eine Befragung im Auftrag des Digitalverbands Bitkom unter 1.003 Personen in Deutschland herausgefunden hat. Wären entsprechende Angebote vorhanden, könnten sich 42 % vorstellen, Carsharing zu nutzen. Welche Trends und Herausforderungen den Markt für Carsharing 2024 entscheidend beeinflussen sollen, haben die Experten bei Invers, einem Anbieter von Hard- und Software-Lösungen für Shared-Mobility-Unternehmen, ermittelt.

1. E-Mobilität fordert Carsharing-Betreiber heraus
Nach Angaben von Invers sehen sich Carsharing-Betreiber international zunehmend mit den Herausforderungen der Elektromobilität konfrontiert. So seien Reparaturen bei elektrischen Fahrzeugen teilweise deutlich teurer als bei Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor. Hinzu komme, dass sich der Restwert der E-Fahrzeuge nicht verlässlich kalkulieren lasse und die Ladeinfrastruktur in vielen Ländern noch nicht ausreichend zur Verfügung stehe. Die Herausforderungen werden umso dringlicher als die Zahl der E-Fahrzeuge im Carsharing vergleichsweise hoch ist. So gibt Invers an, dass der Anteil an elektrischen Fahrzeugen in Carsharing-Flotten deutlich höher liegt als bei privaten Pkw. In Deutschland seien beispielsweise nach Angaben des Bundesverbands Carsharing 20,5 % aller Carsharing-Fahrzeuge elektrisch angetrieben. Demgegenüber soll der Anteil aller E-Fahrzeuge an der nationalen Pkw-Flotte laut Kraftfahrt-Bundesamt nur 3,9 % betragen. Für Italien gebe das Osservatorio Nazionale sogar an, dass 60 % der Fahrzeuge im stationsbasierten Carsharing und 40 % im Free-Floating Carsharing elektrisch betrieben sind. In Großbritannien seien laut Branchenverband CoMoUK 14 % der Carsharing-Fahrzeuge elektrisch.
 
2. Insourcing soll die Prozesseffizienz steigern 
Zahlreiche Carsharing-Anbieter konzentrieren laut Invers derzeit darauf, ihre Prozesse zu verbessern und setzen dabei verstärkt auf eigene Teams. Das Ziel sei, profitabel zu werden oder die Profitabilität ihres Geschäfts zu erhöhen. "Dabei geht es nicht nur um die Aufgaben, Fahrzeuge zügig und kostengünstig in die Flotte aufzunehmen oder aus der Flotte auszulösen. Viele Betreiber nehmen operative Prozesse des Tagesgeschäfts wie die Wartung der Fahrzeuge, die Reinigung oder das Schadensmanagement stärker unter die Lupe. Wie lange dauert es, bis das Fahrzeug durch die Inspektion ist? Welche Prozesse durchläuft ein Auto nach einem Unfall? Wann ist es wieder auf der Straße? Bisher musste sie beispielsweise im Schadensfall das Auto ausflotten, in die Partnerwerkstatt bringen lassen, nach der Reparatur zurückholen und wieder einflotten. Diesen Prozess lassen einige Carsharing-Anbieter künftig in eigenen Werkstätten von eigenen Teams erledigen. Gleiches gilt für die Reinigung: Betreiber holen die Fahrzeuge in Haus, erledigen neben der Reinigung noch andere Aufgaben wie beispielsweise das Beheben kleiner Schäden oder auch das Aufladen", so Invers. Damit sollen sich kurze Wege realisieren und das Wissen in der eigenen Organisation nutzen lassen. Letztendlich wird so auch die inaktive Zeit des einzelnen Fahrzeugs minimiert.
 
3. Schäden und Missbrauch beschäftigen Carsharing-Anbieter 
Nachlässiger und sorgloser Umgang mit geteilten Autos wird Invers zufolge zu einem größeren Problem. Zwar gehe der weitaus größte Teil der Carsharing-Kunden gut mit den geliehenen Fahrzeugen um, aber auch die verhältnismäßig wenigen Kunden, die das nicht tun, würden erheblichen Schaden anrichten. "In einigen Städten gibt es sogar schon Stadtviertel, die Betreiber aufgrund zu vieler Schadensfälle von ihrem Geschäftsgebiet ausschließen", so Invers. Bis zu 10 % des Umsatzes müssten Betreiber im Schnitt in Reparaturen und Schadenmanagement investieren, weil Kunden unangemessen fahren oder Schäden verursachen und nicht melden, gibt Invers an. Zahlreiche Betreiber hätten dieses Thema in den letzten Monaten priorisiert und würden auch im kommenden Jahr weiterhin nach effizienten Lösungen suchen. 
 
4. Vereinzelte Städte schaffen Carsharing-freundliche Umfelder 
Invers betont, dass für Carsharing-Anbieter eine gute Zusammenarbeit mit Städten und Kommunen erfolgskritisch sei. "Dabei geht es nicht nur um die Frage der Parkgebühren, sondern um die grundsätzliche verkehrspolitische Position. Dabei ist die Kooperation nicht nur für die Betreiber wichtig, sondern auch für Städte und Kommunen, denn diese können insbesondere mit dem Ziel, Emissionen zu senken, nachweislich von einem Ausbau der Carsharing-Angebote profitieren", erklärt Invers. Eine aktuelle Studie der Clean Cities Campaign habe ergeben, dass eine konsequent progressive Verkehrspolitik, die Carsharing einbindet, europäischen Städten ermögliche, ihre Emissionen einfacher, kostengünstiger und schneller zu senken als mit großangelegten Infrastrukturprojekten wie neuen U-Bahnen. Im Ranking der besonders sharing-freundlichen Städte liste die Clean Cities Campaign, so Invers, Kopenhagen und Oslo auf den führenden Plätzen. Die Stadtverwaltung in Kopenhagen habe zum Beispiel ein so gutes Umfeld für geteilte Fahrzeuge geschaffen, dass der in Schweden und Norwegen bereits erfolgreiche Anbieter Hyre seit Mitte des Jahres ein Angebot in der dänischen Hauptstadt betreibt.

5. Lokale MaaS-Angebote und Mobility Hubs integrieren und stärken Carsharing 
Carsharing-Angebote werden laut Invers zum einen durch die wachsende Zahl der Apps für Mobility-as-a-Service (MaaS) gestärkt, die die Angebote des öffentlichen Nahverkehrs mit anderen Mobilitätsdiensten bündeln. Und zum anderen durch das Entstehen von Mobilitätsstationen an zentralen urbanen Plätzen. "Die Mobilitäts-App hvv Switch in Hamburg bietet beispielsweise neben dem Deutschlandticket und den Fahrscheinen für den Regionalverkehr Zugriff auf Carsharing-Dienste von Miles oder Sixt Share sowie Mikromobilität von Tier oder Voi und Ridehailing-Services von Moia", so Invers. In den Niederlanden bündele die MaaS-App Gaiyo landesweit Mobilitätsdienste in einem Ökosystem aus privaten und öffentlichen Angeboten. Neben Bussen und Bahnen sowie Fahrrädern und E-Scootern könnten Kunden Carsharing von MyWheels, Amber, GreenWheels und Share Now nutzen, um effizient und komfortabel ans Ziel zu kommen.

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