2002 | OriginalPaper | Buchkapitel
Öffentlicher Dienst/Sektor
verfasst von : Rainer Prätorius
Erschienen in: Handwörterbuch zur politischen Kultur der Bundesrepublik Deutschland
Verlag: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Enthalten in: Professional Book Archive
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Der öffentliche Dienst (öD) und der öffentliche Sektor (öS) gelten in der politischen Gegenwartsdiskussion gemeinsam als eine innovations- und wachstumshemmende Altlast des deutschen politischen Systems. Durch die gemeinsame Etikettierung werden aber bedeutsame Differenzierungen unterschlagen. Während ein relativ hoher Staatsanteil am Sozialprodukt und entsprechende Steuer- und Abgabenlasten tatsächlich nachweisbar sind, kann dies nicht auf eine übermäßige Beschäftigung im öD zurückgeführt werden: 1994 arbeiteten von 100 deutschen Erwerbstätigen 16 im öD, deutlich weniger als beispielsweise in Schweden (33) oder auch in Frankreich (24). Der öD steht zudem im Verdacht, eine der ärgsten Beharrungskräfte im Lande zu sein, was sich nicht mit den z.T. dramatischen Wandlungen verträgt, denen er in den letzten Jahrzehnten unterworfen war. Zum einen hat sich langfristig das Gewicht der Beschäftigung von hoheitlichen Verwaltungstätigkeiten weg und hin zu Diensdeistungen im Sozial-, Bildungs- und Gesundheitssektor verschoben, zum anderen wandern erst jüngst bedeutsame ältere Diensdeistungen und Infrastrukturfunktionen durch die Umwandlung von Bahn und Post in Aktiengesellschaften aus dem öD ab. Ähnliches ist auf der lokalen Ebene durch die Privatisierung kommunaler Leistungsanbieter zu verzeichnen.