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2022 | Buch

Personalführung und Organisationswandel in der Polizei

Das Kooperative Führungssystem im Kontext polizeilicher Modernisierung

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Über dieses Buch

Das „Kooperative Führungssystem“ (KFS) gilt seit 40 Jahren als die offizielle Führungskonzeption der bundesdeutschen Polizei, wurde aber trotz dieser Bedeutung von der sozialwissenschaftlichen Forschung bisher nur am Rande zur Kenntnis genommen. Die Arbeit macht den Versuch, das KFS als Bestandteil eines längerfristigen Führungswandels in der Polizei während der 1960er und 1970er Jahre zu beschreiben und seine heutige Funktion für die Polizei zu bestimmen. Trotz der Verankerung in diversen bundesweit gültigen Vorschriften zeigt sich, dass das KFS heutzutage meist auf den Wert des kooperativen Führens reduziert wird. Die Relevanz des KFS für die Polizei ist somit weniger in der Formalstruktur als vielmehr in der Schauseite zu sehen: Mit dem KFS kann die Polizei ihre Orientierung an den Bürgerrechten für das Publikum wirkungsvoll inszenieren.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter
Kapitel 1. Polizeiliche Führungsbeziehungen im Wandel
Zusammenfassung
Die Polizei rückt in regelmäßigen Abständen in den Fokus massenmedialen Interesses. Die Konflikte um den Polizeieinsatz zum G20-Gipfel in Hamburg 2017 oder die Debatte um institutionellen Rassismus in der Polizei zeigen deutlich auf, dass sich Polizeiarbeit in einem explosiven Spannungsfeld bewegt. Die Polizei ist formal zwar Teil der öffentlichen Verwaltung, aber hebt sich zugleich auch von dieser ab, da sie – neben der Bundeswehr – exklusiv dazu legitimiert ist, auf Gewalt zuzugreifen, um ihrem Auftrag, der Wahrung der inneren Sicherheit, nachzukommen.
Norman Dürkop
Kapitel 2. Das Kooperative Führungssystem (KFS) in der polizeilichen Selbstwahrnehmung
Zusammenfassung
Das KFS stellte in den 1970er Jahren den Versuch dar, eine Führungslehre im Sinne eines Lehrkanons auf wissenschaftlicher Grundlage für die Polizei zu entwickeln. Das Hauptwerk des KFS ist der zweibändige „Grundriß der Führungslehre“ von dem Autorenduo Altmann und Berndt, die zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung 1976 als Dozenten an der Polizeiführungsakademie tätig waren. Bei dem „Grundriß“ handelt es sich um ein polizeiliches Lehrbuch mit der Zielsetzung, die zentralen Aspekte des damaligen wissenschaftlichen Kenntnisstandes zum Thema Personalführung aufzubereiten und für die Polizeiausbildung verwertbar zu machen.
Norman Dürkop
Kapitel 3. Eine soziologische Perspektive auf das KFS: Die drei Seiten der Organisation
Zusammenfassung
Um einen Blick auf das KFS zu entwickeln, der von polizeilichen Selbstbeschreibungen Abstand nimmt, greife ich auf Überlegungen aus der soziologischen Systemtheorie zurück. Dabei schließe ich insbesondere an Überlegungen von Kühl und Luhmann an. Luhmann nutzt das Konzept der Entscheidungsprämissen, um die Strukturbildung in Organisationssystemen zu beschreiben.
Norman Dürkop
Kapitel 4. Die Entstehungsbedingungen des KFS: Polizei und Umwelt im Wandel
Zusammenfassung
Viele Darstellungen zur Entstehung des KFS sind sehr knapp gehalten und empirisch kaum gedeckt. Wie in Kap. 2 bereits gezeigt, wird das KFS u. a. als Reaktion auf die 68er gesehen oder gilt als zentrales Moment zur Überwindung des autoritären Führungsstils. Weiterhin erscheint das KFS sinnbildlich dafür, dass humanere Formen des Führens sich etabliert hätten und Mitte der 1970er Jahre nun auch in die Polizei übertragen worden seien.
Norman Dürkop
Kapitel 5. Die Evolution des polizeilichen Führungsdenkens: Von der „inneren Führung“ zum Kooperativen Führungssystem
Zusammenfassung
Anders als die Literatur suggeriert, markiert das KFS nicht den Beginn des polizeilichen Führungsdiskurses. Vielmehr lassen sich in polizeilichen Publikationen Diskussionen zu Führungsthemen schon in den 1960er Jahren ausmachen. In diesem frühen Führungsdiskurs wurden zudem Aspekte und Ansätze behandelt, die später auch bei Altmann und Berndt eine Rolle spielen.
Norman Dürkop
Kapitel 6. Das KFS zwischen Formalstruktur und Schauseite
Zusammenfassung
Altmann und Berndt waren sehr geschickt darin, ihr KFS in der Polizei zu verankern. Ihr Konzept ist im Kern rationalistisch ausgerichtet und konnte dennoch zum Inbegriff der Abwendung der Polizei vom autoritären Führungsstil werden. Ich ging im vorigen Kapitel bereits kurz darauf ein, dass Altmann und Berndt versuchten, ihre Führungskonzeption über den expliziten Bezug zum Grundgesetz normativ abzusichern.
Norman Dürkop
Kapitel 7. Führungswandel als Organisationswandel
Zusammenfassung
Die vorliegende Arbeit hat sich zum Ziel gesetzt, eine empirische Analyse zu den Veränderungen der polizeilichen Führungsbeziehungen in den 1960er und 1970er Jahren vorzunehmen, um die vorliegende Forschung zum Organisationswandel der bundesdeutschen Polizei um diesen wenig explizit betrachteten Aspekt zu ergänzen. Es wurde die These entwickelt, dass das Kooperative Führungssystem der Polizei weniger für den Beginn des polizeilichen Führungsdiskurses steht, sondern vielmehr die Polizei einen längerfristigen Führungswandel durchlief, bei dem das KFS einen wichtigen Meilenstein darstellt. Altmann und Berndt führten die unterschiedlichen diskutierten Konzepte zusammen und versuchten, eine für die Polizei einheitliche Führungslehre herauszuarbeiten.
Norman Dürkop
Backmatter
Metadaten
Titel
Personalführung und Organisationswandel in der Polizei
verfasst von
Norman Dürkop
Copyright-Jahr
2022
Electronic ISBN
978-3-658-38629-0
Print ISBN
978-3-658-38628-3
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-38629-0