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2008 | Buch

Quo vadis Wirtschaftsinformatik?

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Inhaltsverzeichnis

Frontmatter

Ausrichtung und methodische Aspekte der Wirtschaftsinformatik — Forschung

Frontmatter
Ein Plädoyer für die gestaltungsorientierte Wirtschaftsinformatik
Auszug
„Relevant rigour — Rigorous relevance“ — unter diesem Motto stand die European Conference on Information Systems (ECIS) 2007 in St. Gallen. Die Diskussion über das richtige Verhältnis zwischen rigoroser und relevanter Forschung beschäftigt die Wirtschaftsinformatik nunmehr seit einigen Jahren. In einem fortwährenden Prozess stellt sich unsere Disziplin die Frage ihrer zukünftigen Ausrichtung als Wissenschaft (Mertens 2004; Mertens 2005). Ein weiterer Beleg dafür war eine Teilkonferenz auf der diesjährigen Multikonferenz Wirtschaftsinformatik in München mit dem Titel „Quo Vadis Wirtschaftsinformatik-Nachhaltigkeit Contra Hypes“. Grundsätzlich lässt sich in der gegenwärtigen Diskussion die Forderung nach der Herausarbeitung der spezifischen Charakteristika unserer Disziplin ausmachen (Schauer et al. 2007b). Teilweise wird auch kritisiert, dass die Wirtschaftsinformatik sich mit Hypes oder Moden beschäftigt, die keinen nachhaltigen Beitrag zum Erkenntnisfortschritt leisten (Steiningere et al. 2008).
Jörg Becker
Wirtschaftsinformatik — für ewig?
Persönliche Anmerkungen von Joachim Fischer
Auszug
Jeder Wissenschaftler durchläuft seinen eigenen Lebensweg. Meiner lief über Operations Research (Uni Hamburg) über Investition und Finanzierung (TU Berlin) und Controlling (Industrie) zur Wirtschaftsinformatik (jetzt in Paderborn). Dabei habe ich „Hype, Tot und Wiederauferstehen“ (Operations Research), „Wandel von der Rechnung & Lehre zur Theorie“ (Investition und Finanzierung), „neue Schläuche für den Wein“ (Controlling) und „vertell wat wahr aber nich gar iss“ (Wirtschaftsinformatik) erlebt.
Joachim Fischer
Herausforderungen der Wirtschaftsinformatik in Zeiten des Wandels
Auszug
Die Wirtschaftsinformatik in den deutschsprachigen Ländern hat sich ungefähr 40 Jahre nach der Gründung des ersten einschlägigen Lehrstuhls zu einer etablierten Disziplin entwickelt. An mehr als 70 Universitäten wird das Fach von ca. 220 Professorinnen und Professoren vertreten. Dazu kommt eine beachtliche Zahl von Kolleginnen und Kollegen an Fachhochschulen. Nachdem die ersten Jahrzehnte durch ein ausgeprägtes Wachstum gekennzeichnet waren, befindet sich die Wirtschaftsinformatik seit einiger Zeit in einer Konsolidierungsphase. Sie ist gekennzeichnet durch eine Ausdifferenzierung in eine beachtliche Fülle von Forschungsfeldern sowie durch eine Normalisierung des Verhältnisses zu den Nachbardisziplinen Betriebswirtschaftslehre und Informatik. Es finden sich manche Anzeichen einer prosperierenden Disziplin. So erlaubt das Drittmittelaufkommen den meisten Fachvertretern eine beruhigende Unabhängigkeit vom tendenziell abnehmenden Volumen der Grundfinanzierung. Die Nachfrage nach Absolventen ist unvermindert hoch. Auch für die Zukunft darf mit einer hohen Wertschätzung von Wirtschaftsinformatikern am Arbeitsmarkt gerechnet werden. Es mag ein Ausdruck dieser vergleichsweise kommoden Situation sein, dass die Wirtschaftsinformatik durch eine beachtliche Harmonie gekennzeichnet ist.
Ulrich Frank
Potenzial experimenteller Forschung in der Wirtschaftsinformatik —
Ein Beitrag zur methodischen Fundierung
Auszug
Die methodische Fundierung stellt generell ein essenzielles Abgrenzungskriterium der Wissenschaften dar, für die Wirtschaftsinformatik (WI) insbesondere zu Beratungsunternehmen und Softwarehäusern. Hierbei ist zu betonen, dass ein methodisches Fundament nicht als Anhäufung übermäßig präziser Verfahrensanleitungen verstanden werden sollte. Vielmehr soll es als Wissensbasis das Instrumentarium der Disziplin dokumentieren und dessen Eignung im Hinblick auf verschiedene Gegenstandsbereiche festhalten. Ziel ist die Weiterentwicklung und Anpassung wissenschaftlicher Erkenntnisprozesse und —werkzeuge, um den Herausforderungen zu entsprechen, die sich aus dem Fortschritt im Gegenstandsbereich ergeben. In Übereinstimmung mit diesen Überlegungen ist einer Interviewstudie mit führenden Fachvertretern der Wirtschaftsinformatik zu entnehmen, dass die methodische Fundierung, insbesondere die Analyse der Eignung und die Anpassung von Methoden an die Erfordernisse der Wirtschafts-informatik als wichtig eingeschätzt werden.
Thomas Hess, Thomas Wilde
Internationalisierung der Wirtschaftsinformatik
Weiter auf der Erfolgsspur — oder in die Sackgasse?
Auszug
Die Wirtschaftsinformatik (WI) hat sich in ihre 40-jährigen Geschichte nichte nicht nur zu einer eigenständigen Disziplin, sondern auch zu einem Erfolgsmodell im Spannungsfeld ihrer Mutterdisziplinen, den Wirtschaftswissenschaften und der Informatik, entwickelt.
Karl Kurbel
Perspektiven auf die Wirtschaftsinformatik
Eine Disziplin im Spannungsfeld von Mensch und Maschine
Auszug
Eines der bestimmenden Merkmale der Wirtschaftsinformatik ist weitgehend unbestritten die Interdisziplinarität. Dies drückt sich allein schon durch die Wortverbindung der Begriffe Wirtschaft und Informatik aus. Allerdings drängt sich die Vermutung auf, dass die Wirtschaftsinformatik sowohl im Spannungsfeld der wissenschaftlichen Disziplinen als auch in der betrieblichen Praxis vor allem unter dem Aspekt der Informatik wahrgenommen wird. Mit der Informatik teilt die Wirtschaftsinformatik die Beschäftigung mit Artefakten der Informationstechnologie (IT) und findet damit einen quasi natürlichen Anknüpfungspunkt.
Thomas Myrach
Zur Fallstudienforschung in der Disziplin Information Systems: Eine quantitative Inhaltsanalyse
Auszug
Die wissenschaftliche Disziplin Information Systems (IS) befasst sich mit der Beschreibung von Informations- und Kommunikationssystemen in Organisationen aus Wirtschaft und Verwaltung, der Erklärung solcher Systeme, der Prognose des Systemverhaltens sowie mit der Gestaltung neuartiger Systeme (Keen, 1980; Ives, Hamilton & Davis, 1980; Avgerou, Siemer & Bjørn-Andersen, 1999). Informations- und Kommunikationssysteme sind dabei als sozio-technische Systeme aufzufassen, die aus den Komponenten Mensch/Aufgabe/Technik bestehen (Heinrich, Heinzl & Roithmayr, 2007).
René Riedl, Friedrich Roithmayr
Designorientierung in der Wirtschaftsinformatik —
ein Beitrag zu einer Streitschrift
Auszug
Die deutsche Wirtschaftsinformatik steht unter Druck: In einer zunehmenden Zahl von Universitäten werden nicht mehr Professoren berufen, sondern Publikationslisten. Unabhängig von ihrer tatsächlichen Qualität haben hier deutschsprachige Publikationen den Ruf der Zweitklassigkeit. Erstklassige Zeitschriften werden eher im amerikanischen oder europäischen Kontext vermutet. Die Wirtschaftsinformatik wird sich diesem Trend nur noch eine begrenzte Zeit mit den Hinweis auf ihre internationale Einmaligkeit verwehren können. Sie wird sich internationalisieren müssen, nicht nur, indem sie ihre eigenen Forschungsergebnisse international besser zugänglich macht (z.B. durch Internationalisierung der Zeitschrift „Wirtschaftsinformatik“), sondern indem sie sich internationale Qualitätsmaßstäbe zueigen macht. Für die deutschsprachige Wirtschaftsinformatik ist es eine glückliche Fügung, dass auch die anglo-amerikanische Information Systems-Forschung gerade versucht, aus einer Sackgasse herauszukommen, in die sie hauptsächlich aus institutionellen Gründen (siehe weiter unten) gelangt ist. Sie hat den Bezug zur Informationstechnologie weitgehend verloren, d.h. das „Artefakt“ spielt eine zunehmend geringere Rolle [Hevner et al. 2004], insbesondere Fragen des Designs von Informationssystemen.
Gerhard Schwabe
Theoretische Fundierung der Wirtschaftsinformatik
Fragmentarische Thesen zu Anspruch und Wirklichkeit aus der Perspektive eines Grenzgängers
Stephan Zelewski

Entwicklungen in der Wirtschaftsinformatik-Ausbildung und auf dem Arbeitsmarkt

Frontmatter
Eine kritische Analyse des Arbeitsmarkts für (Wirtschafts) Informatik-Absolventen
Auszug
Der Markt für Wirtschaftsinformatik-Absolventen oder kurz Wirtschaftsinformatiker1 ist nach Beobachtung der Autoren nicht nur gegenwärtig, sondern bereits seit Jahren dadurch gekennzeichnet, dass einerseits eine hohe Nachfrage nach Wirtschaftsinformatikern besteht, andererseits aber keine ausreichenden Maßnahmen ergriffen werden, um diese Nachfrage gezielt zu befriedigen. Die Frage nach den Gründen für das Marktversagen stellt sich damit unmittelbar. Möglicherweise liegen mehrere Ursachen vor, sodass verschiedene Aspekte zu untersuchen sind. Zunächst ist zu prüfen, ob Angebot und Nachfrage koordiniert sind, d.h., ob die nachgefragten Aufgabenprofile tatsächlich ausgebildet werden. Eine weitere Ursache könnte darin liegen, dass die Angebots- und Nachfrageseite nicht dieselbe Sprache sprechen und z. B. in den Unternehmen der Wirtschaftsinformatiker generell als „Informatiker“ bezeichnet wird.
Ulrike Baumöl, Reinhard Jung
Fortwährendes Balancieren
Auszug
In diesem Beitrag wird der Frage nachgegangen, welche Kontroversen in den nächsten Jahren auf jene wirken werden, die auf Gebieten der Wirtschaftsinformatik in Unternehmen arbeiten. Keiner der Kontroversen ist neu, zu keiner der Kontroversen sind Lösungen zu erwarten, die übergreifend und langwährend wirken; vielmehr werden diese Spannungsfelder berufliches Wirken in der Wirtschaftsinformatik weiterhin prägen.
Georg Disterer
Eine Siegener Sicht der Wirtschaftsinformatik
Auszug
In dem Beitrag/Essay werden eigene und damit sehr subjektive/fragmentarische Erfahrungen beim Aufbau des Faches und des Studienganges Wirtschaftsinformatik in Siegen vorgestellt. Es wird nicht der Anspruch erhoben, eine Analyse und Darstellung des Faches aus wissenschaftstheoretischer Sicht anzustreben, wie das in letzter Zeit für die Wirtschaftsinformatik mehrfach vorgelegt wurde. Erkenntnisquellen des Autors waren dabei die Erfahrungen aus dem Aufbau eigener Lehrveranstaltungen, aus Forschungsprojekten und Projekten mit Praxispartnern; denndas anwendungsorientierte interdisziplinäre Fach Wirtschaftsinformatik kann nur teilweise theoretisch erarbeitet werden.
Manfred Grauer
Zur Notwendigkeit einer strukturierten Doktorandenausbildung in der Wirtschaftsinformatik
Auszug
Die Promotion gilt als höchster wissenschaftlicher Qualifikationsnachweis. Ihr Zweck ist es, mit der Erlangung des Doktorgrads die Fähigkeit zur vertieften wissenschaftlichen Arbeit nachzuweisen. In Deutschland ist die Promotion Voraussetzung dafür, bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) Projektanträge stellen zu können. Im Gegensatz zur Promotion weist die Habilitation dann die Fähigkeit nach, das gesamte Fachgebiet auf hohem Niveau in Forschung und Lehre zu vertreten. Der Doktortitel ist der höchste akademische Grad. Die Habilitation ist ein zusätzlicher Qualifikationsschritt, der ebenfalls mit einem Doktortitel bedacht wird (z.B. Dr. habil.). Die Bezeichnungen „Privatdozent“ und „Professor“ sind Titel, keine akademischen Grade. Sie werden nicht als formeller Namenszusatz verwendet.
Armin Heinzl

Anwendungsperspektiven der Wirtschaftsinformatik

Frontmatter
Künstliche Neuronale Netze in der Jahresabschlussanalyse
Auszug
Den erstgenannten Autor verbindet mit dem verehrten Jubilar eine freundschaftliche Beziehung, die ihre Wurzeln in der gemeinsamen Forschungszusammenarbiet von 1977 bis 1979 am Institut für Betriebswirtschaftslehre der Universität Wien hat. Zudem begutachtete der erstgenannte Autor gemeinsam mit Prof. LOITLSBERGER die Habilitationsschrift „Programmierungsmodelle für die Produktions-programmplanung — Ein Beitrag zur Methodologie der Modellkonstruktion“ des verehrten Jubilars. Zu dieser Zeit führte die Universität Wien den Studienversuch „Ausbildung von Wirtschaftsinformatikern auf dem Gebiet der BWL“ durch, einen frühen, vorläufer des heute an vielen Universitäten etablierten Studiengangs Wirtschaftsinformatik (WI). Nach seiner Habilitation übernahm der Jubilar zunächst eine Professur an der Universität Kiel, wo er von 1979 bis 1988 als Direktor des Instituts für Produktionswirtschaft lehrte und forschte. 1988 folgte er einem Ruf an, die Universität Bern, wo er als Direktor der Abteilung „Information Engineering“ bis heute tätig ist.
Jörg Baetge, Tobias Henning
Informatik der SBB: Nah am operativen Geschäft für die Kunden
Auszug
Als ich angefragt wurde, einen Artikel zum Themengebiet Wirtschaftsinformatik aus dem Blickwinkel der aktuellen Herausforderungen zu schreiben, musste ich mir zuerst selbst klar werden, was ich unter Wirtschaftsinformatik verstehe: Die Wirtschaftsinformatik unterstützt die Geschäftsprozesen des Business mit geeigneten ICT-Mitteln und dies unter Berücksichtigung betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten.
Andreas Dietrich
Forschungspotentiale der Wirtschaftsinformatik aus der Sicht der Unternehmensrechnung
Auszug
Innerhalb der Wirtschaftsinformatik hat sich In den letzten Jahrzehnten ein Spektrum an Forschungsfragen entwickelt, das einen weiten Bogen zwischen Betriebswirtschaftslehre und technischer Informatik spannt. Die folgenden Überlegungen sind auf die Schnittstelle zwischen Betriebswirtschaftlehre und Wirtschaftsinformatik fokussiert. Sie verstehen die Betriebswirtschaftslehre als empirische Wissenschaft, die das Unternehmen als ganzheitlichen Forschungsgegenstand auffasst und sich innerhalb dieses ganzheitlichen Bezugsrahmens in funktionaler und branchenbezogener Hinsicht in Teildisziplinen auffächert. Dabei nimmt die Unternehmensrechnung eine Querschnittsfunktion ein, zum einen, weil aus rechtlichen wie auch aus organisatorischen Gründen keine Unternehmung ohne Rechnungslegung auskommt, zum anderen, weil die Unternehmensrechnung das ganze Spektrum der quantitativen Abbildung des Unternehmensgescheliens und der Unternehmensentwicklung besorgt und deshalb mit allen Geschäftsprozessen und betrieblichen Teilfunktionen im Informationsaustausch stehen muss. Die Porter’sche Wertkette (value chain)2 ist ein allgemein anerkanntes qualitatives Beschreibungsmodell für die hier angesprochenen Zusammenhänge.
Ludwig Mochty
Das Zusammenspiel von Mensch, Kultur und Technologie für ein erfolgreiches Wissensmanagement
Auszug
Noch immer scheitern viele Unternehmen beim Versuch, Wissensmanagement erfolgreich zu implementieren. Oftmals hängen die Einführungs- und Etablierungsschwierigkeiten mit dem Fehlen einer ganzheitlichen Betrachtungsweise zusammen. Für ein erfolgreiches Wissensmanagement sind insbesondere der Mensch und die Unternehmenskultur entscheidende Faktoren. Der Informations- und Kommunikationstechnologie kommt eine zentrale Unterstützungsaufgabe zu. Nur ein abgestimmtes Zusammenspiel dieser verschiedenen Gestaltungsdimensionen bewirkt eine systematische Nutzung der Ressource Wissen.
Norbert Thom, Anne Sollberger
Backmatter
Metadaten
Titel
Quo vadis Wirtschaftsinformatik?
herausgegeben von
Reinhard Jung
Thomas Myrach
Copyright-Jahr
2008
Verlag
Gabler
Electronic ISBN
978-3-8349-9855-2
Print ISBN
978-3-8349-1145-2
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-8349-9855-2

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