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1997 | Buch

Regionale Integration

Eine eigenständige Liberalisierungsstrategie für die Weltwirtschaft

verfasst von: Bernhard Speyer

Verlag: Deutscher Universitätsverlag

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Inhaltsverzeichnis

Frontmatter
I. Grundlagen
Zusammenfassung
Seit gut einem Jahrzehnt ist die Weltwirtschaft durch ein Phänomen gekennzeichnet, welches prima facie wie ein unerklärliches Paradox wirkt: Während einerseits auf fast allen Ebenen und in allen Bereichen der internationalen Wirtschaftsbeziehungen von einer „Globalisierung“ gesprochen wird, ist andererseits zur gleichen Zeit eine Welle regionaler Integration zu beobachten. Der Terminus regionale Integration kennzeichnet dabei eine Abgrenzung zu unilateraler Integration, vor allem aber zu multilateraler Integration. „Regional“ ist mithin in erster Linie kein geographischer Begriff, sondern bezieht sich auf die Anzahl der an der Integration beteiligten nationalen Volkswirtschaften.
Bernhard Speyer
II. Offenheit, Wachstum und die räumliche Dimension der Liberalisierung
Zusammenfassung
Die traditionelle Außenwirtschaftstheorie weist trotz ihrer reichen Erkenntnisse zur Erklärung der internationalen Arbeitsteilung zwei signifikante weiße Flecken auf, die den Beitrag außenwirtschaftlicher Verflechtungen auf wichtige empirischer Phänomene der Weltwirtschaft unerklärt lassen. So bleibt zum einen die Beziehung zwischen der Offenheit und dem Wachstum einer Volkswirtschaft weitgehend im Unklaren, zum anderen verstellt sich die traditionelle Außenhandelstheorie mit der Annahme von Punktmärkten den Weg zu einer Erklärung der räumlichen Verteilung wirtschaftlicher Aktivität im Rahmen einer liberalen Weltwirtschaft. Diese Sektion wird argumentieren, daß die beiden Aspekte theoretische Berührungspunkte haben; es wird aber vor allem gezeigt werden, daß eine Regionalisierung der Weltwirtschaft als Ergebnis des Zusammenwirkens beider Aspekte eine logische Konsequenz der Liberalisierung ist.
Bernhard Speyer
III. Regionale Integration als institutionelle Antwort auf die Herausforderungen der „neuen“ Weltwirtschaft
Zusammenfassung
Aufbauend auf den Überlegungen zur Verbindung von Offenheit und Wachstum einer Volkswirtschaft sowie den Überlegungen zu raumwirtschaftlichen Aspekten der Integration wird in dieser Sektion gezeigt werden, daß regionale Integration im Rahmen der neuen Strukturen der Weltwirtschaft eine eigenständige Berechtigung als integrationspolitische Strategie erhält. Dabei wird zunächst kurz auf den Beitrag regionaler Integration bei der Schaffung und dem Transfer von Institutionen1 eingegangen, die eine glaubwürdige Gestaltung der Wirtschaftspolitik ermöglichen und/oder den Widerstand gegen Reformen zu brechen helfen (Kapitel 6). Im folgenden Kapitel wird gezeigt, warum eine Gestaltung der Integrationspolitik auf regionaler Ebene superior gegenüber der multilateralen Ebene ist. Dabei wird zuerst argumentiert, daß regionale Integration unter den veränderten Strukturen der Weltwirtschaft ein effizienteres Welthandelsregime darstellt (Kapitel 7.1). Danach wird gezeigt, welche Rolle regionale Integration bei der Auswahl von Entwicklungspfaden spielen kann (Kapitel 7.2). Kapitel 7.3 legt dar, daß eine Integrationspolitik im Bereich der „deeper integration“ auf multilateraler Ebene weder notwendig, geschweige denn möglich ist, sehr wohl aber auf regionaler Ebene implementiert werden kann. Schließlich wird die Rolle regionaler Integration bei der Gestaltung der Liberalisierungspolitik bezgl. FDI untersucht (Kapitel 7.4).
Bernhard Speyer
IV. Integrationspolitik unter den Bedingungen erweiterter sozialer Wohlfahrtsfunktionen: Distribution, Anpassung und Machtpolitik
Zusammenfassung
Wie sich bereits im Kontext unserer Diskussion der Problematik von „deeper integration issues“ andeutete, ist es notwendig, die Analyse der Gestaltung von Integrationspolitik so zu ergänzen, daß sie explizit Rücksicht nimmt auf die Existenz von Regierungen, genauer: die Existenz von kollektiven Zielen einer Gruppe von Menschen, wobei sich die Zielbündel verschiedener dieser Gruppen voneinander unterscheiden.1 Jede Behandlung einer Thematik internationaler (sic!) Wirtschaftsbeziehungen, die sich keine Gedanken über den Einfluß der Existenz von Staaten macht, wird letztlich immer einen Mangel an Erklärungskraft aufweisen. Methodisch bedeutet die Berücksichtigung der Existenz von Staaten im Kern eine Erweiterung der sozialen Wohlfahrtsfunktion: Umfaßt diese aus Sicht der traditionellen Außenwirtschaftstheorie lediglich das Element der Güterfülle, mithin allein das Kriterium allokativer Effizienz, so wird dies dem multifunktionalen Charakter des Gebildes „Staat“ nicht gerecht. Die Annahme, staatliches Handeln sei bei der Gestaltung internationaler Wirtschaftsbeziehungen allein von ökonomischen Effizienzüberlegungen geleitet, ist daher zwar ein hilfreiches Analyseinstrument, ist aber für sich genommen zur Erklärung realer Phänomene unzureichend.
Bernhard Speyer
V. „Liberaler Regionalismus“: Zur Vereinbarkeit von Multilateralismus und Regionalismus
Zusammenfassung
Als Ergebnis der Analyse der vorangegangenen drei Sektionen kann nunmehr festgehalten werden, daß regionale Integration der adäquate Rahmen für die Gestaltung der Liberalisierungs- und Integrationspolitik unter den strukturellen Bedingungen ist, die in Kapitel 3 als die Merkmale der heutigen Weltwirtschaft identifiziert wurden. Regionale Integration hat ihr Fundament in den raumwirtschaftlichen Konsequenzen marktgeführter Integrationsprozesse, die in Reaktion auf die strukturbestimmende Wirkung der „economic proximity“ zu einer ökonomisch begründeten Regionalisierung wirtschaftlicher Aktivität führt. Regionale Integration ist gleichzeitig die institutionelle Antwort auf die vielfältigen Probleme, die sich im Zuge immer tieferer Integrationsprozesse einstellen: Sie garantiert in einer Welt ohne externe Durchsetzungsmechanismen als selbsterzwingender Mechanismus der Handelspolitik den freien Marktzugang; sie ist der Rahmen für die Lösung der „challenge of deeper integration“ und sie ermöglicht die Aufrechterhaltung der Wettbewerbsdynamik als Grundlage wirtschaftlichen Wachstums. Schließlich wurde gezeigt, daß fortschreitende Integration nur möglich ist, wenn die Unsicherheitsproblematik dynamischer Wachstumsprozesse, das Anpassungsproblem und die distributive Dimension der Integration adäquat berücksichtigt werden — in allen Fällen stellte sich regionale Integration als diejenige Ebene dar, auf der diese Bedingung derzeit erfüllt werden kann. Der gesamten Analyse lag dabei zugrunde, daß Integration als grundsätzlich erstrebenswert angesehen wurde; angesichts der Tatsache, daß die Bedingungen für eine erfolgreiche, d.h. nachhaltige („sustainable“) Liberalisierung auf globaler Ebene nicht erfüllt sind, wurde jedoch für eine regionale Ergänzung des multilateralen Prozesses plädiert.
Bernhard Speyer
Backmatter
Metadaten
Titel
Regionale Integration
verfasst von
Bernhard Speyer
Copyright-Jahr
1997
Verlag
Deutscher Universitätsverlag
Electronic ISBN
978-3-663-08919-3
Print ISBN
978-3-8244-0360-8
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-663-08919-3