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2020 | OriginalPaper | Buchkapitel

4. Religiöser Autoritarismus: Die Herrschaft der Priester

verfasst von : Dietmar Braun

Erschienen in: Normative Theorien autoritärer Herrschaft

Verlag: Springer Fachmedien Wiesbaden

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Zusammenfassung

Im vierten Kapitel des Buches „Normative Theorien autoritärer Herrschaft“ wird der Versuch unternommen, den autoritären Gehalt von Herrschaft in religiösen Doktrinen zu bestimmen. Die Rechtfertigungsdiskurse hier beschäftigen sich sowohl mit der Herrschaftsbeziehung von Kirche und Gläubigen wie auch mit der zwischen Staat und Bürger sowie mit der Beziehung von Kirche und Staat. Sowohl das Christentum wie der Islam sind „Heilslehren“ und haben den Anspruch, die Gläubigen über den moralisch richtigen Weg zur „Erlösung“ zu führen. Autoritäre Herrschaft wird „Priestern“ zuerkannt, die als geistliche Gelehrte das Wissensmonopol auf die Exegese heiliger Schriften reklamieren können. Der Gläubige wird hier zum „Wissensempfänger“. Gehorsamkeit gegenüber den weltlichen Autoritäten zieht sich wie ein roter Draht durch die Rechtfertigungsdiskurse religiöser Herrschaft. Im Verlauf des Kapitels werden Diskurse unterschiedlicher Denker oder Debatten im Christentum (Augustinus, von Aquin, hierokratischer Diskurs im Kirchenstaat, der Konziliarismus, Luther, Calvin) sowie in Kurzform auch im Islam vorgestellt, in denen sich unterschiedliche Meinungen über das Verhältnis von Kirche und Gläubigen, aber auch zwischen Staat und Kirche wiederfinden. Die Aussagen über religiösen und politischen Gehorsam stehen im Mittelpunkt.

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Fußnoten
1
They typically contain „constitutions,“ prescriptive principles for how political and social life should be governed, and „statute laws,“ commanding specific rights and forbidding wrongs, that is, prohibitions, permissions and inducements. These elements within sacred books are the sacred law, promulgated by the „divine legislature“ (O’Leary 2009, S. 21).
 
2
Obwohl natürlich die Auslegung selbst mit einem gewaltigen Aufwand von rational begründeten Argument vonstatten geht.
 
3
Womit ich hier allgemein die Institutionen einer Gemeinschaft von Gläubigen meine, ob diese nun islamisch oder christlich ist.
 
4
„Islam proclaims monarchy and hereditary succession wrong and invalid. When Islam first appeared in Iran, the Byzantine Empire, Egypt, and the Yemen, the entire institution of monarchy was abolished. In the blessed letters that the Most Noble Messenger (peace and blessings be upon him) wrote to the Byzantine Emperor Heraclius and the Shahanshah of Iran, he called upon them to abandon the monarchical and imperial form of government, to cease compelling the servants of God to worship them with absolute obedience, and to permit men to worship God“ (Khomeini 2012, S. 31).
 
5
Bei der folgenden Beschreibung basiere ich mich vor allem auf Ottmanns vorzügliche Darstellung der Lehre des Augustinus und von Thomas von Aquin (Ottmann 2004) sowie auf Sabines immer noch brillante politische Ideengeschichte (Sabine 1973). Die Verantwortung für die Darstellung liegt selbstverständlich bei mir alleine.
 
6
„Das ewige Leben ist für das höchste Gut und der ewige Tod das äußerste Übel; jenes also zu erlangen, diesem zu entgehen, müssen wir recht leben“ (Augustinus 2017, S. XIX, 4).
 
7
In dieser Beziehung unterscheiden sich Islam und Christentum nicht. Beiden ist das Heilsversprechen in der Zukunft als Erlösung des Menschen gemeinsam.
 
8
So bei Augustinus: „Put beyond question for many centuries was the conception that, under the new dispensation, the state must be a Christian state, serving a community which is one by virtue of a common Christian faith, ministering to a life in which spiritual interests admittedly stand above all other interests and contributing to human salvation by preserving the purity of the faith“ (Sabine 1973, S. 190).
 
9
Was zu den bekannten Auseinandersetzungen und zur Spaltung der Kirche (Rom-Avignon) führte.
 
10
„Ein Christenmensch ist ein freier Herr über alle Dinge und niemandem untertan“ (Luther 1520).
 
11
„So sollen dir um eben dieses Glaubens willen alle deine Sünde vergeben, all dein Verderben überwunden sein, und du sollst gerecht, wahrhaftig, befriedet, gut sein, und alle Gebote sollen erfüllt sein, und du von allen Dingen frei sein“ (Luther 1520, Zum 6.).
 
12
„Du solltest, wenn du sähest, daß es am Henker, Büttel, Richter, Herrn oder Fürsten mangelte, und du dich geschickt dazu fändest, dich dazu erbieten und dich darum bewerben, auf daß ja die notwendige Gewalt nicht verachtet und matt würde oder unterginge. Denn die Welt kann und vermag ihrer nicht entraten“ (Luther 1959, S. 5).
 
13
Obwohl man an anderer Stelle auch erwähnt findet, dass Luther nicht für „die wütenden, rasenden und wahnsinnigen Tyrannen“ schreibe (Ottmann 2006, S. 75).
 
14
Damit übereinstimmend sagt Ottmann dann auch, dass es „einen Freiraum weltlicher Politik“ im Islam „streng genommen nicht“ gibt (Ottmann 2004, S. 130).
 
15
Er zitiert die Sure 4:59 aus dem Koran: „O you who have believed, obey Allah and obey the Messenger and those in authority among you. And if you disagree over anything, refer it to Allah and the Messenger, if you should believe in Allah and the Last Day. That is the best way and best in result.“
 
16
Schon 1906 gab es eine iranische Republik auf ähnlichen Prinzipien des Islam basierend.
 
Literatur
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Metadaten
Titel
Religiöser Autoritarismus: Die Herrschaft der Priester
verfasst von
Dietmar Braun
Copyright-Jahr
2020
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-29961-3_4