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2020 | OriginalPaper | Buchkapitel

3. Schiffbruch mit Zuschreibung. Zur Konfiguration der ökonomischen Robinson-Crusoe-Welt

verfasst von : Lukas Helbich

Erschienen in: Inseln der Ökonomie

Verlag: Springer Fachmedien Wiesbaden

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Zusammenfassung

Gleich zwei Mythen der Ökonomik lassen sich auf den Roman Robinson Crusoe zurückführen: Ein Mythos vom ökonomischen Menschen und ein Mythos vom ökonomischen Raum. Der folgende Abschnitt befasst sich mit dem Robinsonmythos als Form des Homo oeconomicus. Der zweite Abschnitt nimmt die Produktion des Inselmythos als Form eines Locus oeconomicus in den Blick.

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Fußnoten
1
UNCTAD (2009, S. 7).
 
2
ebd.
 
3
vgl. für eine Auswahl kritischer Auseinandersetzungen seit den 1970er Jahren aus rezeptionskritischer, feministischer und postkolonialer Perspektive die Beiträge in Grapard und Hewitson (2011a); zur pädagogischen und didaktischen Funktion von Robinson Crusoe in der Ökonomik vgl. Watson (2011, S. 610); Watson (2018).
 
4
vgl. Söllner (2016, S. 36, 40, 45).
 
5
vgl. zu einer Auflistung von Unterschieden zwischen der Romanfigur Robinson und dem marginalistischen Kosten-Nutzen-Optimierer White (2011, S. 22 ff.); zu einem ähnlichen Schluss komm auch Söllner (2016, S. 45–55); an der Romanhandlung lasse sich lediglich das Prinzip des abnehmenden Grenznutzens nachweisen, wie Söllner mit Verweis auf William Foster Lloyd bemerkt; vgl. Söllner (2016, S. 47).
 
6
vgl. zu dieser Diagnose, die bis heute immer wieder elaboriert wurde, bereits Anfang der 1980er Jahre White (2011).
 
7
Zum Zusammenhang von Defoes merkantilistischen Ansichten und seinem literarischen Werk vgl. Novak (1962), der Defoes Ökonomik folgendermaßen zusammenfasst: „In summary, therefore, it may be said that the claims about Defoe’s modernity as an economist may be dismissed entirely.“ ebd. 31; zu den wirtschaftspolitischen Annahmen des Merkantilismus im Allgemeinen und des englischen Merkantilismus im Besonderen vgl. Stavenhagen (1969, S. 19–22, 24).
 
8
vgl. Hymer (2011, S. 43).
 
9
vgl. ebd., S. 43, 47.
 
10
vgl. ebd., S. 42 f.
 
11
vgl. ebd., S. 59 f.
 
12
Kern (2011, S. 63), zeigt: Näher an der Romanfigur als die meisten ihrer neoklassischen Lesarten ist Frédéric Bastiats Charakterisierung Robinsons. Bastiat behandele Robinson als Vertreter altmodischer, protektionistischer Ansichten – Freitag verkörpere bei ihm den Fürsprecher des Freihandels –, um dann aber die Robinson-Crusoe-Ökonomie zur Illustration des Prinzips komparativer Kostenvorteile von Außenhandel zu verwenden, die im Roman aber nur in Form eines staatlich protegierten Kolonialhandels mit einseitigem Vorteil für Kolonialisten vorkommt.
 
13
vgl. Neill (2011, S. 203 ff.).
 
14
Novak argumentiert sogar, dass der Roman als merkantilistischer Angriff auf ökonomische laissez faire-Politik und Individualismus gelesen werden kann; Novak (1962, S. 49).
 
15
vgl. Watson (2017, S. 82, 84–87); vgl. zur hernach für andere Lesarten richtungsweisenden Umdeutung Robinson Crusoes durch Rousseau auch Watt (1997, Kap. 7); Billig (2009, S. 14); Bellhouse (1982).
 
16
Rousseau (1789a, S. 106).
 
17
ebd., S. 109.
 
18
Watt (1997, S. 175).
 
19
Rousseau (1789a, S. 108, 109).
 
20
ebd., S. 107 f.
 
21
vgl. dagegen Zein-Elabdin (2011, S. 225), die mit Verweis auf zahlreiche Vergleichsstudien zwischen Defoes Roman und seiner individualistischen Rezeption bemerkt: „[E]verything in the novel itself points to Crusoe‘s dependence on others whether family, friends, business partners, slaves or even strangers. Social dependence and a sense of obligation form the most likely ethic that emerges from the story“.
 
22
Zum Mythos, es habe in Frankreich keine Sklav*innen gegeben, vgl. Peabody (1996).
 
23
vgl. ebd., S. 96.
 
24
vgl. Dobie (2010, S. 1 f.).
 
25
vgl. Falaky (2015, S. 16).
 
26
vgl. ebd., S. 11–19.
 
27
Watson weist darauf hin, dass diese erneute Deformierung des Sinns nur gegen Rousseaus Absicht erfolgen konnte, (2017, S. 94); zur Kritik Rousseaus am ökonomischen Menschen und dem Aufkommen des Kapitalismus vgl. auch Bellhouse (1982).
 
28
Gossen (1854, S. 45 f.); vgl. Watson (2017, S. 86 f.); Watt weist darauf hin, dass Campes Roman in Kontinentaleuropa noch erfolgreicher war als Defoes und eine noch radikalere Isolation beschreibt; Watt (1997, S. 177 f.).
 
29
Watson (2017, S. 93).
 
30
vgl. Karagöz (2014); vgl. Bastiat (1996a, S. 64, 96, 175 f., 218, 222); vgl. Stavenhagen (1969, S. 100).
 
31
Carey (1837, S. 7).
 
32
vgl. Carey (1858, S. 96, 176, 181, 201).
 
33
vgl. Bastiat (1996b). Bei Bastiat muss der Merkantilist und Protektionist Crusoe erst vom Freihandelsverfechter Freitag aufgeklärt und von den Vorteilen des Freihandels überzeugt werden; vgl. zu dieser ungewöhnlichen, inversen Asymmetrisierung, die einer genaueren Analyse bedarf, Karagöz (2014).
 
34
vgl. Mcgauran und Offer (2015).
 
35
Whately (1831, S. 7); vgl. Karagöz (2014); Söllner (2016, S. 38).
 
36
vgl. Whately (1831, S. 7 f.).
 
37
vgl. Stavenhagen (1969, Kap. 2); besonders für Adam Smith ist – pace Marx – geltend zu machen, dass er in vielem, vor allem in seinem Begriff der sympathy und der Theorie der moral sentiments (des moralischen Urteilens) einerseits, andereseits in seiner Ablehnung des Merkantilismus, Distanz zu Robinsonaden hält; vgl. Ronge (2015); Smiths Wealth of Nations war „ein polemischer Angriff auf den Merkantilismus“ (ebd., S. 417) und „gegen den merkantilistischen Protektionismus“ (ebd., S. 374).
 
38
vgl. Watson (2017, S. 83).
 
39
vgl. Grapard und Hewitson (2011b, S. 5).
 
40
vgl. Billig (2009, S. 143); damit übte Marx bereits früh Kritik an einer „Anthropologie“ und „Poetik des Ökonomischen Menschen“; Vogl (2007, S. 552).
 
41
Marx (1971, S. 615 f.).
 
42
Dieser Fokus kommt auch durch die Kategorisierung von Defoes Text als erstem Roman zustande, eine Textgattung, die als Auseinandersetzung mit dem einzelnen Individuum gilt; vgl. Grapard (1995, S. 38).
 
43
vgl. Watson (2017, S. 83 f.).
 
44
Billig (2009, S. 142).
 
45
Watt (1997, S. 176); Hvg. i.O.
 
46
vgl. zu intrikaten Problemen der Anfangserzählungen bei Rousseau Koschorke (2005), der allerdings den Wald, und nicht die Insel, als Topos der Verhandlung solcher Anfangsprobleme behandelt.
 
47
vgl. Billig (2009, S. 141).
 
48
Rousseau (1789a, S. 109).
 
49
ebd., S. 22.
 
50
vgl. Billig (2009, S. 144–152); als „Leitmotiv“ des rousseausschen Inselmythos identifiziert Billig die Unterscheidung von „feindlicher Umwelt und insularer Erlösung“; ebd. S. 147.
 
51
vgl. Grove (1997, S. 230); Billig (2009, S. 144 ff.).
 
52
Defoe (2008, S. 84).
 
53
ebd., S. 334.
 
54
vgl. schon früh im Roman, ebd., S. 19.
 
55
ebd., S. 158.
 
56
ebd.
 
57
vgl. ebd., S. 116.
 
58
vgl. zum auch auf der Insel fortlaufenden Begehren von Defoes Robinson Bellhouse (1982, S. 131 f.).
 
59
Rousseau (1789b, S. 290); vgl. Xenos (1989, S. 23–26).
 
60
Defoe (2008, S. 78 f.).
 
61
vgl. ebd., S. 76.
 
62
ebd., S. 63.
 
63
ebd., S. 125; vgl. ebd., S. 63.
 
64
vgl. zu Defoes Blick von oben, der profitables von unprofitablem Land unterscheidet, Marzec (2007, S. 52 f.).
 
65
vgl. Defoe (2008, S. 125 f.).
 
66
vgl. ebd., S. 128.
 
67
vgl. ebd., S. 116, 118.
 
68
ebd., S. 155–160.
 
69
Zu diesem Beobachter*innenproblem bemerkt Gillian Beer: „The island is both total and local, seeming to reconcile the conflicts between totalizing systems and local knowledge which have been a topic of much recent theory. It emphasizes both inhabiting and observing. The observer comes in upon a complete world secured within natural boundaries; the island can be observed fully only by inhabiting it.“ Beer (1989, S. 21 f.).
 
70
vgl. Defoe (2008, S. 156).
 
71
vgl. ebd., S. 170.
 
72
ebd., S. 202.
 
73
vgl. ebd., S. 187.
 
74
ebd., S. 130.
 
75
vgl. ebd., S. 56, 76, 84.
 
76
Dabei geht es neben den Vorräten auch um Tinte und Papier, um den Anfang ins literarische Werk zu setzen, vgl. ebd., S. 59, 76, 85.
 
77
ebd., S. 135; Hvg. LH.
 
78
vgl. auch Koschorke (2005).
 
79
Rousseau (1789a, S. 109).
 
80
Defoe (2008, S. 116).
 
81
vgl. ebd., S. 147, 156, 167.
 
82
vgl. Graziadei (2015, S. 424); Defoes Roman ist damit im Wortsinn „Erbauungsliteratur“, Echterhölter (2013b, S. 273).
 
83
Sie werden an ettlichen Stellen beschrieben, vgl. Defoe (2008, S. 64, 66, 70, 85, 91, 95, 98, 118, 123, 133, 136, 165, 166, 170 f., 180, 182, 233).
 
84
vgl. Nowka (2010, S. 41).
 
85
vgl. Marzec (2002, S. 134, 137).
 
86
Echterhölter (2013b, S. 274).
 
87
Neeson (1996, S. 5); „open“ heißt hier nicht offen nach außen, sondern nach innen; Jeanette Neeson verweist außerdem auf den Einfluss von David Chambers und Garrett Hardin auf die Wahrnehmung der Allmende als ökonomisch unterlegene Landschaftsordnung im 20. Jahrhundert. Dabei wurde diese Ansicht im 18. und 19. Jahrhundert kontrovers diskutiert und konnten nur mithilfe einer Mythifikation der eingehegten Landschaft plausibel und politisch wirksam gemacht werden; vgl. ebd., S. 7; vgl. Hardin (1968); Chambers (1953); Chambers und Mingay (1966).
 
88
Marzec (2002, S. 130); zweite Hvg. LH.
 
89
vgl. ebd., 139; vgl. Marzec (2007, S. 58 ff.)
 
90
vgl. Marzec (2002, S. 138).
 
91
Echterhölter (2013a).
 
92
vgl. Defoe (2008, S. 81).
 
93
vgl. ebd., S. 146.
 
94
Rousseau (1789a, S. 109).
 
95
vgl. Koschorke (2005, S. 252 f.).
 
96
vgl. auch Billig (2009, S. 142); in seinem Diskurs über Ungleichheit, und ohne Verweis auf Robinson, erkläre Rousseau die Insel zum Entstehungsort von Gesellschaft und Sprachen; vgl. ebd. S. 146.
 
97
Rousseau (1789a, S. 111).
 
98
Defoe (2008, S. 218, 222).
 
99
vgl. ebd., S. 245.
 
100
vgl. ebd., S. 229.
 
101
vgl. ebd., S. 243.
 
102
vgl. ebd., S. 228; vgl. auch ebd., S. 225 f. zu Crusoes Beschreibung von Freitags Aussehen; dazu auch Grapard (1995, S. 45 f.); zur Darstellung Freitags als edlen Wilden in Illustrationen späterer Fassungen des Romans, vgl. Blewett (1986); zur mitunter rassistischen Hierarchisierung von Menschen im Robinsonroman, vgl. Hymer (2011, S. 60); zum Mythos des edlen Wilden, vgl. Ellingson (2001), der zeigt, dass der Begriff nicht, wie oft behauptet, von Rousseau stammt, sondern aus dem 17. Jahrhundert und im 19. Jahrhundert in rassistischen Anthropologien wiederauftauchte.
 
103
vgl. Watson (2018).
 
104
Defoe (2008, S. 233).
 
105
vgl. ebd., S. 269.
 
106
vgl. ebd., S. 119 f.
 
107
Zur Exklusion von Familie, Gender und Sexualität aus der Crusoe-Geschichte, die sowohl den Roman, als auch die Robinsonaden der Ökonomik (und die gesamte Disziplin) zu „mostly a boy’s tale“ macht, vgl. Grapard (1995, S. 43, 46).
 
108
Defoe (2008, S. 337 f.).
 
Metadaten
Titel
Schiffbruch mit Zuschreibung. Zur Konfiguration der ökonomischen Robinson-Crusoe-Welt
verfasst von
Lukas Helbich
Copyright-Jahr
2020
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-29425-0_3

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