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2020 | OriginalPaper | Buchkapitel

4. Selkirks Insel, Robinsons Insel, Townsends Insel

verfasst von : Lukas Helbich

Erschienen in: Inseln der Ökonomie

Verlag: Springer Fachmedien Wiesbaden

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Zusammenfassung

Im Folgenden wird analysiert, inwiefern Townsend mithilfe der Insel als Landschaft der Theorie seinen Begriff von Wirtschaft hervorbringt und naturalisiert. Im bisherigen Fokus der kritischen Rezeption von „Über die Armengesetze“ standen vor allem die Zoologie der Insel und ihre politischen Konsequenzen für die ökonomische Theorie. Zu untersuchen bleibt die Bedeutung der Topologie der Insel. Die These ist: Erst in den Grenzen der Insel-Weltgereichen die Tierwelt und ihre Analogien zum epistemischen und politischen Vorbild für Townsends bevölkerungsökonomische Ansichten und Absichten.

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Fußnoten
1
vgl. Haberle (2009).
 
2
Es handelt sich bei der Insel nur in Anführungszeichen um die „gleiche“, wird sie doch von Defoe und Townsend anders beschrieben. Defoe etwa verlegte die Insel vom „’wilden’ Pazifik“ in den „’arbeitsamen’ Atlantik“ und damit mitten in die transatlantischen merkantilistischen (Menschen-)Handelsrouten; vgl. Cohen (2015).
 
3
vgl. zur Rezeption der Reiseberichte durch Defoe Borgards (2016, S. 41 ff.).
 
4
vgl. Defoe (2008, S. 306).
 
5
Cooke zitiert Funnel, obwohl er skeptisch gegenüber dem Wahrheitsgehalt von dessen Erzählung ist, vgl. Borgards (2016, S. 45).
 
6
Zitat ebd., S. 43; vgl. Defoe (2008, S. 166, 245); vgl. auch den Eintrag in der Encyclopedia of Islands von Haberle (2009, S. 508 f.).
 
7
vgl. Borgards (2016, S. 43 f.); Abb., vgl. Hack (1684, S. 270).
 
8
vgl. Dampier (1699, S. 87 ff.).
 
9
Funnel bezweifelt die Existenz der Hunde auf der Insel: „I […] never saw any“; zit. nach Borgards (2016, S. 46).
 
10
vgl. ebd., S. 45 f.
 
11
vgl. Townsend (2011, S. 28); vgl. Dampier (1699, S. 87 ff.).
 
12
vgl. Lepenies (2011, S. 95 f., 84).
 
13
vgl. Townsend (2011, S. 19–23).
 
14
Townsend (1817, S. 57); vgl. die deutsche Übersetzung Townsend (2011, S. 34).
 
15
Townsend (2011, S. 17).
 
16
vgl. zur Geschichte der Armengesetze in England Lepenies (2011, S. 75–92).
 
17
vgl. etwa Franklin (1918).
 
18
vgl. schon früh Mandeville (1980); vgl. zu Smiths unsichtbarer Hand Stavenhagen (1969, S. 54).
 
19
vgl. Borgards (2017, S. 56).
 
20
vgl. Lepenies (2011); Borgards (2016); Borgards (2017); Polanyi (2001, S. 117 f.).
 
21
Nur auf der Insel sind Townsends Ziegen „politische Tiere“ der Ökonomik im Sinne von Vogl und Heiden (2007, S. 10 f.).
 
22
Es kann sich dabei nicht um eine Form von Inversion handeln, wie sie Iris Därmann mit dem Begriff „inversive Ethnologie“ bezeichnet, weil Townsends gerade keine Irritation seiner ökonomischen Prinzipien riskiert, sondern der fremden Insel seine Begrifflichkeiten aufzwingt, um den exotistischen Reflex der Insel zum Signifikanten eines ökonomischen Mythos zu verklären; vgl. Därmann (2005, Kap. 1); zum Exotismus als alibimäßigen „Reflex des Westens“ Barthes (2010d).
 
23
Townsend (2011, S. 27); suggestiv ist die Frage insofern, als sie von der Prämisse ausgeht, dass jemand es verdient habe, Kälte und Hunger zu leiden.
 
24
vgl. ebd.
 
25
vgl. ebd., S. 31.
 
26
vgl. ebd., S. 27.
 
27
vgl. ebd., S. 29.
 
28
vgl. ebd., S. 31 f.
 
29
ebd., S. 27.
 
30
ebd., S. 28.
 
31
ebd.
 
32
Townsend konstruiert eine weitere Analogie zum Tierreich, wenn er arme Menschen mit Faultieren und fleißige Kolonisator*innen mit Bienen vergleicht, ignoriert dabei aber die „Effizienz“ des Faultieres ebenso wie die „Gütergemeinschaft“ der Bienen; vgl. ebd., S. 21, 35.
 
33
vgl. ebd., S. 29.
 
34
vgl. ebd., S. 28 f.; Zitate ebd.
 
35
vgl. ebd., S. 26–32; Zitat 33; Lepenies (2011, S. 95 ff.).
 
36
Townsend (2011, S. 29); Hvg. i.O.
 
37
ebd.
 
38
ebd.; [Einschub aus der englischen Originalausgabe, Townsend (1817, S. 45)].
 
39
vgl. Townsend (2011, S. 29).
 
40
ebd., S. 33.
 
41
Zu Townsends stadientheoretischen Narrativ der Menschheitsgeschichte vgl. ebd., S. 29 ff.; zu Ähnlichkeiten mit Smiths Stadientheorie; vgl. Smith (1982, S. 459 f.).
 
42
vgl. Townsend (2011, S. 30, 33, 37).
 
43
ebd., S. 29.
 
44
vgl. Schumpeter (1954, S. 253).
 
45
vgl. Townsend (2011, S. 29 f.).
 
46
ebd.; Townsend (1817, S. 46 f.).
 
47
ebd., S. 33.
 
48
ebd., S. 34; Townsend (1817, S. 56).
 
49
ebd., S. 36; Townsend (1817, S. 61).
 
50
vgl. Schumpeter (1954, S. 255); aus seiner ökonomischen Perspektive bietet Schumpeter auch eine Erklärung für die theoretische Spekulation der frühen Bevölkerungstheoretiker an, oder wie er es nennt, diesen „peculiar type of theory“: Weil es noch keine verlässlichen Zensusdaten gab „in the seventeenth and eighteenth centuries, the main task of research was not to analyze given facts but, so far as possible, to find out what the facts actually were: it was the kind of theory that, unlike other kinds, retreats before advancing factual knowledge and must eventually be replaced by it“. Forscher*innen „infer facts, on scanty observations, mainly from laws derived from general considerations“, ebd., S. 253; Schumpeter nennt dies auch „the art of reasoning on inadequate facts“, ebd., S. 254., vgl. ebd., S. 257; Überlegungen zu den natürlichen Grenzen des Bevölkerungswachstums und zur Insel kommen vermutlich beim Merkantilisten James Steuart zum ersten Mal in einem Text zusammen. Steuart (1796) bezieht sich auf England und eine modellhafte Insel mit 1000 Bewohner*innen. Steuart setzt jedoch die Insel noch nicht als ökonomischen Naturzustand oder natürliche Grenze des Bevölkerungswachstums ins Bild, vgl. ebd. S. 169–183. Steuart naturalisiert die Ökonomie stattdessen auf andere Weise und nicht weniger kritikwürdig anhand einer Analogie zwischen der Hasenpopulation auf einem Feld und der Bevölkerung Afrikas; vgl. ebd., S 27.
 
51
Polanyi (2001, S. 119).
 
52
vgl. Townsend (2011, S. 30).
 
53
ebd., S. 27; zur Gütergemeinschaft vgl. 30, 48.
 
54
Lepenies (2011, S. 108); neben Townsend konstruierten und verwendeten auch andere klassische Ökonomen den Marktbegriff mit der Absicht, die Armengesetze abzuschaffen; vgl. auch Polanyi (2001, Kap. 7).
 
55
vgl. Polanyi (2001, S. 40).
 
56
vgl. zu dieser petitio principii Lepenies (2011, S. 106 ff.).
 
57
Zur „Kolonisierung“ der Sprache durch den Mythos siehe Barthes (2010e, S. 281); zur Verwendung ökonomischer Metaphern bei der Beschreibung kulturell-symbolischer Phänomene vor allem bei Bourdieu und Becker vgl. Koritz und Koritz (1999).
 
58
Zur ökonomischen Sprache in der Naturgeschichte vgl. Müller-Wille (2003); zur Beschreibung und Regierung von Natur und Körper mit Begriffen der politischen Ökonomik im 18. Jh. vgl. Spary (1996).
 
59
vgl. zum Ursprung der Ökonomie in der performativen Ökonomisierung der Gesellschaft durch die Ökonomik Çalışkan und Callon (2009).
 
60
Lepenies sieht in Townsends Theorie deshalb eine Kombination von Smiths selbstregulativer Idee der unsichtbaren Hand und der Naturgesetzlichkeit der Wirtschaft im Ordre naturel der Physiokratie, vgl. Lepenies (2011, S. 93); zur groben Einordnung der Physiokratie und der Lehre Smiths in die Geschichte der Ökonomik vgl. Stavenhagen (1969, S. 35 f., 53 f.).
 
61
Townsend (2011, S. 36); man beachte in diesem Satz auch die Kategorisierung der Menschen als Handelswaren in einer Zeit des transatlantischen Sklavenhandels.
 
62
ebd., S. 29; heute würden viele Ökonom*innen wohl von volkswirtschaftlicher Gesamtwohlfahrt oder Gesamtrente sprechen.
 
63
ebd., S. 52.
 
64
vgl. zur Unterscheidung von dépaysement und repaysement in der Methodologie der Sozialgeographie Bioteau und Calberac (2004).
 
65
vgl. Townsend (2011, S. 34 f.).
 
66
ebd., S. 35; die deutsche Übersetzung vergisst Afrika, [Townsend (1817, S. 60)]; vgl. zur schottischen Emigration, Murdoch (1998).
 
67
Townsend präsentiert außerdem die Shetland Inseln als Ort, an dem „die Leute allein von ihrem Fleiß und ihrer Sparsamkeit abhängig“ sind und von keiner staatlichen Fürsorge; Townsend (2011, S. 52).
 
68
vgl. ebd., S. 36.
 
69
ebd.
 
70
vgl. Vuilleumier (2010, S. 191).
 
71
Townsend (1791, S. 381 ff.); Hvg. LH.
 
72
ebd., S. 382 f.; Hvg. LH.
 
73
Ähnlich argumentiert Townsend auch in „Über die Armengesetze“, wenn er behauptet: „Ein Sklave muss zur Arbeit gezwungen werden; ein freier Mann sollte selbst entscheiden und urteilen dürfen […] Kehrt man zu den niedrigen Motiven zurück, die den Sklaven prägen, und traut man nur dem Zwang, dann müssen alle Segnungen des freiwilligen Dienens für den Knecht wie für den Herrn verloren gehen.“ Townsend (2011, S. 15).
 
74
vgl. ebd., S. 53; diese Maßnahme hält Townsend für besser als alle lindernden Maßnahmen gegen Folgen von Armengesetzen; vgl., 38–47.
 
75
ebd., S. 57.
 
76
vgl. ebd., S. 29.
 
77
ebd., S. 31 f.; Townsend nimmt damit vorweg, was später unter dem Titel „Tragik der Allmende“ bekannt wurde; vgl. Hardin (1968).
 
78
vgl. Townsend (2011, S. 29).
 
79
vgl. Polanyi (2001, S. 40, 73 ff.).
 
80
ebd., S. 120; vgl. auch Dockès (1990).
 
81
Lepenies (2011, S. 115); vgl. Polanyi (2001, S. 40, 73 f.).
 
Metadaten
Titel
Selkirks Insel, Robinsons Insel, Townsends Insel
verfasst von
Lukas Helbich
Copyright-Jahr
2020
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-29425-0_4

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