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Erschienen in: Berliner Journal für Soziologie 3/2010

01.09.2010 | Abhandlungen

Soziale Mechanismen und mechanismische Erklärungen

verfasst von: Mario Bunge

Erschienen in: Berliner Journal für Soziologie | Ausgabe 3/2010

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Zusammenfassung

Jeder Forscher, der bestimmte Fakten beschrieben hat, will diese auch erklären, ganz gleich mit welchem Feld der Wirklichkeit er sich beschäftigt. Die philosophische Literatur schlägt dazu gewöhnlich das „Covering Law“-Modell vor. Seine Logik besteht darin, Fakten dadurch zu erklären, dass Aussagen über ein Phänomen unter Berücksichtigung der entsprechenden Daten und Randbedingungen von einer Theorie abgeleitet werden. Für die fortgeschrittenen exakten Wissenschaften ist das aber keine Erklärung, denn sie verstehen unter der Erklärung eines Sachverhaltes vielmehr, dass jene Mechanismen freigelegt werden, die die infrage stehende Sache „am Laufen halten“. Ein solcher Mechanismus wiederum besteht aus dem charakteristischen Prozess oder aus den charakteristischen Prozessen der zu erklärenden Sache. So ist der Stoffwechsel der entscheidende Mechanismus von Lebewesen, Lernen jener der Schule und Handel der von Märkten. Eine solche Erklärung nenne ich mechanismisch. Wer auch immer ein bestimmtes System kontrollieren will, sollte deshalb damit beginnen, seine typischen Mechanismen zu bestimmen, um sie dann bewahren oder verändern zu können. Das ist es, was Mechanismen sozialer Kontrolle, von Kooperation und Wohltätigkeit bis hin zu Gesetzgebung und Gewalt, erreichen sollen. Gewöhnlich umfassen soziale Mechanismen zumindest zwei Ebenen: die Mikroebene (individuelle Ebene) und die Makroebene (institutionelle Ebene), und sie können deshalb weder alleine auf individualistischer noch auf holistischer Grundlage verstanden oder konstruiert werden. Ich behaupte, dass nur der Systemismus – die Vorstellung, dass jede Sache entweder ein System oder die Komponente eines Systems ist – die zentrale Bedeutung von Mechanismen befriedigend erfassen kann. Dabei ist zu beachten, dass Merton, Giddens und andere das, was ich „Mechanismus“ nenne, häufig als „Struktur“ bezeichnet haben. Ich folge hingegen einem mathematischen Verständnis und definiere die Struktur eines Systems als das Set all der Beziehungen (insbesondere kohäsiver Bande) zwischen Komponenten eines Systems (Endostruktur) sowie der Beziehungen zwischen den Systemkomponenten und den Dingen in der Umwelt.

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Metadaten
Titel
Soziale Mechanismen und mechanismische Erklärungen
verfasst von
Mario Bunge
Publikationsdatum
01.09.2010
Verlag
VS-Verlag
Erschienen in
Berliner Journal für Soziologie / Ausgabe 3/2010
Print ISSN: 0863-1808
Elektronische ISSN: 1862-2593
DOI
https://doi.org/10.1007/s11609-010-0130-z

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