Skip to main content

17.01.2019 | Sport Utility Vehicle | Fahrbericht + Test | Online-Artikel

Der neue Audi Q8 50 TDI

verfasst von: Sven Eisenkrämer, Patrick Schäfer

6:30 Min. Lesedauer

Aktivieren Sie unsere intelligente Suche, um passende Fachinhalte oder Patente zu finden.

search-config
print
DRUCKEN
insite
SUCHEN
loading …

Nach dem Q7 hat Audi mit dem Q8 eine Variante des luxuriösen SUV vorgestellt. Springer Professional, ATZ und MTZ haben ihn in Form eines Audi Q8 50 TDI mit der 48-Volt-Mild-Hybrid-Architektur getestet.

Der Audi Q8 basiert wie der Q7 auf der MLB-Plattform (Modularer Längsbaukasten). Obwohl der Q8 6,6 Zentimeter kürzer ist als sein Technik-Spender Q7, wirkt er doch massiger. Das 4,99 Meter lange SUV sieht aus wie ein Coupé auf Stelzen. Beeindruckend, wenn auch technisch irrelevant ist die Light-Show der LED-Leuchten an Front und Heck zur Begrüßung (die "dynamische Lichtinszenierung" ist im LED-Matrix-Scheinwerferpaket enthalten).

Insgesamt vermittelt der Audi sowohl dem Fahrer als auch den Beifahrern ein erhabenes Gefühl. Nicht nur wegen der hohen Sitzposition. Design und Verarbeitung sind gewohnt stimmig und hochwertig, bei unserem Testwagen gab es außen jedoch eine Unstimmigkeit: Zwischen Stoßstange und Kotflügel hatte er auf einer Seite eine unschöne Kante – möglicherweise der Fertigung dieses Vorserienmodells geschuldet. 

Motor + Antriebstechnik

Unser Testwagen kam als "50 TDI" zu uns – diese Nomenklatur steht für den 3,0-l-V6-Dieselmotor mit Turboaufladung. Der bewährte VW EA897 in der seit 2017 verbauten "Evo 2"-Version leistet 210 Kilowatt (286 PS). Der Allradantrieb Quattro ist genau wie die Wandlerautomatik Achtgang-Tiptronic serienmäßig. Und damit sind wir bei einem der Hauptkritikpunkte am Q8, der Abstimmung von Motor und Getriebe. Das massige SUV wirkte durch das unharmonische Zusammenspiel trotz seiner 600 Newtonmeter Drehmoment wenig souverän. Bei einem Tritt auf das Gaspedal dauert es gefühlt Sekunden, bis sich der Q8 schließlich mit Nachdruck in Bewegung setzt – auch im Sport-Modus. Natürlich erwarten wir von einem großen Luxus-SUV kein Sportwagen-ähnliches Fahrgefühl à la R8. Allerdings weist das Datenblatt eine Beschleunigung in 6,3 Sekunden auf Tempo 100 aus. Die Automatik hatte allerdings nicht nur beim Kickdown Probleme, die Gänge zeitlich passend und ohne Schaltrucke einzulegen.

Lange Autobahnetappen lassen sich im bequemen und über 2,2 Tonnen schweren Luxus-SUV jedoch komfortabel ableisten. Zuweilen kann die Segelfunktion des 48-Volt-Antriebs aber Irritationen beim Fahrer verursachen. Teilweise nervt es auch, wenn das Fahrzeug in Sekunden-Abständen vom Motorbetrieb in die Segelphase und zurück wechselt.

Batterie + Ladetechnik

Das 48-Volt-Hauptbordnetz mit einer Lithium-Ionen-Batterie und einem Riemen-Starter-Generator kann laut Hersteller bis zu 12 Kilowatt Leistung per Brems- und Schubrekuperation in den Akku speisen. Als MHEV kann der Q8 lange Segelphasen mit deaktiviertem Motor im Geschwindigkeitsbereich zwischen 55 und 160 km/h bestreiten. Zusätzlich wird der Start-Stopp-Betrieb nicht erst beim Halten, sondern schon ab 22 km/h im Anhaltevorgang eingeleitet. Beim Wiederanfahren des vorausstehenden Fahrzeugs wird der Motor mit dem Riemen-Starter-Generator prädiktiv wieder gestartet. Das Ganze soll den Antrieb besonders effizient gestalten.

Reichweite + Verbrauch

Mit seinen 75 Litern Tankinhalt soll der Q8 laut Bordcomputer bei der Übergabe an uns 850 Kilometer weit kommen. Da entspräche etwa einem Durchschnittsverbrauch von 8,8 Liter Diesel auf 100 Kilometern – den werkseitigen Verbrauch gibt Audi nach NEFZ mit 6,6 bis 6,8 Liter pro 100 Kilometer an. Unter neun Liter haben wir den Audi nur auf 50-Kilometer-Pendelstrecken mit Höchstgeschwindigkeiten von etwa 120 km/h im Berufsverkehr und bei vorsichtiger Fahrweise und ohne merkliche Steigungen bekommen. 


Fahrwerk + Sicherheit

Mehrere Faktoren machen den Audi im Bereich des Fahrwerks wirklich erlebenswert. Zum einen die adaptive Fahrwerkseinstellung, die für diverse Fahrsituationen jeweils die geeignete Fahrwerkshöhe und -abstimmung bietet. Zum anderen die Allradlenkung, mit der sich das monströse Gefährt in engeren Kurven und auch beim Rangieren äußerst agil und wendig verhält. Gemeinsam mit dem Quattro-Allradantrieb ergibt sich hier ein Sicherheitsaspekt in der Fahrstabilität und entsprechende Fahrfreude. Und selbst auf rutschigem Untergrund wie einer vollkommen verschlammten Wiese im Regen hat der Q8 keine Probleme, sich seinen Weg wieder auf Asphalt zu bahnen.

Im Bereich ADAS bietet der Q8 standesgemäß einen Abstandsregeltempomat – auf Wunsch mit an die Verkehrszeichenerkennung angebundene automatische Geschwindigkeitsanpassung – sowie die optionalen, sehr hellen LED-Scheinwerfer, die dank Matrix-Technologie stets eine hervorragende Ausleuchtung bieten. Die Abstimmung zwischen Kamera und Scheinwerfer zur automatischen Abblendung funktioniert zuverlässig. Der Nachtsichtassistent mit der Wärmebild-Kamera, einem Ferninfrarot-System, das auch bei widrigen Sichtverhältnissen zuverlässig vor allem Menschen und Tiere im Sichtfeld erkennt, ist optional.


Bedienung + Konnektivität

Das volldigitale Kombiinstrument Audi Virtual Cockpit kennt man bereits mit all seinen Funktionen. Es hat sich bewährt und kommt serienmäßig im Q8 zum Einsatz. Das neue Infotainment-System mit zwei getrennten Touch-Bildschirmen hinterlässt einen zwiespältigen Eindruck. Die Nutzerführung funktioniert grundsätzlich gut. Die Konsolen des modularen Infotainmentbaukastens arbeiten mit einer 3-D-Touch-Funktion. Die berührungssensitiven Bildschirme benötigen einen etwas festeren Druck als ein gewöhnlicher Touchscreen, geben dabei aber ein haptisches Feedback. Das wirkt bisweilen so, als ob man einen physischen Knopf betätigt. Auch wenn das System intuitiv und eingängig erscheint, erweist es sich in der Praxis doch als problematisch. Die Bildschirme in der Größe 10,1 Zoll oben und unten 8,6 Zoll können mit ihren Menüs und den teilweise kleinen Symbolen während der Fahrt sehr ablenken. Ob eine "blinde" Bedienung nach einer längeren Eingewöhnungsphase möglich sein wird, ist zu bezweifeln.

Audi lässt den Nutzer über die Connected-Dienste rund um "myAudi" über das Smartphone und direkt über die Infotainmentsysteme diverse Online-Funktionen im Fahrzeug anwenden. Die Verbindung zum Web durch das Fahrzeug vorausgesetzt lassen sich die Bildschirme mit Informationen wie Nachrichten und Wetter bestücken, der eigene Kalender vom Handy lässt sich einspeisen und selbst komplette Routen können am Mobilgerät geplant und dann an das Audi-Navigationssystem überspielt werden. Der WiFi-Hotspot ist bei Zukauf auch an Bord. Der Q8 hat außerdem Platz für mehrere Fahrerprofile – gleich in sieben Profilen können neben der Sitz- und Lenkradeinstellung zahlreiche weitere Parameter der Systeme personalisiert werden. Von der Konfiguration der meisten Assistenzsysteme über häufig genutzte Medien oder Navigationsziele bis zu Display-Ansichten speichert Audi die Vorlieben und ruft sie bereits beim Entriegeln per Schlüssel oder per NFC-Chip im Smartphone (bei optionalem "Connect-Schlüssel") ab. Unser Testwagen war sogar mit digitalem Fernsehempfang ausgestattet.

Die Funktionen sind insgesamt so umfangreich, dass man sich erst intensiv mit ihnen beschäftigen muss. Für die Dauer unseres Tests konnten wir die digitalen Services daher nur eher oberflächlich testen.

Kosten + Nutzen

In der Ausstattung, in der wir den drachenorangefarbenen Q8 50 TDI testeten, kostet der Wagen stolze 113.490 Euro. Die teuersten Zusatzausstattungen zur 76.300 Euro teuren Basisversion sind das S-line-Sport- und das gleichnamige Exterieurpaket, die Lederausstattung und die Assistenzpakete. Für diesen sechsstelligen Betrag bekommt man viel Auto. Ob man so viel Auto wirklich braucht und möchte, ist die andere Frage. Der Q8 ist ein luxuriöses SUV-Coupé mit sehr viel Platz, auch im Fond. Man reist mit ihm äußerst komfortabel und sicher. Und der Allradler lässt sich zumindest bedingt auch ins leichte Gelände bewegen. Insgesamt ist das Auto allerdings enorm groß, ein geeigneter Stellplatz muss vorhanden sein.

Kritik + Fazit

Audis Q8 hinterlässt bei uns einen zweigeteilten Eindruck. Einerseits kommt aus Ingolstadt ein schönes, repräsentatives Fahrzeug daher, das nahezu jeden Komfort bietet, den man erwarten kann. Andererseits ist die Abstimmung zwischen Getriebe und Motor eine Spaßbremse. Die Display-Bedienung der Systeme ist nicht blind möglich: Ablenkungsgefahr! Zudem hatte unser Testwagen ein paar Elektronikprobleme und meldete nicht vorhandene Fehler. Das allerdings ordnen wir dem Vorserienmodell zu und hoffen, dass Audi das bei den Serienfahrzeugen behoben hat.


Weiterführende Themen

Die Hintergründe zu diesem Inhalt

Das könnte Sie auch interessieren

    Premium Partner