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11.03.2013 | Automobil + Motoren | Nachricht | Online-Artikel

Genf 2013: Evolution statt Revolution

verfasst von: Christiane Brünglinghaus

4:30 Min. Lesedauer

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Rund 130 Premieren sind dieses Jahr auf dem Genfer Autosalon zu entdecken. Die Stars sind die Supersportwagen der Luxushersteller, viele Volumenhersteller kämpfen mit einem kriselnden europäischen Automarkt und Ideenarmut. Echte zukunftweisende Konzepte sind Mangelware. Weiterentwicklung statt Innovation scheint das Motto des diesjährigen Salons zu sein.

Die Automobilbrache befindet sich im Umbruch. Unsicherheit und eine gewisse Ratlosigkeit waren in Genf zu spüren. Vor allem europäische Autohersteller wie Opel, Renault, Fiat oder der PSA-Konzern befinden sich in tiefgreifenden Krisen. Die konjunkturellen Folgen der Euro-Schuldenkrise und der daraus resultierende schwache Absatz vor allem in Südeuropa machen diesen Herstellern zu schaffen. Premiummarken und globalisierte Konzerne wie VW, BMW, Toyota, Hyundai-Kia sowie die Hersteller von Supersportwagen sind aufgrund ihrer Absatzmöglichkeiten außerhalb des Kontinents deutlich besser aufgestellt.

Der Kampf der Massenmarken in der europäischen Autokrise bleibt da nicht ohne Folgen. Statt Innovationen oder Zukunftsvisionen geht es mehr um den Erhalt des Status Quo und moderate Weiterentwicklung. Schaut man sich auf einem Rundgang durch die Hallen in Genf um, zeigt sich, dass die wirklich zukunftsweisenden Neuvorstellungen oder überraschende Studien fehlen. Vielleicht könnten aber gerade jetzt frische Ideen helfen. Doch verschießt man so in Krisenzeiten leicht das Pulver für spannende Ideen, die dann, erst einmal aufgrund von Ressourcen-Engpässen nicht umsetzbar, vorzeitig verpuffen. Wohl besser man wartet mit Neuem bis der Aufschwung naht.

So scheinen Experimente derzeit keine Option zu sein. Viele der Premieren in Genf sind daher Nachfolger bekannter Modelle oder Überarbeitungen. Skoda zeigt den neuen Octavia Combi, der 90 Millimeter länger und 45 Millimeter breiter als sein Vorgänger ist. Mit der Concept-R-Line-Studie des Golf Variant präsentiert Volkswagen ein solides, geräumiges Fahrzeug ohne revolutionär Neues zu erfinden. Neben den überarbeiteten Modellen V70, XC70 und S80 hat Volvo zum Genfer Autosalon auch die "60er-Familie" aufgefrischt.

Jedoch gab es aber auch einiges Spannendes zu entdecken. Mit dem neuen 3er Gran Turismo (GT) präsentiert BMW ein eigenständiges Konzept innerhalb der 3er-Reihe, dass die Brücke zwischen Limousine und Touring schlagen soll. Zu den erstmals am Salon präsenten Ausstellern gehören Qoros, eine chinesische Marke, die ihr Europadebüt in Genf gibt. Erstes Serienmodell des chinesischen Herstellers ist der Qoros 3, eine 4,62 Meter lange Kompaktlimousine. Citroën zeigt einen C3 mit einem Full-Hybrid-Benzin-Druckluft-Aggregat und Kia seine neuen Turbo-GDI-Motoren, und zwar vier neue Turbo-Benzinmotoren mit Direkteinspritzung. Die in Korea entwickelten T-GDI-Motoren werden in künftigen Modellen der Marke zum Einsatz kommen - unter anderem in den GT-Versionen des neuen Kia Pro Ceed und des Kia Ceed.

Ende des Elektro-Hypes

Ernüchterung herrschte in Genf auch beim Thema Elektromobilität. Der Elektro-Hype scheint endgültig vorbei zu sein. Konnte der Besucher im Pavillon Vert in den letzten Jahren noch Elektromobile entdecken, so finden die alternativ angetriebenen Fahrzeuge auf den Ständen in den Haupthallen Platz. Und werden dadurch kaum wahrgenommen. Nur zehn Prozent der rund 900 ausgestellten Fahrzeuge sind "grün" und emittieren weniger als 100 g CO2/km. Aufgefallen ist jedoch der originell anmutende, elektrisch angetriebene Micromax für den Nahverkehr des Schweizer Konzeptauto-Spezialisten Rinspeed. Die Fahrzeughöhe von 2,2 Meter ermöglicht nicht nur platzsparende Stehsitze, die mit Sicherheitsgurten ausgerüstet sind, sondern auch ein Raumgefühl mit wohnlichem Lounge-Charakter. Ebenso interessant ist das Elektro-Konzeptfahrzeug "Link & Go", entwickelt von Akka- und MBtech-Ingenieuren, das autonom fährt und parkt.

Neben den rein batterieelektrischen Fahrzeugen beherrschen inzwischen Hybridmodelle das Feld der alternativen Antriebe. Auch der Diesel-Hybrid scheint wieder ins Spiel zu kommen. VW zeigt den Diesel-Hybrid XL1 in der Serienversion und Subaru präsentiert das Konzeptfahrzeug Viziv, angetrieben von einer Kombination aus einem 2-l-Turbodieselmotor in Boxerbauweise und drei Elektromotoren. Im Concept GR-HEV (Grand Runner-HEV) von Mitsubishi wird die Hybridtechnik erstmals in einem Pick-up-Modell der Ein-Tonnen-Nutzlastklasse eingesetzt. Der GR-HEV verbindet einen Dieselmotor, unterstützt von Elektromotoren, und einen permanenten Allradantrieb mit integrierter Fahrdynamikregelung "S-AWC" (Super All Wheel Control).

Glanz und Glamour: die Supersportwagen

Für Glanz sorgen in Genf wie immer die Supersportwagen. Ferrari stellt in Genf sein neues Top-Modell namens La Ferrari vor, den Nachfolger des legendären Enzo. Das limitierte Sondermodell, von dem lediglich 499 Stück gebaut werden, wird von einem Hy-Kers-System angetrieben. Der britische Hersteller McLaren zeigt den Nachfolger des bis 1997 gefertigten F1, den McLaren P1. Anders als beim Vorgängermodell treibt beim P1 ein 3,8-l-Doppel-Turbo-V8-Mittelmotor gemeinsam mit einem Elektromotor den zweisitzigen Sportwagen an. Doch der P1 soll in einer Kleinserie von nur 375 Stück gefertigt werden. Die britische Automarke Bentley hat in die komplett neu entwickelte Sportlimousine Flying Spur ihren leistungsstärksten Motor verbaut. Damit schafft es der Allrad-angetriebene Wagen innerhalb von 4,6 Sekunden von 0 auf 100 km/h - und auf die Höchstgeschwindigkeit von 322 km/h. Rolls-Royce feiert die Weltpremiere des Wraith und Lamborghini mit dem limitierten Modell Veneno sein 50-jähriges Firmenbestehen.

Von der europäischen Absatzkrise sind diese Hersteller nicht betroffen. Verkauft werden die Fahrzeuge neben Europa in den USA, Asien und Osteuropa. Doch Lösungen für eine breite, zukünftige Mobilität liefern diese Autos nicht.

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