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17.12.2015 | Bankenaufsicht | Schwerpunkt | Online-Artikel

Kreditwirtschaft begrüßt US-Zinsanhebung

verfasst von: Eva-Susanne Krah

3 Min. Lesedauer

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Die US-amerikanische Notenbank Federal Reserve hat die Leitzinsen erhöht. Was die deutschen Finanzverbände und Banker zu der Entscheidung sagen.

Mit der Anhebung der Leitzinses um 0,25 Prozentpunkte auf 0,25 bis 0,5 Prozent ist die Nullzins-Politik der US-Notenbank vorerst beendet. Janet Yellen, Chefin der Federal Reserve (Fed), verkündete die Entscheidung, die von Finanzexperten schon länger erwartet wurde, nach der Sitzung des Offenmarkt-Ausschusses am 16. Dezember 2015 in Washington. Dem ersten Zins-Schritt könnten nach den Erwartungen der Mitglieder des geldpolitischen Ausschusses (FOMC) im Jahr 2016 weitere folgen. Sie rechnen im Mittel mit einem Leitzins von 1,375 Prozent, was vier Zinserhöhungen im Jahr 2016 um je 0,25 Prozentpunkte entsprechen würde, wie "FAZ.net" schreibt.

Bankenverbände und Kreditinstitute reagieren positiv

Für Michael Kemmer, Hauptgeschäftsführer des Bankenverbandes (BdB), ist die Zinserhöhung der US-Notenbank "eine gute Nachricht". Sie zeige, dass die Fed dem konjunkturellen Aufschwung in den USA vertraue und dass sie die Folgen der Finanzkrise zum größten Teil als überwunden ansehe. Eine extrem expansive Geldpolitik darf aus Kemmers Sicht auch für die Europäische Zentralbank (EZB) nicht zum Normalzustand werden. Er argumentiert: "Wenn Wirtschaft und Finanzsystem hinreichend stabilisiert sind, ist klar, dass – wie jetzt in den USA – die Geldschwemme schrittweise eingedämmt werden muss."

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Georg Fahrenschon, Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands (DSGV), sieht in der Fed-Entscheidung einen "überfälligen Schritt hin zu einer Normalisierung der Zinslandschaft". Für die Sparer bedeute die Entwicklung jedoch "noch kein schönes Wetter". Wichtig sei nun, dass die Fed ihren Kurs beibehalte und die Kraft für weitere Zinsschritte finde. "Nur so kann der Ausstieg aus dem Nullzinsumfeld zunächst in den USA und später auch im Euro-Raum gelingen", verkündet Fahrenschon. Mit Spannung erwartet er die Reaktionen der Devisenmärkte und die internationalen Kapitalflüsse.

Für Andreas Bley, Chefvolkswirt beim Bundesverband der deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR), ist die Zinsanhebung die "wichtigste geldpolitische Entscheidung dieses Jahres". Spätestens nach dem Auslaufen des Anleihekaufprogramms im Jahr 2017 sollte aus seiner Sicht auch die EZB den Mut aufbringen, zur geldpolitischen Normalität zurückzukehren.

Steffen Kreuzkamp, Chief Investment Officer im Asset Management der Deutschen Bank, bezeichnete es als "gut, dass die Fed nun geliefert hat". Grundsätzlich gelte aber, dass die Unsicherheit in Bezug auf die Notenbankpolitik zunehmen werde. Investoren müssten sich daher auf unruhige Zeiten einstellen. Und Otmar Lang, Chefvolkswirt der Targobank, erwartet weitere US-Zinsschritte nicht vor Jahresmitte 2016. Als Folge der Zinserhöhung rechnet er damit, dass vor allem europäische Aktien profitieren werden.

Weiterhin niedrige Zinsen in Europa

Die EZB muss den Weg der US-amerikanischen Währungshüter nicht mitgehen. Im Gegenteil: Laut "Spiegel Online" schätzen Experten wie Marcel Fratzscher, Chef des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), mit Blick auf die europäischen Märkte, dass die EZB gezwungen sein könnte, "nochmals expansiver zu werden, um einen Zinsanstieg in der Eurozone zu verhindern". Bankmagazin-Herausgeberin Stefanie Burgmaier kommentierte im April 2015, dass EZB-Präsident Mario Draghi die Zinsen noch sehr lange Zeit niedrig halten könnte. "Viele Beobachter in Frankfurt rechnen damit, dass die Zinsen bis zum Ende der Amtszeit des Italieners im Oktober 2019 auf dem aktuellen Niveau bleiben werden", schrieb sie. Die Abweichungen in der Geldpolitik zeigten, dass sich die USA und Europa unterschiedlich schnell aus der Finanzkrise und ihren Folgen befreit haben.

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