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28.03.2014 | Bankstrategie | Schwerpunkt | Online-Artikel

Angst um die Kunde-Bank-Schnittstelle

3 Min. Lesedauer

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Eine neue Richtlinie weckt bei Kreditinstituten Sorgen, die Kontrolle über Zahlungsvorgänge zu verlieren. Die Häuser sollten jetzt handeln, um die Chancen zu nutzen.

Die vom EU-Parlament geplante Verabschiedung der neuen Zahlungsdiensterichtlinie (Payment Services Directive, PSD II) sorgt für Unruhe in der Finanzbranche. Das überarbeitete Regelwerk, das im Entwurf vorliegt, soll insbesondere der technologischen und geschäftlichen Entwicklungen der vergangenen Jahre Rechnung tragen. Der Gesetzgeber zielt auf die Förderung der Sicherheit, einen stärkeren Wettbewerb, verbesserten Verbraucherschutz und mehr Transparenz.

Im Zahlungsverkehr ist das Vertrauen in die Bank ungebrochen

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Im Rahmen der Verordnung sorgt besonders die geplante Einführung eines „dritten Zahlungsdienstleisters“ zwischen Kunde und Bank für Diskussionsstoff. Bisher genießt Online-Banking in Deutschland ein hohes Vertrauen, weil nur der Kunde die Zugangsdaten kennt. Die Schnittstelle zwischen Kunde und Bank gilt als sicher und wird daher von immer mehr Deutschen verwendet. Laut Fiducia, IT-Anbieter der Genossenschaftsbanken, nutzen aktuell 70 Prozent der regelmäßigen Internetnutzer den Computer für ihre Bankgeschäfte.

Um den Wettbewerb zu fördern, sollen Kunden beispielsweise Online-Zahlungsanbieter wie Giropay und Sofortüberweisung.de beauftragen können, Zahlungsaufträge in ihrem Namen gegenüber dem Kreditinstitut auszulösen. Besonders umstritten ist dabei die mit der Einführung des dritten Zahlungsdienstleisters erforderliche Öffnung der Schnittstelle zwischen diesem Unternehmen und dem Kreditinstitut. Denn in der PSD II ist nicht definiert, wer die rechtliche Verantwortung für die gemeinsam genutzte Schnittstelle trägt.

Neben Zahlungsanbietern wie Giropay fallen auch Kontoinformationsdienste unter die geplante neue Regelung. Bei diesen Diensten können Dritte elektronisch Kontoinformationen im Auftrag ihrer Kunden beim kontoführenden Zahlungsdienstleister abholen. Dies betrifft zum Beispiel Steuerberater, die im Auftrag ihrer Mandanten Kontoauszüge sammeln und verarbeiten. Ursprünglich ist die Öffnung vor allem für Anbieter von Internetzahlungen vorgesehen. Doch der Gesetzestext gibt alle technischen Dienstleister an, die Zahlungsauslösedienste und Kontoinformationsdienste anbieten. Die Mehrheit der Banken befürchtet, dass eine unkontrollierte Öffnung der Schnittstelle für dritte Zahlungsdienstleister die Sicherheit des bestehenden Systems gefährden und es zu zusätzlichen Betrügereien kommen könnte. Sie drängen daher auf ein Zertifikat für alle Zahlungsanbieter und eine vorgeschriebene Authentifizierung. Letztlich müssen sie jedoch die Entscheidungen des Gesetzgebers akzeptieren und können ihre Kunden nur vor den Risiken warnen.

Auch wenn durch dritte Zahlungsanbieter Risiken hinzukommen, wird gleichzeitig im Rahmen der PSD II die Sicherheit im Zahlungsverkehr gestärkt. So werden etwa die schärferen Meldevorschriften aus der Richtlinie für Netz- und Informationssicherheit sowie die Mindestanforderungen für Sicherheit im Internet- und Mobile-Payment integriert.

Neue Geschäftsfelder auch für Banken

Die PSD II wird voraussichtlich Anfang 2015 beschlossen. Doch darauf dürfen Kreditinstitute nicht warten. Sie müssen sich frühzeitig mit dem Thema auseinandersetzen, um ihre Wettbewerbsfähigkeit zu stärken. Statt am Ende nur auf die Vorgaben zu reagieren, müssen sie bereits jetzt agieren und sich mit den möglichen Auswirkungen, aber auch den neuen Chancen beschäftigen. Mehr Wettbewerb verspricht ein innovativeres und größeres Angebot, dass langfristig allen Markteilnehmern zu Nutze kommen wird. Denkbar ist, dass Banken selbst ein Geschäftsfeld als dritter Zahlungsdienstleister aufbauen, eine neue Zahlungsplattform schaffen oder mit Kooperationen ihren Einfluss auf neue Konstellation verbessern. Banken müssen sich PSD II zu Nutze machen, anstatt die Zügel aus der Hand zu geben.

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