Skip to main content

10.02.2016 | Bankstrategie | Nachricht | Online-Artikel

Deutsche Bank wird zum Sanierungsfall

verfasst von: Christian Kemper

2:30 Min. Lesedauer

Aktivieren Sie unsere intelligente Suche, um passende Fachinhalte oder Patente zu finden.

search-config
print
DRUCKEN
insite
SUCHEN
loading …

Europas Banken rutschen wieder in den Krisenmodus. Einige Institute werden die Niedrigzinsen und die Margenerosion sowie die Unsicherheiten an den Kapitalmärkten nicht überstehen, befürchten Experten.

Die führenden Geldhäuser Europas leiden noch immer unter den Folgen der weltweiten Finanzkrise. Sie müssen dringend die seit 2008 vielfach nur beiseitegeschobenen Trümmer aufräumen. Dazu zählt auch die Deutsche Bank. Das Institut musste 2015 einen Verlust nach Steuern von 6,8 Milliarden Euro verkraften. Daraufhin wurden den Mitarbeitern der Bonus und den Aktionären die Dividende gestrichen.

Sorge um Zahlungsfähigkeit drückt auf Aktienkurs

„Wir arbeiten hart daran, unsere Altlasten zu bereinigen“, kommentierte der Co-Vorstandsvorsitzende John Cryan die am 28. Januar 2016 veröffentlichten Bilanzzahlen. Der ab Mai 2016 alleinige Chef von Deutschlands größtem Geldhaus muss einen Totalumbau stemmen. Dazu zählen die Trennung von der Postbank, der Abbau von Filialen, der mehrheitliche Rückzug aus dem Investmentbanking sowie die Kündigung von Mitarbeitern und zahlreiche Rechtsstreitigkeiten. Am 9. Februar 2016 kamen noch Kapriolen des Aktienkurses hinzu, ausgelöst durch die Befürchtung von Marktteilnehmern, dass die Deutsche Bank hochverzinsliche Anleihen nicht zurückzahlen könnte. Die Aktie der Deutschen Bank verlor seit Jahresanfang rund 30 Prozent an Wert (Stand: 10. Februar 2016). Cryan musste mit beruhigenden Worten gegensteuern. Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble sprach in der Folge der Deutschen Bank sein Vertrauen aus. Aktuell wird kolportiert, dass das Geldhaus die Anleihen im großen Stil zurückkaufen könnte.

Bankgewinne in ganz Europa brechen ein

„Die Marktentwicklungen im vierten Quartal belasteten die Erträge der meisten großen Banken, insbesondere in Europa“, schreibt Cryan in seiner Botschaft vom 9. Februar 2016 an die Mitarbeiter der Deutschen Bank. So verbuchte die Credit Suisse im Jahr 2015 umgerechnet rund 2,7 Milliarden Euro Verlust. Bei der französischen Großbank BNP Paribas lag der Nettogewinn im vierten Quartal 2015 zwar bei 665 Millionen Euro, was allerdings einem Minus von rund 52 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum entspricht. Die italienische Unicredit konnte im vergangenen Geschäftsjahr ebenfalls einen Gewinn ausweisen, doch der fiel mit 1,7 Milliarden Euro rund 16 Prozent niedriger aus als im Vorjahr. Nur die UBS kam 2015 auf einen Vorsteuergewinn von umgerechnet fünf Milliarden Euro und damit auf ein sattes Plus von 123 Prozent.

Fusionswelle könnte ins Rollen kommen

„Die Geldhäuser haben das Vertrauen der Investoren verloren“, sagte Hans-Peter Burghof, Inhaber des Lehrstuhls für Bankwirtschaft und Finanzdienstleistungen an der Universität Hohenheim, im „Handelsblatt“-Interview. Die Banken hierzulande seien nicht profitabel genug. Der hohe Wettbewerbsdruck könnte zu Fusionen führen. „Alternativ muss die Regulierung maßvoller werden“, fordert Burghof. In jedem Fall sollten die Regulierer nicht mehr in die Geschäftsmodelle der Geldhäuser reinreden. 

print
DRUCKEN

Weiterführende Themen

Die Hintergründe zu diesem Inhalt

Das könnte Sie auch interessieren

01.02.2016 | Investmentbanking | Kommentar | Online-Artikel

Die Deutsche Bank probt Transparenz

18.01.2016 | Basel III | Nachricht | Online-Artikel

Banken müssen für dickere Kapitalpolster sorgen

21.01.2016 | Risikosteuerung | Nachricht | Online-Artikel

John Cryan kehrt Risiken aus