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20.08.2014 | Baubetrieb | Schwerpunkt | Online-Artikel

Baumaschinen sind Luftverschmutzer

verfasst von: Christoph Berger

3 Min. Lesedauer

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Messungen in Berlin haben ergeben, dass Baumaschinen die Luftqualität erheblich belasten. Kämen Dieselpartikelfilter flächendeckend zum Einsatz, würde das die Gesundheit und das Klima schützen.

Luftmessungen nahe der Großbaustelle zum John F.-Kennedy-Haus in Berlin ergaben, dass Abgase aus dieselbetriebenen Baumaschinen in erheblichem Maß der Gesundheit und dem Klima schaden. Derartige Maschinen sind in ganz Deutschland auf Baustellen im Einsatz.

Die Deutsche Umwelthilfe e.V. (DUH) und die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) hatten in der Nähe von zwei dieselbetriebenen Baggern Tests durchgeführt, von denen einer mit einem geschlossenen Dieselpartikelfilter ausgestattet war. Dabei wurde deutlich, dass die Abgasreinigung einen effektiven Schutz für Betroffene darstellt.

Gefahren sind schon lange bekannt

Dietmar Schäfers, Stellvertretender Bundesvorsitzender der IG BAU, sagt, die Gefahren wären bereits seit Jahren bekannt. Auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) habe Dieselabgase als klar krebserregend eingestuft. Bisher fehle es jedoch an Regelungen, die dem Schutz der Arbeitnehmer dienen, die tagtäglich in der Abgasfahne von dieselbetriebenen Maschinen arbeiten.

Die Kritik von DUH und IG BAU zielt dabei natürlich nicht nur auf Bagger ab. Auch von Radladern und Planierraupen gehe die Gefahr aus, auch bei diesen Gefährten würden keine ausreichenden Schutzmaßnahmen ergriffen.

Bisher wurden keine Maßnahmen ergriffen

Die beiden Institutionen fordern daher sowohl eine Überarbeitung der Technischen Regeln für Gefahrenstoffe 554, die den Schutz der Arbeiter auf halboffenen und geschlossenen Baustellen über einen verpflichtenden Einsatz von geschlossenen Dieselpartikelfiltern regelt, sowie die Aufnahme von Baumaschinen in die Bundesimmissionsschutzverordnung (35. BimSchV). Bislang hätten jedoch weder das zuständige Bundesministerium für Arbeit und Soziales noch das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB) diesbezüglich gehandelt.

Regelungen für öffentliche Ausschreibungen von Bauvorhaben existieren erst seit Kurzem und bislang auch nur auf Landesebene. Im November 2013 forderten die Länder den Bund in einem gemeinsamen Beschluss der Umweltministerkonferenz auf, nationale Leitlinien für die öffentliche Ausschreibung zu formulieren. Diese müssten nach Auffassung von DUH und IG BAU eine Filterpflicht für alle Maschinengrößen sowohl bei Bestands- als auch bei Neufahrzeugen enthalten.

Flächendeckende Filterpflicht wird gefordert

Gefordert wird eine flächendeckende Filterpflicht für alle Baumaschinen in Deutschland. Der Berliner Senat und die Deutsche Bahn müssten ihre Regelungen für ihre Ausschreibungen dementsprechend überarbeiten. Gleiches gelte für die Landesministerien in Bremen und Baden-Württemberg, die derzeit an Vorgaben für den Einsatz emissionsarmer Baumaschinen arbeiten.

Die ultrafeinen Partikel der Dieselabgase aus Baumaschinen sind weniger als 0,1 Mikrometer groß und für das bloße Auge nicht erkennbar. Die Organisationen betonen, dass ein wissenschaftlicher Konsens darüber bestehe, dass die Teilchen Herzkreislauferkrankungen, Krebs, Atemwegskrankheiten und Allergien verursachen.

Vor allem Baustellenarbeiter sind betroffen

Da Baustellenarbeiter in besonderem Maße Dieselabgasen ausgesetzt seien, würden sie nahezu doppelt so häufig an Lungenkrebs und chronisch obstruktiven Lungenerkrankungen leiden wie die Allgemeinbevölkerung. Schon aus Gründen des Arbeits- und Gesundheitsschutzes sei es deshalb dringend notwendig, die Emissionen aus Dieselmotoren immer so gering wie möglich zu halten.

„Die Luft im Arbeitsumfeld von Baumaschinen, die über keine Partikelfilter verfügen, ist um bis zu zwanzig Mal mehr mit gefährlichen Abgasen belastet. Jemand, der sich hier regelmäßig oder über einen längeren Zeitraum aufhält, setzt seine Gesundheit auf Spiel“, erklärt der Experte für Luftreinhaltung Axel Friedrich. Er führte die Messungen mit einem mobilen Partikel-Anzahlmessgerät durch.

In anderen Ländern wie der Schweiz sowie in bestimmten Bereichen des Arbeitsschutzes ist eine Filterpflicht bereits seit Jahren gesetzlich verankert. Diese Regelungen müssten auch auf dieselbetriebene Baumaschinen ausgeweitet werden.

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