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12.03.2015 | Finance + Banking | Schwerpunkt | Online-Artikel

Eine riskante Geldschwemme

verfasst von: Andreas Nölting

2 Min. Lesedauer

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Der milliardenschwere Kauf von Staatsanleihen durch die Europäische Zentralbank ist gefährlich. Unternehmen benötigen einen verlässlichen geldpolitischen Rahmen, um Vertrauen zu gewinnen.

Das neue Zeitalter begann am 09. März 2015 um 9 Uhr. Von diesem Montag an startet die Europäische Zentralbank mit dem angekündigten Kauf von Staatsanleihen. 60 Milliarden Euro wollen die Zentralbanker so in die Märkte pumpen – jeden Monat bis mindestens Ende September 2016. Mit dieser Milliardenflut will die EZB die marode Wirtschaft ankurbeln und die zuletzt gefährlich niedrige Inflation anheizen. Das frische Geld soll über Geschäftsbanken an die Unternehmen gelangen.

Ein riskantes Unterfangen. „Das größte geldpolitische Experiment in der Geschichte des Euro“ nennt die Frankfurter Allgemeine Zeitung das Programm von EZB Präsident Mario Draghi. Zwar könnte das Programm den Unternehmen in ganz Europa helfen, leichter Zugang zu Kredite zu erhalten. Und auch der niedrige Eurokurs, der sich der Parität mit dem Dollarkurs nähert, hilft der exportorientierten Wirtschaft, gegenüber dem asiatischen oder amerikanischen Wirtschaftsraum wettbewerbsfähiger zu werden. Doch bisher ist die Geldschwemme noch nicht in der realen Wirtschaft angekommen und flutet nur die Immobilien- und Aktienmärkte. So entstehen Risiken für neue Preisblasen.

Ein Zeichen der Schwäche

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Die EZB sendet mit ihrem Not-Programm und dem dadurch immer schwächeren Eurokurs zudem ein negatives Signal an die internationalen Finanzmärkte. „Der Wechselkurs einer Währung ist eine der am meisten beachteten wirtschaftlichen Bezugsgrößen eines Landes“, schreibt Finn Marten Körner im aktuellen Springer-Buch „Wechselkurse und globale Ungleichgewichte“. Der Wechselkurs diene als Maßstab für die Bewertung des Geldes einer Ökonomie relativ zum Ausland. Kurz: Ein starker Wechselkurs wird als Zeichen der Stärke einer Wirtschaft interpretiert, ein schwacher Kurs sendet Zweifel am Zustand einer Volkswirtschaft.

Für Unternehmen ist eine solch unüberschaubare Situation enorm gefährlich. Denn ihr gesamtes Business-Szenario kann über Nacht obsolet werden. „Internationale Kapitalströme ändern äußerst schnell ihre Richtung, wenn wirtschaftspolitische Probleme eines Landes wie falsche politische Steuerungsmechanismen dazu führen, dass sich wichtige Indikatoren verschlechtern“, schreibt Professor Eckart Koch in dem Buch „Globalisierung: Wirtschaft und Politik – Chancen, Risiken, Antworten“ auf Seite 185.

Fehlendes Vertrauen in die Geldpolitik

Unternehmen können nur effizient arbeiten, investieren und einstellen, wenn ihnen ein verlässlicher geldpolitischer Rahmen zur Verfügung gestellt wird. Der milliardenschwere Kauf der Staatsanleihen durch die EZB wirkt allerdings wie eine Maßnahme, die aus der Not geboren ist. Eine derart unkonventionell erscheinende Geldpolitik ist für die Vertrauensbildung wenig förderlich.

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