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03.02.2014 | Public Relations | Schwerpunkt | Online-Artikel

Lügendetektor für Social-Media-Inhalte

verfasst von: Michaela Paefgen-Laß

2:30 Min. Lesedauer

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Wahrheit oder Gerücht? Ein Forschungsprojekt will jetzt die Vertrauenswürdigkeit von Social-Media-Inhalten besser beurteilen können.

Gerüchte gelten als das älteste Massenmedium der Welt. Nichts verbreitet sich schneller als eine starke Geschichte mit Unterhaltungswert und Schockpotential. Sie bereichern den Alltag um den Kitzel des Ungewissen und Sensationellen. Und mehr noch: Das Gemeinschaftserlebnis des Tratschens stärkt Psychologen zufolge den Gruppenzusammenhalt. Seit der digitalen Revolution verbreiten sich Halbwahrheiten, Lug und Trug jedoch mit ungeheurer Rasanz im Internet und in den Netzwerken. Nach Fakten, journalistischer Recherche und wissenschaftlichen Belegen fragt beim Teilen kaum jemand. Die Urheber sind häufig anonym oder nicht mehr ermittelbar und so wird das Ungeheuerliche zur herrschenden Maßeinheit für den viralen Erfolg eines Gerüchtes.

Mit Big-Data Internet-Gerüchten auf der Spur

Die private Modul Universität Wien will dem jetzt entgegenwirken mit einem Lügendetektor für Social-Media-Inhalte. "Pheme", so der Name des zu Jahresbeginn gestarteten EU-Forschungsprojektes, kombiniert linguistische und grafische Methoden mit Technologien zur Big-Data-Analyse. Es geht um die Vertrauenswürdigkeit von sich schnell verbreitenden Inhalten, den so genannten Internet-Memes. Das Projektteam will dem Wahrheitsgehalt dahinter über die sozialen Kontexte der Nutzer auf die Spur kommen.


Dazu werden Gerüchte den Kategorien Spekulation, Kontroverse, MIssinformation oder Desinformation zugeordnet und mittels Sprachtechnologien, Web Science, Netzwerkanalyse und modernen Visualisierungstechniken aufgelöst. "Traditionelle Medien verlieren derzeit ihre Informationshoheit. Da wird aus einer Mücke rasch auch mal ein Elefant - oder aus einem Nieser die Angst vor einer globalen Pandemie", so der Leiter des Instituts für Neue Medientechnologie, Arno Scharl. Doch kochen Dementi die Gerüchteküche runter?

Dementi halten Web-Gerüchte am Leben

Mitnichten, weder die Verifizierung noch die Falsifizierung einer ungesicherten Nachricht verhindert deren weitere Streuung. Davon ist Katrin Bruns in ihrem Buchkapitel "Unheimliche Botschaften: Strategien des Leaking im Netz“ überzeugt. Anhand der Gerüchte um ein Foto aus dem Situation-Room im Weißen Haus während Osama Bin Ladens Ermordung kommt die Autorin zu dem Schluss: "Jeder Versuch der Unterdrückung von Information und Aufklärung, jedes Dementi und jede Richtigstellung setzt neue Verbreitungsdynamiken in Gang“ (Seite165). Das Gerücht bestätigt sich laut Bruns somit als Paradox, das unaufhörlich um sich selbst kreist und an dem sich jeder beteiligen kann ohne selbst Verursacher oder Informant zu sein (Seite 182).

Agnes Urban und Tamas Bodoky erklären in "The Impact of Facebook on News Consumption“ diesen Prozess mit "Social filtering“, also der Einschätzung der Masse aller Netzwerk-Nutzer. Ihnen gehe es weniger um das Erstellen neuer Inhalte in Form von Bürger-Journalismus als vielmehr um das Teilen vorhandener Inhalte. "The role of users in distribution, however, appears to be more significant than their role in content creation. Social filtering has a greater impact on the news market than citizen journalism.“ (Seite 806) Und so bleibt im Netz lebendig, was andernorts längst widerlegt ist.

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