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2012 | Buch

Steuerung durch Regeln

Managementforschung 22

herausgegeben von: Peter Conrad, Jochen Koch

Verlag: Gabler Verlag

Buchreihe : Managementforschung

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Über dieses Buch

Managementforschung informiert jährlich über neueste Erkenntnisse und Trends der wissenschaftlichen Diskussion.

Band 22 (2012) enthält Beiträge zu folgenden Themen:

§ Formalisierung und Wohlbefinden am Arbeitsplatz

§ Regulatorische Unsicherheit und private Standardisierung

§ Die Bedeutung des institutionellen Gründungskontexts für die Übernahme der Richtlinien des Deutschen Corporate Governance Kodex

§ Eine anomietheoretische Analyse des Managements von Innovativität in Organisationen

§ Abusive Supervision als stabile Ko-Konstruktion dysfunktionaler Beziehungsrealität

§ Regelsysteme in grenzüberschreitenden Geschäftsbeziehungen

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter
Formalisierung und Wohlbefinden am Arbeitsplatz: Neue Perspektive auf eine Kontroverse
Zusammenfassung
In der Organisationsliteratur besteht Uneinigkeit über die Wirkungsweise von Formalisierung auf individuelles Wohlbefinden am Arbeitsplatz. Zwei widersprüchliche Sichtweisen – eine negative und eine positive – lassen sich unterscheiden. Nach der negativen Sichtweise wirkt sich Formalisierung negativ auf Wohlbefinden aus, da diese den Freiheitsgrad der Mitarbeiter reduziert und sich Mitarbeiter in der Folge fremdbestimmt fühlen. Gemäß der positiven Sichtweise strukturieren und leiten Regeln die Arbeit, reduzieren Unsicherheit und wirken sich deshalb positiv auf Wohlbefinden aus. Beide Sichtweisen finden empirische Unterstützung. In diesem Beitrag werden wir die bestehende Kontroverse durch eine neue Linse betrachten und untersuchen, unter welchen Bedingungen sich selbst ein hoher Grad an Formalisierung nicht negativ auf Wohlbefinden auswirkt. Wir argumentieren erstens, dass die Art der Regelumsetzung eine entscheidende Rolle spielt. Zweitens moderieren Merkmale des Arbeitskontextes die Wirkung von Formalisierung auf Wohlbefinden. Auf der Grundlage von 30 halb-strukturierten Tiefeninterviews mit Mitarbeitern eines international tätigen Schweizer Pharmakonzerns entwickeln wir ein kontextbezogenes Messinstrument für Regelumsetzungsmuster. Mithilfe einer schriftlichen Vollbefragung im gleichen Unternehmen können wir die unterschiedliche Wirkungsweise der identifizierten Regelumsetzungsmuster auf Wohlbefinden validieren. Zudem bestimmen wir auf der Grundlage der Interviews zwei moderierende arbeitsbezogene Kontextfaktoren: die Art der Austauschbeziehung mit Vorgesetzten und die Einstellung zur Organisation. Diese werden ebenfalls in der quantitativen Untersuchung überprüft. Es stellt sich heraus, dass selbst hinderliche Regelumsetzungsmuster das Wohlbefinden am Arbeitsplatz dann nicht tangieren, wenn die Mitarbeiter sich in einer unterstützenden Austauschbeziehung mit den Vorgesetzten sehen oder sich stark mit der Organisation identifizieren. Dahingegen bleibt der negative Zusammenhang zwischen hinderlicher Regelumsetzung und Wohlbefinden bestehen, wenn die Beziehung zum Vorgesetzten als instrumentell erlebt wird.
Harmonie Sauer, Antoinette Weibel
Regulatorische Unsicherheit und private Standardisierung: Koordination durch Ambiguität
Zusammenfassung
Steuerung durch Regeln bedeutet den Versuch, fundamentale durch regulatorische Unsicherheit zu ersetzen und so die Handlungen verschiedener Akteure zu koordinieren. Eine Form von regulatorischer Unsicherheit sind dabei die jeder Regel inhärenten Ambiguitäten, die den Versuch Unsicherheit zu reduzieren zumindest teilweise konterkarieren. Am Beispiel privater Standardisierungsbemühungen im Bereich des Urheberrechts versucht sich der vorliegende Beitrag an einer Beantwortung der Frage nach dem Zusammenhang zwischen dem Ausmaß regulatorischer Unsicherheit und der Koordinationswirkung einer Regel. Hierzu wird die regulatorische Konversation rund um eine konkrete Regel – dem Creative-Commons-Lizenzmodul der „nicht-kommerziellen Nutzung“ – sowohl hinsichtlich ihres organisationalen Entstehungskontextes (Regelsetzung) als auch im Zusammenhang mit der Adoption und Diffusion dieser Regel (Regelanwendung) analysiert. Es zeigt sich dabei, dass regulatorische Unsicherheit nicht notwendigerweise zur Ineffektivität oder gar Dysfunktionalität von Regeln führen muss, sondern auch produktiv genutzt und als eine, der Koordination dienliche, Leerstelle interpretiert werden kann. Im Ergebnis trägt die Ambiguität der hier untersuchten Regel entscheidend zu ihrer Verbreitung sowie zur Effektivität ihrer Steuerungswirkung bei.
Leonhard Dobusch, Jakob Kapeller
Imprinting und Regelkonformität – Die Bedeutung des institutionellen Gründungskontexts für die Öbernahme der Richtlinien des Deutschen Corporate Governance Kodex
Zusammenfassung
Das Argument der Prägung von Organisationen durch das institutionelle Umfeld zum Zeitpunkt der Gründung ist in der Organisationsforschung weitgehend akzeptiert. Unser Beitrag basiert auf diesem Argument und verbindet die Theorie des Imprintings mit der Corporate-Governance-Forschung.Der Fokus unseres Artikels liegt auf der Wirkung der institutionellen Rahmenbedingungen verschiedener Gründungsepochen auf das Verhalten von Aktiengesellschaften im Hinblick auf die Empfehlungen des Deutschen Corporate Governance Kodex im Zeitraum zwischen 2002 und 2008. Die Ergebnisse unserer Untersuchung zeigen, dass sich Organisationen in Abhängigkeit ihrer Gründungsepoche und der damit verbundenen Vorstellung einer „guten“ Unternehmensführung im Ausmaß ihrer Entsprechung mit den Empfehlungen des Kodex unterscheiden.
Anne Galander, Simon Oertel, Peter Walgenbach
Abweichung als problematische Konvention: Eine anomietheoretische Analyse des Managements von Innovativität in Organisationen
Zusammenfassung
Der Beitrag beschäftigt sich mit der zunehmend eingeforderten Innovativität von Organisationen. Innovativität wird dabei als permanente Erwartung an Beschäftigte und Organisationen verstanden, von herkömmlichen Regeln und Normen der Leistungserstellung abzuweichen und als eine Form „konventioneller Devianz“ konzeptualisiert. Damit verknüpft der Beitrag die organisationale Innovationsproblematik mit der analytischen Perspektive der Theorien abweichenden Verhaltens. Im Besonderen werden die institutionellen Rahmenbedingungen der gezielten Hervorbringung von Innovativitôt in Organisationen aus einer anomietheoretischen Perspektive rekonstruiert. Dazu wird die output- bzw. marktorientierte Steuerung individueller Arbeitsleistung als verbreitetes Mittel der Forcierung innovativen Verhaltens als anomische Konstellation analysiert und in Hinblick auf mögliche Konsequenzen diskutiert. Innovativitôt wird dabei als Konvention der Abweichung beschrieben, deren Forcierung durch output- und marktorientierte Leistungssteuerung auch über- und unterkonforme Verhaltensweisen hervorrufen und so die „Normalitôtsgrenzen“ der organisationsseitig erwünschten Abweichung in problematischer Weise überschreiten kann.
Gabriele Faßauer
Abusive Supervision als stabile Ko-Konstruktion dysfunktionaler Beziehungsrealität
Zusammenfassung
Der vorliegende Beitrag beschäftigt sich mit Abusive Supervision. Gemeint ist Vorgesetztenverhalten, welches als anhaltend feindselig wahrgenommen wird. In Abgrenzung zur bislang üblichen Konzeption als (dysfunktionaler) Führungsstil versteht dieser Beitrag das Phänomen als stabiles konfliktäres Beziehungsmuster. Im Mittelpunkt der Überlegungen steht die Frage, woraus ein solches Muster seine Stabilität bezieht, besitzt es doch nachweislich negative Wirkungen auf adressierte Mitarbeiter sowie die Organisation. Die Antwort wird in (Sensemaking-)Prozessen der individuellen Erwartungsgeneralisierung und Realitätskonstruktion gesehen, die auf beiden Seiten der Interaktion stattfinden und sich wechselseitig beeinflussen und stabilisieren. Ist Abusive Supervision einmal etabliert, reguliert es über die stabilisierte Beziehungsstruktur den Fortgang des Führungsgeschehens. Konsequenzen dieser Überlegungen werden schließlich für die zukünftige Abusive Supervision Forschung ebenso diskutiert, wie für den praktischen Umgang.
Stefan Klaußner
Regelsysteme in grenzüberschreitenden Geschäftsbeziehungen
Zusammenfassung
Der vorliegende Beitrag versteht sich als Anstoß und konzeptionelle Grundlage für eine – auf längere Sicht zu entwickelnde – Theorie der Governance globaler Geschäftsbeziehungen. Ausgehend von der Territorialität nationaler Rechtssysteme wird eine institutionelle Lücke in grenzüberschreitenden Transaktionen identifiziert, die einen Mangel an staatlich garantierter Rechtssicherheit für ökonomische Akteure mit sich bringt.Fehlende Rechtssicherheit stellt für Unternehmen in komplexen globalen Geschìftsbeziehungen eine große Herausforderung dar, sind sie doch in besonderem Maße mit Konflikten konfrontiert, die aus unvollstìndigen Vertrìgen sowie kulturell und sprachlich bedingten Missverstìndnissen resultieren. Es wird die Frage nach der Reduktion von Transaktionsunsicherheit in solchen Geschìftsbeziehungen aufgeworfen. Aufbauend auf den sozial- und erkenntnistheoretischen Grundlagen der Grounded Theory-Methode nach Strauss und Corbin und unter Berücksichtigung bestehender Ansìtze aus dem Bereich der Ökonomie sowie der Wirtschafts- und Rechtssoziologie erfolgt die Entwicklung eines konzeptionellen Rasters zur Analyse von Regelsystemen in globalen Geschìftsbeziehungen. Anhand des empirischen Beispiels globaler Softwareentwicklungsprojekte wird das heuristische Potenzial des Analyserahmens verdeutlicht und aufgezeigt, dass die Reduktion von Transaktionsunsicherheit in globalen Transaktionen nur durch ein komplexes Zusammenspiel multipler Governance-Mechanismen mÖglich ist. Daraus wird die Notwendigkeit abgeleitet, dass zukünftige Theorieentwicklung, die dieser Beitrag anzustoßen versucht, bei den Beziehungen zwischen Regelsystemen ansetzen sollte.
Jörg Freiling, Holger Nieswandt
Backmatter
Metadaten
Titel
Steuerung durch Regeln
herausgegeben von
Peter Conrad
Jochen Koch
Copyright-Jahr
2012
Verlag
Gabler Verlag
Electronic ISBN
978-3-8349-4349-1
Print ISBN
978-3-8349-4348-4
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-8349-4349-1

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