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2023 | Buch

Translation in der Nanomedizin

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Über dieses Buch

Als Bereich der Entwicklung und Verwendung von Nanotechnologien zur Heilung von Krankheiten ist die Nanomedizin eng mit den Erwartungen auf die Verwirklichung des Potentials der Nanotechnologien zur Verbesserung der menschlichen Gesundheit einerseits und zur Gewährleistung des gesellschaftlichen Wohlstandes andererseits verbunden. Ziel dieser Rhetorik ist es, die Einbeziehung der Nanomedizin in die soziale Arbeit unterschiedlicher Akteure zu normalisieren. Die Translation in der Nanomedizin ist der Ausdruck, der eine solche Entwicklung bezeichnet.

Auf der Grundlage der Theorie der Relation wird diese Translation empirisch mit Hilfe von Topic-Modell-Verfahren untersucht. Dabei zeigt sich, dass die Translation in der Nanomedizin, welche als Weg "par excellence" zur effizienteren Heilung von Patienten vorgesehen war, im Laufe der Zeit insbesondere zur Formalisierung des Verhältnisses zwischen Krankheiten und Menschen zum Zweck der Verdatung eines solchen Verhältnisses verwendet wird.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter
Kapitel 1. Die Nanomedizin in den Leitmedien der Presse
Zusammenfassung
Weil die Nanotechnologien vorauseilend einen bedeutsamen Durchbruch in der technischen Entwicklung der industriellen Gesellschaften ankündigen, ist zu Beginn ihrer Entwicklung allseits erwartet worden, dass sie nicht lange auf die Aufmerksamkeit der Medien würden warten müssen, die dann wiederum in der Öffentlichkeit für die Nanotechnologien werben und so zu ihrer erfolgreichen gesellschaftlichen Verbreitung beitragen würden. Der Präfix „Nano“, der in vielen Science-Fiction-Büchern und -Magazinen auftaucht, könnte zudem zumindest mittelbar dabei helfen, die Nanotechnologien und ihre Teilbereiche zu attraktivieren bzw. das Interesse der Öffentlichkeit für solche Technologien zu wecken. Im Bereich der Nanomedizin würde eine solche Erwartung auf umso mehr Zuspruch stoßen, als die Nanotechnologien, die für Anwendungen in der Nanomedizin entwickelt werden, die Gesundheit der Menschen betreffen; ein Gut, dem in unseren modernen Gesellschaften bekanntlich ein hoher Wert beigemessen wird. In diesem Kapitel wird deshalb gefragt, ob die Nanomedizin für Schlagzeilen in den Leitmedien der Presse in den letzten zwanzig Jahren gesorgt hat. Diese Frage ist von besonderer Relevanz, weil die Prominenz der Berichterstattung zur Nanomedizin über den Einfluss der Medien auf die Entwicklung der Nanomedizin, die Akteure der Nanomedizin und die Translation in diesem Bereich informiert.
Christian Papilloud, Eva-Maria Schultze
Kapitel 2. Die Translation im Kontext der Nanotechnologien
Zusammenfassung
Der Wunsch zur Translation im Bereich der Nanomedizin entsteht aus dem entsprechenden Wunsch zur Translation im allgemeinen Bereich der Nanotechnologien, der während der ersten öffentlich bedeutsamen Kampagnen zur Förderung der Entwicklung von Nanotechnologien in den Vereinigten Staaten und in Europa formuliert wird. Unterstützt wird ein solcher Wunsch maßgeblich von politischen Instanzen weltweit, besonders jedoch von politischen Instanzen aus den Vereinigten Staaten und Europa und zwar zum Vorteil einer Satellisierung der Wissenschaft und der Wirtschaft durch Instanzen der politisch orientierten Relationsstruktur. Mit Blick auf die Translation in der Nanomedizin zielt eine solche Satellisierung darauf ab, ein Umfeld koordinierten Miteinanders zu schaffen, um die bislang lose Kooperation zwischen Wirtschaft und Wissenschaft zu fördern und die Standardisierung nanotechnologischer Produkte und Dienstleistungen voranzubringen, um sie auf dem Gesundheitsmarkt zu platzieren. Zur Unterstützung dieser Strategie entwickeln die politischen Instanzen eine bedeutsame Formalisierungsarbeit, die auf die Förderung der Mobilisation von Akteuren und Kollektiven und die Versammlung dieser Akteure und Kollektive hinter ihren Translationsansatz abzielt. Eine solche Satellisierungsarbeit führt jedoch zu Widerständen und Verhinderungsstrategien, die wiederum von den politischen Instanzen Anpassungen ihrer Satellisierungsstrategie verlangen. In diesem Zusammenhang wird für die politischen Instanzen immer deutlicher, dass die Nanomedizin den Kontext darstellen könnte, in dessen Horizont ihre Satellisierung verspricht am erfolgreichsten durchgeführt zu werden.
Christian Papilloud, Eva-Maria Schultze
Kapitel 3. Ausgangslage der Translation in der Nanomedizin
Zusammenfassung
2005 unterstüzt die Europäische Kommission die Gründung der European Technology Platform on Nanomedicine (ETPN). Der ETPN obliegt fortan die Aufgabe, am Translationsansatz in der Nanomedizin zu arbeiten und so zur Gewährleistung des vonseiten politischer Instanzen in Europa unterstützten Translationsansatzes in der Nanomedizin beizutragen. In diesem Kapitel wird erzählt, wie ETPN den Translationsansatz in der Nanomedizin aufgreift und diesen Ansatz im Laufe der Jahre, also von 2005 bis 2013, umformuliert. Basierend auf einer Definition von Translation, die vorsieht, dass in der Medizin besonders die Zusammenarbeit in der Grundlagenforschung zu fördern ist, um gezielt die klinische Praxis unterstützend zu beschleunigen, erweitert ETPN diese Definition von Translation um eine wirtschaftliche Komponente, die üblicherweise bei der Definition von Transfertechnologien Berücksichtigung findet. Mit der Zeit der Jahre wird dieses wirtschaftliche Merkmal der Translation in der Nanomedizin für ETPN zum Kern ihres Verständnisses von Translation. Dieses ökonomische Kernverständnis von Translation aufseiten der ETPN verwandelt die eher integrative Satellisierungsstrategie, die von der politisch orientierten Relationsstruktur unterstützt wird, in eine eher interventionistische Satellisierungsstrategie zur Förderung der Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Wirtschaft. Diese doppelte Veränderung – die Umwidmung der Translation in der Nanomedizin auf der einen und die veränderte Rolle von ETPN bei der Unterstützung des Translationsansatzes auf der anderen Seite – fällt in eine Zeit, in der sich die Industrien und großen Firmen aus der gemeinsamen Etablierung einer europäischen Nanomedizin beginnen zurückziehen, was zur Folge hat, dass es zu Schwierigkeiten bei der Finanzierung der Translation in der Nanomedizin kommt.
Christian Papilloud, Eva-Maria Schultze
Kapitel 4. Wissenschaftlich oder wirtschaftlich basierte Translation?
Zusammenfassung
Bei einem Teil der Mitglieder der European Technology Platform on Nanomedicine (ETPN) herrscht die Meinung vor, dass die Nanomedizin von wirtschaftlichen Akteuren und Vermittlungsinstanzen gesteuert werden sollte, da nur auf die Weise die Translation im Bereich der Nanomedizin tatsächlich erfolgen könne. Von der Wissenschaft könne nicht erwartet werden, dass sie ihre Forschung mit dem Ziel entwickelt, Produkte und Dienstleistungen zu generieren, die den Gesundheitsmarkt in absehbarer Zeit erreichen würden. Die Wissenschaft forscht vielmehr in alle Richtungen und dies produziert Redundanzen, die im Endeffekt zu wenigen, wenn nicht zu gar keinen Realisierungen führen, die dann auch den Patienten zugute kämen. Die Vertreter:innen einer solchen Meinung bei ETPN sprechen sich deshalb für eine verstärkte Förderung der Wirtschaft bei der Translation in der Nanomedizin aus, weil nur so die Redundanzen vermieden werden könnten, was wiederum gewährleisten würde, dass Produkte und Dienstleistungen aus der Nanomedizin auf den Gesundheitsmarkt gelangen und somit auch für die Patienten verfügbar sind. Diese Meinung spaltet die Akteure von ETPN, die sich deshalb um eine Kompromislösung bemühen.
Christian Papilloud, Eva-Maria Schultze
Kapitel 5. Translation durch Zirkulation der Akteure
Zusammenfassung
Als Denkfabrik bzw. Verein besteht die Mission der European Technology Platform on Nanomedicine (ETPN) darin, die europäische Gemeinschaft nicht nur über wirtschaftliche Entwicklungen im Bereich der Nanomedizin, sondern über alle möglichen strategischen Entwicklungen in diesem Bereich zu informieren, damit die ganze Breite an Akteuren und Instanzen, die auf dem Gebiet der Nanomedizin tätig sind, repräsentiert werden kann. Jede Abweichung von dieser Linie würde nicht nur die ETPN, sondern auch insgesamt die Europäische Kommission bei ihrer Politik im Bereich der Hochtechnologien destabilisieren. Vor diesem Hintergrund versucht die ETPN einen Weg zur Unterstützung der Translation in der Nanomedizin zu ebenen, der ihre Mission nicht gefährdet und gleichzeitig eine Spaltung ihrer Mitglieder in zwei Lager verhindert. In diesem Rahmen schlägt sie vor, einen Translation Advisory Board, kurz TAB, zu gründen, der für die Evaluation von Projektvorhaben im Bereich der Nanomedizin in Unterstützung des Translationsansatzes der ETPN verantwortlich wäre. Der TAB kommt nicht zufällig zustande, sondern er ist das Ergebnis sowohl von langjährigen Überlegungen und Debatten als auch von Kompromissen darüber, wie das praktische Problem der Vermarktung von nanotechnologischen Produkten und Dienstleistungen für die Medizin entlang der strukturellen Anforderungen von politischen Instanzen gelöst werden kann. In diesem Kapitel untersuchen wir, wie die ETPN einen solchen Beirat in Form des TAB aufbaut, wie im TAB gearbeitet wird und welche Ergebnisse aus dieser Arbeit für die Translation in der Nanomedizin resultieren.
Christian Papilloud, Eva-Maria Schultze
Kapitel 6. Schlußbetrachtung. Translation durch Präzisionsmedizin
Zusammenfassung
Die Arbeit des TAB zeigt, dass die Nanomedizin zur Translation kommen könnte, wenn sie in das Gewand der Nanotechnologien gekleidet, in Begleitung anderer Technologien verwendet und als marginaler Bestandteil der Key Enabling Technologies (KET’s) behandelt wird, die wiederum die vonseiten der ETPN angestrebte Translation stärker unterstützen können als es allein die Nanomedizin vermochte, weil die darunter zusammengefassten Technologien grundsätzlich weniger komplex sind und daher weniger finanziellen und strukturellen Aufwand bedürfen. Dementsprechend ändert sich auch der Fokus der Arbeit von Expertinnen und Experten am TAB, die sich nicht mehr nur auf die Nanomedizin zu konzentrieren haben, sondern alle möglichen technologischen Produkte berücksichtigen sollen, die sich im breiten Zusammenhang der Gesundheitsprodukte verorten lassen und den Gesundheitsmarkt – im Unterschied zu nanomedizinischen Produkten – mit besseren Aussichten auf Erfolg erreichen. Diese Schritte zeugen davon, dass die ETPN und mithin der TAB langsam von der Frage nach der Translation in der Nanomedizin Abstand nehmen, während sie gleichzeitig im Begriff sind, die Rolle der Nanomedizin für die Medizin und die Gesundheit umzudefinieren. Im Ergebnis dessen kann es nicht mehr darum gehen, mit der Nanomedizin schwere Erkrankungen und schwerste Krankheiten von Patienten effizienter zu therapieren, vielmehr muss die Nanomedizin als ein technologisches Dispositiv unter vielen anderen dazu beitragen, Daten über Pathologien bei Patienten zu sammeln, um so einerseits zum besseren Verständnis solcher Pathologien und ihrer präziseren Diagnostik und andererseits zur Beschaffung und Akquise exakter Informationen über die Entstehung, Entwicklung und Verbreitung solcher Pathologien unter der weltweiten Bevölkerung beizutragen.
Christian Papilloud, Eva-Maria Schultze
Metadaten
Titel
Translation in der Nanomedizin
verfasst von
Christian Papilloud
Eva-Maria Schultze
Copyright-Jahr
2023
Electronic ISBN
978-3-658-39836-1
Print ISBN
978-3-658-39835-4
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-39836-1

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    Die im Laufe eines Jahres in der „adhäsion“ veröffentlichten Marktübersichten helfen Anwendern verschiedenster Branchen, sich einen gezielten Überblick über Lieferantenangebote zu verschaffen.