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2009 | Buch

Unternehmensbewertung für substanzsteuerliche Zwecke

Eine empirische Analyse des Stuttgarter Verfahrens und alternativer Ansätze

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Inhaltsverzeichnis

Frontmatter
1. Einleitung
Auszug
Im Jahr 2005 existierten in der Bundesrepublik Deutschland 452.946 Gesellschaften mit beschränkter Haftung und 7.258 Aktiengesellschaften einschließlich der Kommanditgesellschaften auf Aktien. Nachdem die Vermögensteuer und die Gewerbekapitalsteuer seit 1997 nicht mehr erhoben werden, unterliegen Anteile an Kapitalgesellschaften, die einem Steuerpflichtigen nach § 2 Abs. 1 ErbStG zuzurechnen sind, nur noch der Erbschaft- und Schenkungsteuer. Die Steuerlast ergibt sich unter Berücksichtigung von Freibeträgen aus dem Steuersatz und der steuerlichen Bemessungsgrundlage. Grundsätzlich gilt für die Definition der Bemessungsgrundlage der Bewertungsgrundsatz des gemeinen Wertes. Dieser wird nach § 9 Abs. 2 Satz 1 und 2 BewG „durch den Preis bestimmt, der im gewöhnlichen Geschäftsverkehr nach der Beschaffenheit des Wirtschaftsgutes bei einer Veräußerung zu erzielen wäre. Dabei sind alle Umstände, die den Preis beeinflussen, zu berücksichtigen.“ Ein so definierter Verkehrswert lässt sich relativ leicht feststellen, wenn Informationen aus aktuellen Veräußerungen, wie etwa bei börsennotierten Unternehmen, vorliegen. Da jedoch nur 1.168 deutsche Unternehmen an einer deutschen Börsen gehandelt werden, muss für die überwiegende Mehrheit der Unternehmen ein Wert geschätzt werden.
2. Unternehmensbewertung für substanzsteuerliche Zwecke
Auszug
Es gibt eine Vielzahl von Anlässen, die eine Bewertung von unternehmerischem Vermögen auslösen. Neben den häufigsten Fällen, der Unternehmensübertragung und dem Gesellschafterwechsel, erfordert auch das Steuergesetz die Feststellung eines Unternehmenswertes. Nach der letztmaligen Erhebung der Vermögensteuer im Jahr 1996 ist die Erbschaftund Schenkungsteuer die einzige Steuerart in Deutschland, die das gesamte unternehmerische Vermögen mit einer Steuer belegt.
3. Einfluss wertbestimmender Faktoren auf die Differenz von Steuer- und Marktwert
Auszug
Ziel dieses Kapitels ist es, unternehmensendogene und -exogene Einflüsse auf Steuerund Marktwerte von Unternehmen zu untersuchen. Anhand von sechs durchschnittlichen Modellunternehmen verschiedener Branchen und Größen werden beide Werte ermittelt und die Differenz, die sog. Wertlücke, bestimmt. Anhand von Sensitivitätsanalysen wird verdeutlicht, welche Unternehmenstypen in welchen wirtschaftlichen Konstellationen von einer steuerlichen Unterbewertung im Vergleich zum Marktpreis profitieren und welche durch eine Überbewertung steuerlich diskriminiert werden. Als Marktpreis fungiert hierbei der Wert, der sich etablierten DCF-Verfahren zur Bestimmung des Unternehmenswertes ergibt. Diese Untersuchung ergänzt die in Abschnitt 3.2 vorgestellte betriebswirtschaftliche Literatur zur Regelbewertung des Stuttgarter Verfahrens. Die gewählte Untersuchungsmethodik knüpft an die Arbeit von Göllert und Ringling an, wird jedoch um die Unternehmenstypisierung und weitere Analyseziele erweitert.
4. Empirische Untersuchung der Differenz von Steuer- und Marktwert
Auszug
Das vorherige Kapitel hat verdeutlicht, dass das Stuttgarter Verfahren nur in seltenen Fällen zu einer Bewertung führt, die mit dem Wert des DCF-Verfahrens übereinstimmt. In der Regel liegt der steuerliche Wert deutlich unter dem potenziellen Marktwert nach DCF. Allerdings sind auch Konstellationen möglich, in denen das Stuttgarter Verfahren den Unternehmenswert höher schätzt als das DCF-Verfahren. Wie stark und wie häufig der steuerliche Unternehmenswert vom Marktwert abweicht, wurde in der Vergangenheit kaum untersucht. Diese Frage ist jedoch bedeutsam, soll doch durch das Stuttgarter Verfahren der gemeine Wert nach § 9 Abs. 2 BewG von Anteilen an Kapitalgesellschaften für erbschaftsteuerliche Zwecke geschätzt werden. Eine Darstellung der bisherigen Arbeiten zur Quantifizierung der Wertlücke von Steuer- und Marktwerten erfolgt in Abschnitt 4.2.
5. Steuerliche Unternehmensbewertung durch Multiples
Auszug
Die Bestimmung eines Unternehmenswertes lässt sich in der Modellwelt formal umsetzen, die praktische Anwendung gestaltet sich jedoch ungleich schwerer. Kapitalkosten, gerade unter Berücksichtigung von Steuern, oder zukünftige Cashflows lassen sich nur sehr schwer bestimmen bzw. prognostizieren. Eine der wichtigsten Bedingungen, die die Unternehmensbewertung für substanzsteuerliche Zwecke jedoch erfüllen muss, ist die praktische Umsetzbarkeit und die Erfüllung der verfassungsrechtlichen Vorgaben. Ziel dieser Bewertung ist es nicht, den Grenzpreis eines Käufers oder Verkäufers zu ermitteln, sondern gerade in Abwesenheit von Kaufverhandlungen eine möglichst marktnahe Schätzung vorzunehmen. Es wird also eine Best-Practice-Lösung gesucht.
6. Schlussbemerkung
Auszug
In dieser Arbeit wird das Stuttgarter Verfahren hinsichtlich der Fragestellung analysiert, ob durch die gegenwärtigen Rechtsvorschriften eine verfassungskonforme Bewertung von Anteilen an nicht notierten Kapitalgesellschaften erreicht wird bzw. werden kann. Dabei steht insbesondere die Höhe der Differenz von Steuerzu Marktwert im Vordergrund der Untersuchung. Die Analysen in Kapitel 3 beziehen sich auf sechs Modellunternehmen, die repräsentativ für je drei Handwerks- und drei Industrieunternehmen kleiner bis mittlerer Größe sind. Der Marktwert der Unternehmen wird auf Basis eines Discounted-Cashflow-Verfahrens, genauer des Adjusted-Present-Value-Ansatzes, bestimmt. Die Simulationen zeigen, dass die Spanne der steuerlichen Unterbewertung von rund 7,5% bis hin zu fast 69% gegenüber dem Marktwert reicht. Untersuchungen der Wirkungen einer Variation von wertbeeinflussenden Parametern, wie Kapitalkosten, Kapitalstruktur, Steuersätzen, Umsatzveränderungen und -wachstum verdeutlichen, dass auch bei ähnlich großen Unternehmen, die Differenz zwischen Steuer- und Marktwerten stark schwankt. Es zeigt sich, dass das Stuttgarter Verfahren nicht immer zu einer Unterbewertung führt, sondern für sehr plausible Konstellationen sogar Unternehmenswerte ermittelt, die über dem Marktwert liegen. Dies gilt insbesondere für Unternehmen mit einem hohen Kapitalbestand bei gleichzeitig relativ hoher Eigenkapitalquote.
Backmatter
Metadaten
Titel
Unternehmensbewertung für substanzsteuerliche Zwecke
verfasst von
Jens Müller
Copyright-Jahr
2009
Verlag
Gabler
Electronic ISBN
978-3-8349-9927-6
Print ISBN
978-3-8349-1287-9
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-8349-9927-6