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01.06.2023 | Wärme | Gastbeitrag | Online-Artikel

Das Rennen um den Milliardenmarkt Wärmepumpe hat begonnen

verfasst von: Oliver Golly

4 Min. Lesedauer

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Bauteile für Wärmepumpen sind vergleichsweise einfach zu fertigen. Wer sich in dem Skalierungsgeschäft durchsetzen will, muss große Stückzahlen kosteneffizient produzieren. Können Zulieferer aus Deutschland hier mithalten?

Der Verkauf der Wärmepumpensparte von Viessmann an den US-Wettbewerber Carrier sorgte hierzulande für großes Aufsehen. Mit dem Deal wankt auch die Erzählung, dass die deutsche Industrie, als selbsternannter Vorreiter der Transformation, zu den Gewinnern der Wärme- und Energiewende zählen wird. Der Verkauf führt vor Augen, dass der Wettbewerb im Kampf um den Zukunftsmarkt Wärmepumpe nicht zu unterschätzen ist. Fast parallel sorgt nun die Nachricht für Aufsehen, dass Rüstungsriese Rheinmetall plant, als Zulieferer für die Industrie aufzutreten – mit dem Fokus auf Kompressoren für die Wärmepumpe.

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Skalierungskampf mit harten Bandagen

Die strategische Entscheidung wirft die Frage auf, wie hoch oder niedrig die Eintrittsbarrieren rund um den Wärmemarkt von morgen überhaupt sind? Die reine Hardware ist ein knallhartes Skalierungsgeschäft, bei dem die bloße Stückzahl über langfristigen Erfolg entscheiden wird. Der schon heute absehbare Bedarf ist zweifelsohne groß, sodass hier Chancen bestehen für jene Unternehmen, die über ein gewisses Maß an technischem Know-how verfügen und dieses entschlossen skalieren. Die Wärmepumpe per se ist jedoch keine hochkomplexe Technologie. Über schiere Stückzahlen und Kosteneffizienz ist es möglich, sich hier noch aussichtsreich zu platzieren. In den kommenden Jahren sehen wir hier allerdings Druck, Kosteneinsparungen durch Skalierung an den Kunden weiterzugeben. Die Frage ist daher, ob Unternehmen gewillt und in der Lage sind, eine entsprechende Stückzahl in der Produktion abzubilden. Viessmann etwa ist in Deutschland ein Platzhirsch, international jedoch kein dominanter Player.

Ein Skalierungskampf mit harten Bandagen birgt für die Wettbewerber auch relevante Risiken. Klar ist jedoch auch: Die Entscheidung von Rheinmetall kann ein Fingerzeig für weitere Industriespieler sein. In Deutschland gibt es bekanntlich verschiedene Unternehmen, die über hohes Know-how und Fertigungskönnen im technischen- und Ingenieurbereich verfügen. Man denke hier beispielhaft an Granden der Automobilzuliefererindustrie. Kann ein Unternehmen wie Rheinmetall die Skalierung aufbauen, die notwendig sein wird, um gegen asiatische und nordamerikanische Wettbewerber zu bestehen? Diese Abwägung bleibt komplex, schließlich ist der Wärmemarkt längst ein globaler Wettbewerb, den verschiedene Player mit tiefen Taschen bereits besetzen möchten. Die Wachstumschancen werden weitere Spieler auf den Plan rufen, die über finanzielle Ressourcen verfügen, um hier eine Rolle zu spielen. Strategisch ist das Feld Wärmewende  natürlich von Interesse, es handelt sich um einen gigantischen Wachstumsmarkt.

Welche Unternehmen könnten aufspringen?

Um im neu entstehenden Ökosystem um die Wärmepumpe eine Rolle spielen zu können, werden mögliche Interessenten alsbald die Weichen stellen müssen. Strategisch logisch ist der Schritt auch für Kühlgeräteanbieter aber auch für Heizungshersteller. Bei den Kühlgeräten dominieren derzeit die asiatischen Anbieter, bei den Heizungsbauern sind in Deutschland heimische Spieler präsent. Insofern scheint es folgerichtig, dass hiesige Größen wie Bosch oder Vaillant ankündigen, in diesem Bereich Produktionskapazitäten auszuweiten.

Bauteile wie Kompressoren sind nicht hochkomplex. Diese stellen zwar technologisch das Herz der Wärmepumpe dar, doch auch hier gibt es keine echten Burggräben gegenüber neuen Wettbewerbern. Für Spieler aus der Zuliefererindustrie bestehen demzufolge durchaus Chancen. Ohne Zweifel herrscht vielerorts – besonders im Bereich Automobilzulieferer – auch entsprechender Transformationsdruck. Neue Batterie-, Software- oder Vernetzungstechnologien zwingen Hersteller, das eigene Geschäftsmodell neu zu sortieren. Ein Selbstläufer wird das Projekt Wärmewende aufgrund des Konkurrenzkampfs für Anbieter nicht.

Chancen dank Produktions-Know-how

Technische Fähigkeiten, Fertigungstiefe und Produktions-Know-how zeichnen den Standort Deutschland seit jeher aus. Insofern sind die Chancen, als Technologieplayer im Ökosystem eine Rolle zu spielen durchaus gegeben. Ähnliche Merkmale finden sich jedoch auch in Japan, China, Korea den USA und anderen Standorten. Risiken wie hohe Energiekosten oder komplexe Bürokratie sind in den letzten Monaten bereits heiß diskutiert worden. Hier mussten wir bereits Standortverlagerungen beobachten. Nur mit hohem Engagement können Angreifer das Thema Wärmewende zu einem ökonomischen Erfolg machen.

Die Wärmewende wird in Deutschland hohe Kosten verursachen, jedoch sollte es wirtschaftspolitisch ein Ziel bleiben, Teile der Wirtschaftsleistung in Deutschland zu behalten. Im Bereich der Hardware können verschiedene Player hier Chancen nutzen. Der Bereich der Steuerung – verbunden mit dem Komplex Smart Home – dürfte noch deutlich schwieriger durch einheimische Spieler zu besetzen sein. Mit Voranschreiten der Wärmewende dürften hier die Techriesen der USA Ansprüche anmelden, gegen die andere Konkurrenten kaum bestehen können.

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